19. Getanzt

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„Ich habe meiner Mutter bereits geschrieben, dass wir am dreiundzwanzigsten Dezember anreisen.“

„Ich soll Weihnachten in Malfoy Manor verbringen?! Das kann nicht dein Ernst sein!“ meckerte Harry, dem fast die Augen aus dem Kopf fielen. Malfoy sah ihn verständnislos an.

„Was denn, Narbengesicht? Glaubst du, ich bleibe nur wegen dir hier in Hogwarts? Vergiss es“ schnarrte er eingebildet, und Harry wusste, es hatte absolut keinen Sinn, darüber zu diskutieren. Malfoy hatte sich entschieden, über die Ferien nach Hause zu fahren, und wenn er diese nicht bewusstlos auf der Krankenstation verbringen wollte, musste er ihn wohl oder übel begleiten.

Seit ihrer seltsamen Versöhnung waren drei Wochen vergangen, die Harry als überraschend angenehm empfunden hatte.
Die Vorweihnachtszeit, mit all ihrem Glanz und ihren Lichtern zog anscheinend selbst den emotionslosen Eisprinzen in ihren Bann. Er wirkte ausgeglichener, fast schon gut gelaunt und auch sein Hass war nicht mehr so ungezähmt wie zuvor, sondern nur noch unterschwellig wahrnehmbar, als hätte Malfoy endlich die Kontrolle über diese Emotion erlangt.

„Aber…“ setzte er zu einem schwachen Versuch an, doch Malfoy unterbrach ihn einfach.

„Komm jetzt! Ich will nicht wegen dir zu spät zu Slughorn kommen! Wir müssen unseren Trank fertigstellen und da du eh zu unfähig bist, werden wir die volle Stunde brauchen, wenn wir ein ordentliches Ergebnis erzielen wollen“ meckerte er und zog ohne Vorwarnung energisch an Harrys Umhang, so dass er unbeholfen hinter ihm her stolperte und fast seine Schulbücher fallen ließ.

„Hey!“ rief er empört, doch der Blonde zerrte ihn einfach weiter.
„Ich kann selber laufen, Malfoy!“ grollte er und riss sich los.
„Ein Wunder…“ schnarrte dieser trocken und eilte voran.

Harry sah ihm kopfschüttelnd hinterher. Er genoss den Waffenstillstand zwischen ihnen. Noch immer verfolgten ihn diese Träume und er hielt sich größtenteils von seinen Freunden, vor allem von Ginny, fern, was den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass Malfoy von Tag zu Tag entspannter schien und sie besser miteinander auskamen als jemals zuvor.

Tief in seinem Inneren wusste er, dass es falsch und absolut scheiße von ihm war, Ginny das anzutun, denn er ahnte wie sehr sie unter der ungeklärten Situation zwischen ihnen litt. Doch er wusste noch immer nicht, wie er ihr gegenübertreten sollte. Außerdem brauchte er den Frieden mit Malfoy für sein eigenes Seelenheil, um zum ersten Mal seit Monaten zur Ruhe zu kommen und durchatmen zu können, wieder neue Kraft zu schöpfen.

Sein Zuhause in den Kerkern, Malfoys Gesellschaft, ihr gemeinsamer Alltag, all das gab ihm mitlerweile ein Gefühl der Sicherheit und Normalität.
Die Sehnsucht nach seinem früheren Leben in Gryffindor verblasste immer mehr. Er vermisste seine Freunde, doch gleichzeitig konnte er sich eine Rückkehr zu ihnen kaum noch vorstellen. Zu viel war passiert. Er begann, sein Schicksal an Malfoys Seite anzunehmen und zu aktzeptieren und ihm schien es, als erginge es dem Slytherin genauso.

Während des Brauens konnte er kaum seine Augen von Malfoy lassen. Dieser schien seine Blicke nicht zu bemerken, war vollkommen konzentriert auf das Schneiden der Zutaten. Seine feinen, blassen Hände strichen sanft über die längliche Wurzel, um sie vorm Zerkleinern vom Dreck zu befreien und Harrys Gedanken schweiften ab. Hitze breitete sich in ihm aus und ließ seine Wangen brennen, als er sich die zarten Berührungen an ganz anderen Körperstellen ersehnte.

Viel zu spät bemerkte er, dass Malfoys Blick fragend nach oben gewandert war.
Ertappt senkte er den Blick und räusperte sich schnell.
"Kannst..., du mir das Messer reichen, bitte?" krächzte er mit rauer Stimme und wusste, Malfoy hatte seine Gedanken längst erraten. Ein Grinsen schlich sich auf seine blassrosa Lippen.
"Wie gesagt. Du musst mich lediglich darum bitten."
"Was?" Harry war verwirrt. Redeten sie noch über das Messer?
Malfoy reichte ihm das Werkzeug.
"Du weißt genau, was ich damit meine, Potter."

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