21. Versklavt

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Während Harrys Gedanken noch immer Amok liefen, sah er wie versteinert zu, wie Malfoy zu seiner Mutter trat, um sie in den Arm zu nehmen.

„Mein Junge“ sagte sie sanft und strich ihm zärtlich über sein blondes Haar. „Ist es wirklich wahr? Potter ist dir ausgeliefert?“ fragte sie dann. Harry zuckte heftig zusammen.

„Ja, Mutter. Er ist vollkommen von meiner Gnade abhängig. Ich kann mit ihm tun und lassen, was ich will. Er kann sich mir nicht widersetzen“ schnarrte Malfoy mit einem dermaßen diabolischen Gesichtsausdruck, dass Harry schlecht wurde. Greybacks ekelhaftes, bellendes Lachen trug nicht dazu bei, dass er sich besser fühlte.

„Was für eine erfreuliche Wendung! Der ach so große Retter der Zauberwelt ist uns ausgeliefert. Die Karten werden neu gemischt“ lachte eine weitere Frau boshaft.

„Nicht uns, Tante Hectia“ antwortete Malfoy plötzlich mit einer Schärfe, die Harry erneut zusammenzucken ließ, „Er gehört ganz allein mir. Ich teile ihn nicht!“ zischte er giftig.

Greyback sah ihn plötzlich mit einem beängstigenden Funkeln in den gelben Augen an, welches Harry wünschen ließ, er könne eine Maus werden und sich schnellstens verkriechen.

„Potter ist also dein Sklave, Junge? Ich glaube dir nicht. Beweis uns, dass du die Wahrheit sagst! Es wäre nicht das erste Mal, dass du versagst“ knurrte er.
„Greyback!“ rief Narcissa empört, doch ein Blick der Bestie ließ sie augenblicklich verstummen. Es war nicht schwer zu erkennen, wer in diesem Haus das Kommando übernommen hatte.

Malfoy drehte sich zu Harry. Ihre Blicke trafen sich und plötzlich war seine ausdruckslose Maske verschwunden. Zurück blieb ein eindringlicher Blick, welcher ihn geradezu anflehte, jetzt nichts Dummes zu machen.

Und plötzlich begriff Harry.

Malfoy hatte ihn nicht verraten. Er versuchte gerade, ihnen das Leben zu retten. Er lieferte ein perfektes Schauspiel ab.
Ihm war völlig schleierhaft, warum Malfoy sich plötzlich gegen seine eigenen Leute stellte, doch er war vermutlich seine einzige Chance auf Rettung.
Auch wenn es ihm schwer fiel dem Slytherin nach allem, was sie durchgemacht hatten, zu vertrauen, so griff er dankbar nach jedem Strohhalm, dem Malfoy ihm in dieser Situation entgegenstreckte.

Noch immer ruhte dessen Blick eindringlich auf ihm und Harry begriff, wenn er nicht absolut glaubwürdig rüberbringen konnte, dass er Malfoy auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war, waren sie beide so gut wie tot. Greyback würde nicht zögern, sie genüsslich zu foltern und aus dem Weg zu räumen.
Das Einzige, was ihn scheinbar davon abhielt, endlich den Retter der Zauberwelt in seinen ekelerregenden Pranken zu zerquetschen, war, dass die Vorstellung eines willigen Potter-Sklaven ihn noch mehr reizte.

Er musste trocken Schlucken und sein Puls begann zu rasen.
Würden sie diese Scharade glaubhaft durchhalten? Konnte er sich so vor dieser Bestie erniedrigen?

Er konnte es vielleicht mit Greyback allein im Duell aufnehmen, doch die sechs anderen Zauberer im Raum sahen nicht so aus, als wären sie besonders gut auf ihn zu sprechen, nachdem er ihren heiß geliebten Anführer abgemurkst hatte.

Er saß in der Falle.
Und ihm lief die Zeit davon.
Ihm blieb nicht anderes übrig, als ausgerechnet Malfoy im Auge größter Gefahr sein Leben anzuvertrauen.

Mit staubtrockenem Hals wartete er ab, bis dieser langsam auf ihn zukam. Dicht gefolgt von Greyback, dessen Augen begierig funkelten.

„Auf die Knie, Narbengesicht!“ spie Malfoy mit kalter Stimme und Harry senkte ergeben den Blick, bevor er sich mit einem Ruck auf die Knie fallen ließ. Ein heftiger Schmerz zuckte durch seine Kniescheiben, als sie auf den kalten harten Steinboden trafen, doch er ignorierte ihn. Er musste alle Emotionen ausblenden. Er musste funktionieren wie eine Marionette, oder sie waren beide tot.

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