12. Geküsst

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Alles in ihm begann zu Schwingen, als seine Lippen Malfoys berührten. Die kaum spürbare Vibration wie nach einem Gongschlag fuhr ihm bis in die Fingerspitzen.

Malfoys Lippen waren warm und weich. Er hatte Unwohlsein erwartet, doch alles an diesem Moment fühlte sich so beruhigend und aufregend zugleich an, als hätte er nie etwas anderes getan, als diesen Jungen zu küssen.

Malfoy tat nichts, um ihn aufzuhalten.
Harry wurde mutiger und bewegte langsam seine Lippen gegen die des Slytherin.
Er blendete alles um sich herum aus, hatte kein Zeitgefühl mehr. Ein Teil von ihm wollte ihn warnen, sich lieber schnell zurückzuziehen, doch ein viel stärkerer Teil wollte noch weiter gehen und den Moment bis zum Schluss auskosten, wollte Malfoys Lippen intensiver schmecken.
Er öffnete seinen Mund, um seine Zungenspitze leicht gegen dessen Unterlippe tippen zu lassen.

Noch immer schien der Slytherin wie erstarrt, bewegte keinen Muskel. Es schien Harry wie die Ruhe vor dem Sturm. Ein leicht flaues Gefühl in der Magengrube mischte sich zwischen das aufgeregte Kribbeln und er wollte sich gerade scheu zurückziehen, als sich Malfoys Hände grob in seine Oberarme gruben und ihn fixiert hielten, bevor sich seine Lippen hart gegen Harrys pressten.
Sie kamen ihm plötzlich so stürmisch entgegen, dass es ihm den Atem raubte.
Er wollte überrascht nach Luft schnappen und zurückweichen, doch Malfoy ließ nicht zu, dass er sich auch nur einen Millimeter bewegte.

Es war, als lege sich ein Schalter in Malfoy um, denn er übernahm plötzlich komplett die Führung und schob dominant seine Zunge in Harrys Mund.
Sein Herz machte einen überforderten Hüpfer. Das hier fühlte sich viel zu gut an und gleichzeitig seltsam surreal.
Mit einem Ruck zog Malfoy ihn näher, so dass er nun fast auf dessen Schoß hing, während er jeden Zentimeter von Harrys Mund in Besitz nahm. Er hörte geschocktes Keuchen und entzücktes Aufseufzen, doch es wurde von seinen rasenden Empfindungen in den Hintergrund gedrängt.

Ihr Kuss war alles andere als unschuldig und ließ unkontrolliert Hitze durch seinen Körper schießen. Malfoys sündiger Mund schmeckte nach Jasmintee mit einem Hauch Minze, und Harry fragte sich, ob das durch einen Zauber so war.
Immer wieder fingen Malfoys Lippen seine ein und brachten ihn dazu, leise aufzukeuchen und nun seinerseits die Finger in Malfoys Hemd zu krallen, um irgendwie Halt zu finden.

Wahrscheinlich hätten sie ewig so weitergemacht, doch Pansys schrilles Kreischen unterbrach sie.
"Draco, ich denke, das reicht jetzt."

Harry zuckte zusammen und wurde sich wieder bewusst, was sie taten und dass sie Zuschauer hatten. Der Nebel in seinem Kopf lichtete sich leicht. Malfoy biss ihm provokant in die Unterlippe, bevor er von ihm abließ.
Harrys Augen öffneten sich und er erhaschte einen kurzen Blick auf flüssiges Silber mitten in einem Gewitterhimmel, bevor sich Malfoys Mine wieder verschloss und der Größere sich verrucht grinsend zurücklehnte.

"So einen guten Geschmack hab ich dir gar nicht zugetraut, Potter" schnarrte er süffisant. doch während seine Worte locker wirkten, trat eine Kälte in seine Augen, die Harry das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Er schien definitiv nicht begeistert, dass er ihn ausgewählt hatte.
Hatte er nur wegen ihren Zuschauern mitgespielt, damit er sein Gesicht nicht verlor?

Harry kratzte sich nervös im Nacken und stolperte zurück.
"Sorry Leute, ich bin raus" nuschelte er und floh dann beinahe aus dem Schlangennest. Im dunklen Flur angekommen atmete er tief durch und lehnte sich an die kalte, steinerne Wand.

Was war das gerade gewesen?
Auch wenn er bis vor wenigen Minuten alle Zweifel und Gefühle von sich geschoben hatte, so konnte er sich nun nicht länger belügen. Er empfand tatsächlich etwas für Draco Malfoy. Er konnte es nicht begreifen und noch weniger erklären, doch es war unbestreitbar.
Es war keine tiefe, aufrichtige Verbundenheit wie bei Ginny, eher eine alles verzehrende, unkontrollierbare Lust, die ihn schlagartig heimsuchte wenn er an den Slytherin dachte, und die sein Innerstes zum Erbeben brachte.

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