28. Gejagt

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Kaum hatte Harry nach der letzten Prüfung seinen Stift beiseite gelegt, war es mit der Ruhe endgültig vorbei.

„Na Harry, wie lief es? Meinst du deine Leistungen reichen für einen Job als Auror aus? Oder soll ich dir die Stelle als mein persönlicher Diener lieber schonmal freihalten?"
„Sehr witzig, Malfoy!" knurrte er genervt. „Als ob das Ministerium jemanden einstellen würde, der von den Launen eines Todessers abhängig ist. Aber lass dir gesagt sein, bevor ich dir diene, bin ich lieber arbeitslos, schlafe auf der Straße und verhungere!"
Malfoys Grinsen wurde eine Spur breiter: „Ich hoffe doch nicht alles auf einmal... übrigens klingt das fast nach einer Herausforderung." In seine Augen trat ein Funkeln, dass Harry Angst und Bange werden ließ.
„Gib dir keine Mühe Malfoy. Mich wirst du mit deinen Spielchen nicht kleinkriegen!"

Harry verstand nicht, was Draco damit bezwecken wollte, doch in den nächsten Tagen fühlte er sich ständig und überall von ihm beobachtet.
Ein Kribbeln erfasst jedesmal seinen gesamten Körper, wenn er seine intensive Blicke auf sich spürte. Und wenn er es wagte, zurückzublicken, fraßen sich die stechend grauen Augen tief in seine Seele. In Dracos Augen lag ein Ausdruck, den Harry nur als Verlangen interpretieren konnte, und die sexuelle Spannung zwischen ihnen stieg schier ins unermessliche, sobald sie sich auch nur im selben Raum befanden.
Im Unterricht und in den Gängen tauchte Draco wie aus heiterem Himmel plötzlich hinter ihm auf oder drängte sich betont nah an ihm vorbei, sodass sich ihre Schultern streiften.

Die einzige Antwort, die er auf dieses Verhalten hatte, war Flucht.
Er wusste, sollte er in Dracos Fänge geraten, war das sein Untergang und so hielt er sich so oft wie möglich von ihm fern.
Er verbrachte viel Zeit draußen, obwohl es auch Tagsüber noch bitterkalt war, setzte sich im Unterricht ans andere Ende des Zimmers und benutzte lieber heimlich das Vertrauensschülerbad, als sich noch länger ein Badezimmer mit Draco zu teilen.
Es war sicherer und so ließ er sich auch an diesem Abend dazu hinreißen, sich unter seinem Tarnumhang aus dem Zimmer zu schleichen und dem Vertrauensschülerbad einen Besuch abzustatten.

Solange der Blonde in dieser seltsamen Verfassung war, wollte er ihm lieber nicht zu nahe kommen.
Ihr ständiges Katz-und-Maus-Spiel zehrte an seinen Nerven. Er hatte keine Ahnung, wie lange er noch durchhalten konnte.
Er konnte sich nicht erklären, welchen Gewinn sich der Slytherin aus dieser Sache versprach. Woher kam sein plötzlicher Sinneswandel? Sollte Malfoy, dem ganz Hogwarts zu Füßen lag, wenn er nur wollte, tatsächlich auf jemanden wie ihn scharf sein? Sie teilten nicht viel mehr als Hass und Akzeptanz füreinander, doch langsam begriff er, warum es hieß, dass Hass und Leidenschaft nah beieinander liegen konnten.

Während er so im Wasser lag und vor sich hingrübelte, bemerkte er nicht, dass die Tür, die er sorgfälig mit mehreren Flüchen verriegelt hatte, plötzlich grün aufleuchtete und leise aufschwang.

Er bemerkte Draco's Anwesenheit erst, als es bereits zu spät für eine Flucht war.
Ein leises Plätschern ließ ihn ruckartig die Augen aufreißen, die ihm entspannt zugefallen waren. Vor Schreck wie gelähmt sah er zu, wie Draco splitterfasernackt zu ihm ins Becken stieg.

Bei allen Heiligen.

Er brachte keinen Ton heraus. Sein Körper war in Schockstarre eingefroren, unfähig sich zu bewegen. Dieser Anblick war die Hölle auf Erden. Pure Folter.
Als Draco langsam näherkam, erwachte er endlich aus seiner Lethargie.
„Malfoy!" fauchte er mit verräterisch rauer Stimme. „Was zur Hölle tust du hier? Verschwinde!" Dabei versuchte er möglichst unbemerkt rückwärts zu rudern, um wieder Abstand zwischen sie zu bringen, während sein Herz ihm beinahe aus der Brust sprang.

Der Blonde zeigte nur sein übliches, überlegenes, leicht spöttisches Grinsen und Harry hätte es ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen, wenn seine Hände vor Nervosität und unkontrollierter Erregung nicht so sehr gezittert hätten.
Im Becken war sehr viel Schaum, so dass er Draco's nackten Oberkörper nur noch zur Hälfte sah, doch das bloße Wissen, dass der Blonde unterhalb der Wasseroberfläche komplett nackt war, ließ seinen Mund staubtrocken werden.

I was made for lovin youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt