19.07.15 ( Tag 30)

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Heute war Großeinkauf angesagt. In Windhoek sind nämlich die Geschäfte auch Sonntags offen. Auf dem Weg kamen wir an einem Feuer vorbei: Jemand hatte die Wiese angesteckt. Aber niemand wunderte sich. Es brennt nämlich ständig in Windhoek. Immer sieht man irgendwo eine Rauchwolke! Die Wiesen und Felder werden nämlich traditionell Brandt gerodet. Natürlich ist das in Städten nicht erlaubt, aber keiner hält sich daran.

Dann ging es los mit dem Einkaufen. Ich habe glücklicherweise ein echtes Dreikornbrot gefunden, was von der Konsistenz dem deutschen Brot nahe kommt. Die meisten Leute essen hier nämlich nur Toastbrot und Brot was in der Mitte weich ist!

Zu meinem Erstaunen fand ich ziemlich viele Deutsche Produkte. Damit meine ich Produkte wie Rotkohl, auf deren Verpackung alles auf Deutsch geschrieben ist. Irgendwie komisch, man ist am anderen Ende der Welt und kann exakt die gleichen Produkte kaufen, wie in Deutschland!

Auf dem Rückweg nach Hause habe ich etwas gesehen, was mich den ganzen Tag über nachdenklich gestimmt hat. Vor einem Müllplatz standen eine Hand voll Straßenkinder um einen Mann herum, der eine Bibel in der Hand hielt, und beteten. Der Mann hatte außerdem einen großen Rucksack dabei, in dem wahrscheinlich Essen war.

Es ist schon traurig so etwas zu sehen. Wir denken immer wir hätten riesige Probleme, dabei sind es meistens einfach nur Luxusprobleme. Doch dann schauen wir oft einfach so an den Menschen, denen es wirklich schlecht geht, vorbei. Wir geben so viel Geld aus für Dinge, die wir gar nicht brauchen, ich eingeschlossen. Und am krassesten finde ich, dass diese Kinder immer noch in Gott vertrauen. Hier in Deutschland werden Kinder immer seltener, die an Gott glauben. Und dabei schenkt er uns so viel. Und die Kinder, denen es schlecht geht, glauben oft am meisten an Gott, obwohl sie einen Grund hätten zu sagen:" Gott hat mich verlassen!".

Später besuchten Saa und ich ihren Vater. Als wir an dessen Haus ankamen, saßen er und noch viele Verwandte von ihnen im Vorgarten und unterhielten sich. Saa stellte sie mir alle der Reihe nach vor. Sie waren echt furchtbar nett!

Mir wurde ein Glass mit einem milchig aussehenden Getränk gegeben. Es wird aus einem Pflanzenmehl gewonnen und ist ein traditionelles Getränk der Oshivambo. Ehrlich gesagt hat es mir gar nicht geschmeckt. Aber ich habe mich trotzdem gezwungen es zu trinken, um nicht unhöflich rüber zu kommen. Es hat irgendwie säuerlich geschmeckt und drinnen schwammen Blumenbestandteile.

Dann habe ich mir mit Saas Halbschwester Patscha die Familienalben angesehen. Es war schön mehr über Saas Familie väterlicherseits zu erfahren. Leider war ihre Stiefmutter im Norden, im traditionellen Dorf. Auch ihr Vater musste sich leider schnell verabschieden, da er noch einen Termin hatte.

Danach spielten ich und Patscha mit den zwei Wochen alten Hundewelpen. Es sind neun Stück! Und die sind so Mega süß. Patscha ist echt richtig nett und ich gehe sie am besten so oft wie möglich besuchen!

Abends aßen wir alle zusammen. Es gab zu dem normalen essen, was aus Reis, Fisch und Soße bestand, noch etwas traditionelles: Maisbrei. In der Mitte des Tisches stand ein Teller mit einem festen teigähnlichen Brei. Jeder riss sich ein Stück ab und tauchte es anschließend in Spinat. Der Maisbrei hat jetzt unter uns auch nicht so wirklich meinen Geschmack getroffen, aber wichtig es mal gegessen zu haben;)

Leider war es dann auch spät und Saas Halbbruder Cornwell hat uns nach Hause gefahren. Auf dem Weg wollte er noch Saas Cousine und ihre zweijährige Tochter in Katatura absetzen. Ich wusste ja, dass Katatura ein sehr schlechter Stadtteil ist. Aber heute wurde es mir wirklich bewusst: An den meisten Stellen ist Katatura ein Slum. Die Häuser sind winzige Wellblechhütten. Zu meinem Entsetzen lebt auch Saas Cousine mit ihrer Tochter in einer winzigen Wellblechhütte, die nur Aus einem Raum besteht, der etwa halb so groß wie mein Kinderzimmer, wenn nicht sogar kleiner, ist.

Abends brauchte ich eine Menge Zeit, um das was ich gesehen habe richtig zu verkraften. Es muss etwas unternommen werden.

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