22.07.15 ( Tag 33)

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Heute ist endlich die lang ersehnte Stadtrundfahrt mit den anderen VDA Austauschschülern! Ich musste dafür leider schon recht früh aufstehen, da Saas Mutter vorhatte mich schon früher abzusetzen, damit sie rechtzeitig zur Arbeit kommt.

Vorher mussten wir allerdings noch Saas Krankschreiben in der Schule abgeben. Ich war die erste, die am Deutschen Kulturzentrum abgesetzt wurde, doch bald kam Nora, eine andere Deutsche. Wir redeten ein bisschen und nach und nach trafen die anderen fünfzehn ein.

Gemeinsam mit ein paar pensionierten Männern, die sich im Kulturkreis engagieren, sowie der Mitarbeiterin der VDA, frühstückten wir. Es war echt schön mal wieder deutsch zu Sprachen und ich hatte das Gefühl viel zu viel zu reden.

Nach dem Essen erzählte uns noch ein Mann ein paar Fakten über Namibia. Das meiste wusste ich schon. Es ging auch über das politische, wie die führenden Parteien ( eindeutig die SWAPO). Danach ging es auch schon in zwei mini Bussen auf Stadtrundfahrt.

Zuerst klapperten wir drei kleine Burgen, Überbleibsel aus der Kolonialzeit, ab. Die waren aber wirklich sehr klein. Dann fuhren wir zur Christuskirche, eines der größten Wahrzeichen Windhoeks. Innen hing eine riesige Tafel, in der alle 2500 gefallenen Deutsche im Kampf gegen die Herero und Nama, eingraviert waren. Unser Reiseleiter hielt einen kleinen Vortrag über die Zeit. Jedoch betonte er sehr stark, er würde den Völkermord an der Nama und Hererobevölkerung nicht anerkennen.

Also ich bekenne mich hiermit öffentlich dazu, dass ich den Völkermord an den Nama und Herero anerkenne. Ich finde es wir müssen den Menschen hier mindestens das Recht lassen, das Schicksal, was ihren Vorfahren widerfahren ist, Völkermord zu nennen.

Der Reiseführer sägte auch, dass Deutschland in den letzten fünfundzwanzig Jahren um die 800 Millionen Euro in Namibia investiert hat. Das ist schon eine gewaltige Menge Geld. Aber wir haben ja auch gewaltigen Schaden angerichtet. Geld wird das niemals wieder gut machen können.

Draußen vor der Kirche kaufte ich mir einen Schlüsselanhänger, der aus einem Samen, in den Elefanten und mein Name geritzt waren, sowie Perlen bestand. Er ist echt schön!

Darauf ging unsere Tour auch schon weiter. Wir fuhren zum Parlamentsgebäude und zum Bahnhof, der allerdings menschenleer war. Unser Reiseleiter gestand uns, er hätte in all den Jahren noch keinen Zug eintreffen sehen!

Später fuhren wir noch durch Katatura. Während der Apartheit wurden die meisten Dunkelhäutigen nach Katatura abgeschoben. Deshalb entstand dort eine katastrophale Armut. Auch wurde uns die Geschichte von Khomasdahl erzählt. Dort mussten die farbigen ( das sind die Menschen, die ein dunkelhäutiges und ein weißes Elternteil haben) hinziehen. Doch wir fuhren auch durch die reicheren Viertel, in denen ehemals die reichen Afrikaner ( so nennt man die afrikaans sprechenden weißen, die Nachfahren der Buren sind, die damals aus den Niederlanden kamen) wohnten. Heute sind in den meisten Stadtteilen jedoch Menschen mit allen Hautfarben anzutreffen, was auch SEHR gut so ist.

Den Rest des Tages verbrachte ich mit Saa zuhause. Heute habe ich wieder echt viel über Namibia gelernt!

Namibia- Mein Reisetagebuch mit FotosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt