LIGHT

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Oh. Dachte ich als ein warmes Orange vor meinen Augen tanzte und mich umarmte, es streichelte meinen Körper und liebkoste mich, es nahm mich ganz in sich auf. Ich war das Licht. Ich fühlte mich so unfassbar leicht und schön. War das der Tod? Fühlte es sich so an, wenn man tot war? Warm und Orange?
Seltsam, ich hatte mir das immer anders vorgestellt.
Vor allem dieses Piepsen war sehr merkwürdig. Es war schrill und wurde immer lauter. Mein Körper fühlte sich plötzlich auch nicht mehr so leicht an. Es war noch immer warm und orange, aber diese unbeschwerte Leichtigkeit war dahin. Es fühlte sich an als wäre ich in etwas eingewickelt, als läge etwas auf mir drauf. Eine Decke? Ich spürte wie meine Lider flatterten. Ich öffnete vorsichtig die Augen. Schloss sie jedoch sofort wieder. Licht brannte sich in meine Netzhaut. Langsam begann ich meine Lider Stück für Stück zu heben um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Als ich es geschafft hatte, erkannte ich ein Fenster, die Sonne schien mir direkt ins Gesicht, das erklärte auch das Orange. Ich drehte meinen Kopf leicht und erblickte eine Art Kasten, aus dem dieses unglaublich nervige Piepsgeräusch kam.
Vorsichtig hob ich meine Hand zu meinem Gesicht, zu meiner Verwunderung steckte ein Schlauch darin.
„Oh mein Gott. Ella!", das war eindeutig Mels Stimme.
„Sie ist wach! HALLO! SIE IST WACH!", schrie sie aufgebracht.
„Wenn ich gewusst hätte, dass du so schreist, hätte ich weitergeschlafen.", brummte ich.
Ich hörte Lachen. Verschiedene Stimmen. Doch ich kannte sie alle. Langsam drehte ich meinen Kopf in Richtung des Geräuschpegels und erblickte als erstes Mel, die am Rand meines Bettes saß und mich freudig angrinste. Hinter ihr erblickte ich Louis und Eleanor die auf seinem Schoß saß, daneben Zayn und Perrie, Liam stand direkt hinter Mel und daneben Niall der sich lachend den Bauch hielt. Und neben ihnen stand Harry. Seine Augen strahlten mich an. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und seine Locken hingen ihm ins Gesicht. Doch er war wunderschön. Doch was war hier eigentlich los? Wieso lag ich hier mit Schläuchen in meiner Hand?

Da fiel es mir schlagartig wieder ein.
„Chace.", krächzte ich panisch und das Gelächter verstummte augenblicklich. Ich starrte Harry an, sein Blick verdunkelte sich.
„Du bist in Sicherheit, er sitzt bereits in U-Haft.", sagte Harry ruhig.
Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, eilte eine Schwester in mein Zimmer und scheuchte alle hinaus.
Ich wollte mich aufsetzen, doch ein stechender Schmerz durchfuhr mich, ich japste nach Luft und sie drückte mich sanft aber bestimmt zurück in die Kissen.
„Liegen bleiben Liebes. Ihre Rippen sind gebrochen, sie dürfen sich noch nicht zu viel bewegen.", erklärte sie.
„Was ist denn überhaupt passiert?", fragte ich und sah sie angsterfüllt an.
Das letzte an das ich mich erinnern konnte war, dass Chace auf mich geschossen hatte.
„Alles nach einander. Zuerst müssen wir dich untersuchen. Du warst die letzten drei Tage weggetreten.", sagte sie sanft, hinter ihr trat ein älterer Herr ein, anscheinend ein Arzt.
„Drei Tage?", ich schnappte erschrocken nach Luft, sofort durchzuckte mich der Schmerz wieder.
Der Arzt untersuchte mich eingehend und machte ein paar Tests mit mir, die Schwester erzählte mir in der Zwischenzeit das Wichtigste der letzten Tage.
Harry hatte sich, nachdem ich nach über einer Stunde nicht zurückgekommen war, Sorgen gemacht und wollte mich suchen, er hatte meine Zimmerkarte auf dem Boden vor unserem Zimmer gefunden.
Alarmiert war er hinunter in die Hotellobby gelaufen und hatte den Concierge nach mir gefragt. Dank meiner auffallenden Haarfarbe, war ich ihm wohl im Gedächtnis geblieben, denn er hatte Chace gesehen, als er mich hinausgetragen hatte. Er hatte gedacht, dass ich wohl nur ein bisschen zu viel getrunken hatte.
Am Weg zurück in unser Zimmer, war ihm Niall über den Weg gerannt. Harry berichtete ihm von seinem Verdacht und Niall ortete, mit Hilfe der Apple iCoud mein Telefon. Die beiden machten sich sofort auf den Weg zur Lagerhalle, in die Chace mich geschleppt hatte und kontaktierten von unterwegs aus die Polizei.
Die beiden konnten unbemerkt in die Halle eindringen, wo Chace gerade seine Waffe gezogen hatte. Als er abdrückte, warf Niall sich dazwischen. Er hatte ihn nur an der Schulter erwischt, doch es war ein glatter Durchschuss. Harry nutzte Chace Überraschungsmoment und zog ihm mit dem Schraubenschlüssel, den ich bereits gegen ihn verwenden wollte eins über.
Kurz darauf trafen Polizei und Rettung ein, ich war zu diesem Zeitpunkt bereits bewusstlos gewesen.
Chace wurde verhaftet und Niall und ich wurden sofort ins Krankenhaus gebracht.
Niall ging es wieder gut.  Vier meiner linken Rippen waren gebrochen, hätte Chace nochmal  oder fester zugetreten, hätte sich eine der Rippen wahrscheinlich in meine Lunge gebohrt. Mein Fußknöchel war gebrochen und meine Hand geprellt. Am Kopf hatte ich eine kleine Platzwunde gehabt, die mit drei Stichen genäht worden war. Narbe würde hoffentlich keine sichtbare bleiben.
Außer diversen Prellungen und Schürfwunden, war sonst Nichts passiert. In ein paar Tagen sollte ich wieder fit genug sein um das Krankenhaus zu verlassen.
Als die Schwester und der Arzt sich verabschiedet hatten, wurde meine Tür sofort wieder aufgerissen und meine Mutter stand vor mir. Ich stöhnte innerlich auf.
„Mein armes Baby!", rief sie und eilte zu meinem Bett, „Liebling geht es dir gut? Wie fühlst du dich? In zwei bis drei Tagen kommst du hier raus, dann fliegen wir nach Hause!".
Fliegen? Verdutzt sah ich sie an. Natürlich, wir waren in Australien.
„Wie bist du hier hergekommen?", fragte ich sie verwirrt. Sie lächelte breit.
„Dein Freund hat mich und Melissa einfliegen lassen.".
Ich verfluchte Harry im Geiste. So sehr ich mich freute meine Mum wieder zu sehen, hier in Australien bräuchte ich ihre aufgesetzte Fürsorglichkeit wirklich nicht.
„...dein Zimmer hergerichtet und habe mir extra für dich freigenommen.", hörte ich sie plappern.
„Warte, was?", unterbrach ich sie, beleidigt sah sie mich an.
„Na du kommst nach Hause, du kannst doch nicht verlangen, dass sich jemand anderes um dich kümmert.", antwortete sie eingeschnappt.
„Mum, ich kann selbst für mich sorgen.", stöhnte ich genervt.
„Nein, der Arzt hat gesagt, du darfst bis zur Therapie alleine keine Treppen hochsteigen oder dich überanstrengen!", sagte sie streng.
Nichts, aber wirklich rein gar nichts würde mich dazu bringen zu meiner Mum zu ziehen. Ich war so früh ich konnte von zu Hause geflüchtet und so schnell würde ich auch nicht zurückkehren.
„Wenn von den Jungs niemand zu Hause ist, hol ich mir einfach eine Krankenpflege.", antwortete ich schwach.
„Ach ja? Und wer soll das bezahlen?", sie lachte spöttisch.
„Ich.", antwortete ich kühl, ich lag hier vollgepumpt mit Schmerzmitteln, müde und erschöpft und sie hatte nichts Besseres zu tun als mit mir zu diskutieren.
„Mit welchem Geld?", hakte sie nach.
„Mit meinem. Ma ich will wirklich nicht diskutieren. Ich hab' das Geld und ich möchte in London bleiben.", bei Harry fügte ich in Gedanken hinzu.
„Woher hast du so viel Geld? Hast du das von denen bekommen?", sie sah mich ernst an.
„Teilweise. Aber ich habe auch dafür gearbeitet.", antwortete ich matt. Die Schmerzmittel die ich vorhin bekommen hatte, taten ihre Wirkung, ich wurde immer müder.
„Ma, ich schlafe gleich ein, ich möchte Harry noch sehen.", murmelte ich. Bevor ich ihre Antwort hören konnte, war ich jedoch schon eingeschlafen.

Als ich wieder zu mir kam, hatte ich seinen Duft in der Nase. Es roch herrlich nach Harry. Ich drehte meinen Kopf bis ich ihn erblickte. Sein Kopf lag auf meinem Bett, seine Hand war in meiner und er saß auf einem Stuhl, es sah ziemlich unbequem aus. Sanft entzog ich ihm meine Hand und strich ihm über den Kopf. Er wachte auf und hob ihn, als er sah, dass ich wach war lächelte er mich breit an.

„Harry, ich..", begann ich, doch er legte sanft seine Finger auf meine Lippen.
„Ich habe dich gehört. Ich habe deine Stimme gehört, als wir vor dieser Halle standen.", sagte er leise.
Ich sah ihn verständnislos an.
„Du hast gesagt du gehörst zu mir.", seine Augen leuchteten warm.
Ich legte den Kopf schief und nickte leicht. „Niall hat sich eine Kugel für mich eingefangen?", fragte ich ihn, er antwortete mit heftigem Nicken.
„Er hat dir das Leben gerettet. Der Kleine hatte plötzlich Reflexe. Ich hatte die Waffe noch gar nicht gesehen, da leg er schon auf dir und hat dich gerettet.", Harry grinste, „Eigentlich wäre ich ja lieber der Held gewesen der die Jungfer in Nöten rettet, aber er ist ziemlich stolz auf seine Narbe und Lottie findet sie auch ziemlich heiß glaube ich.".
Ich kicherte, bereute es aber sofort. Lachen war mit gebrochenen Rippen eindeutig kein Spaß.
„Ich muss morgen mit ihm sprechen.", ächzte ich und Harry strich mir besorgt übers Gesicht.
Er nickte. „Wie geht es dir?", fragte er sanft.
Ich zuckte mit den Schultern: „Fit wie ein Turnschuh.", scherzte ich, er zog eine Grimasse.
„Ich hätte dieses Arschloch am liebsten umgebracht, wenn die Polizisten mich nicht zurückgehalten hätten, würde jetzt wahrscheinlich ich sitzen und nicht er. Wie er dagestanden hat und dich angesehen hat.", er schauderte.
„Schhh...", machte ich, „Er ist weg Harry.".
Er lachte verbittert auf: „Sollte nicht ich dich beruhigen und beschützen?"
Ich grinste schief: „Du hast mich beruhigt. Als ich dachte es wäre vorbei, habe ich an dich gedacht um stark zu bleiben.".
Er sah mich mit großen Augen an.
„Du hast mich aus meiner Kleinstadthölle gerettet. Du hast mich aus meiner emotionalen Isolation gerettet, du  warst bereits mein Held und Beschützer bevor das mit Chace war Harry.", nervös zupfte ich an der Decke herum, legte seine Hand auf meine und drückte sie sanft.
„Ich liebe dich Harry.", flüsterte ich. Er hob erstaunt seine Augenbrauen, seine Augenglänzten feucht  als er antwortete.
„Und ich liebe dich Ariella.", flüsterte er zurück.

„Legst du dich zu mir?", fragte ich und rutschte vorsichtig zum Rand des Bettes um Platz für ihn zu machen.
„Ich möchte dich nicht verletzen.", sagte er und sah mich skeptisch an.
„Dann leg dich neben mich.", antwortete ich und klopfte auf die freie Stelle neben mir.
Seufzend kuschelte er sich an mich, ich legte meinen Kopf an seine Brust, sein Herz pochte ruhig und gleichmäßig.
Binnen weniger Sekunden schlief ich tief und fest.

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt