SADNESS

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„Liam. Komm mit. Ich weiß wo sie ist.", zischte ich und zog ihn hinter mir her Richtung Ausgang.
Im Taxi erzählte ich ihm stockend von Jasons kleinen Besuchen und seinem Anruf.
Liam funkelte mich wutentbrannt an: „Verdammte Scheiße Ella! Wieso hast du denn nichts gesagt?", schrie er.
Der Taxifahrer warf uns skeptische Blicke durch den Rückspiegel zu.
„Augen nach vorne auf die Straße!", fuhr ihn Liam an und wandte seinen Blick wieder zu mir.
„Ich hätte nie gedacht, dass er wirklich tut was er sagt. Er wollte doch bloß mit mir ins Bett, dafür entführt man doch niemanden.", antwortete ich kleinlaut.
Er seufzte schwer und fuhr sich nervös durchs Haar: „Ich setze dich bei uns im Haus ab, dort ist es sicher.".
„Und du?"
„Ich fahre zu euch in die Wohnung, checke die Lage und auf dem Weg dahin rufe ich Paul als Verstärkung an. Ich finde sie.".
Ich nickte und umarmte ihn mit Tränen in den Augen.
„Es tut mir so leid Li.", schluchzte ich, „Ich hätte nicht gedacht, dass er wirklich auf sie losgeht. Wenn, dann hätte ich damit gerechnet, dass er versucht an mich ranzukommen. Aber nicht Mel. Oh mein Gott, wenn ihr etwas passiert, dann bin ich schuld, ich könnte mir nie...".
„Ella! Ich hole sie.", unterbrach er mich streng und tätschelte mir den Rücken, „Geh einfach ins Haus und behalte dein Telefon im Auge, Harry ist schon zu Hause, du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.".
Ich nickte schwach und stieg aus dem Wagen.
Ich kickte meine Schuhe im Vorhaus achtlos beiseite und schleppte mich die Treppen hoch in mein Zimmer. Ich hätte mir erwartet, ihn in meinem Bett vorzufinden, doch das Zimmer war leer.
Schniefend zog ich mir mein Kleid aus, warf es gleichgültig auf einen Stuhl und durchwühlte die wenigen Klamotten, die noch im Schrank hingen. Es war nichts dabei, was mich ansprach. Frustriert ließ ich mich in Unterwäsche auf den Boden sinken. Dabei fiel mein Blick auf eine schwarzes Shirt, das unter dem Bett lag. Ein Shirt von Harry.
Ohne darüber nachzudenken, schlüpfte ich hinein. Es ging mir bis zur Hälfte des Oberschenkels und es roch nach ihm. Der Geruch beruhigte mich sofort ein bisschen. So wütend und verletzt ich auch war, die Gewohnheit siegte in diesem Fall.
Ich lag eine Weile einfach auf dem Boden und starrte wie gebannt auf mein Telefon. Als sich nichts rührte, beschloss ich nach unten zu gehen und mich abzulenken.
Der Boden unter meinen Füßen war kalt, als ich die dunkle Küche betrat.
Als ich nach einem Glas griff, ließ mich ein Räuspern panisch herumwirbeln.
Harry saß im Finstern an der Bar. Ich atmete erleichtert auf und knipste das Licht für die Anrichte an.
Vor ihm standen ein Glas und eine Flasche Wodka, die beinahe leer war. Kein Gutes Zeichen.
„Kommst du um dich zu entschuldigen?", er lallte leicht.
„Wie bitte?", fauchte ich und sah ihn wütend an.
„Na für den Kuss mit Niall.", antwortete er kühl.
Ich schnaubte empört und wollte die Küche wieder verlassen, doch er sprang auf und stellte sich leicht schwankend in die Tür.
„Lass mich vorbei!", knurrte ich. Ich war müde, ich machte mir Sorgen um Mel und ich war stinksauer, ich kämpfte wieder gegen die Tränen an und wollte nur noch hinauf in mein Zimmer und auf Liams Anruf warten.
„Du kommst hier her, in mein Haus, nachdem du meinen besten Freund geküsst hast, mit dem du übrigens auch noch geschlafen hast, trägst nichts als mein Shirt und besitzt die Frechheit mich anzufahren?", okay, er war stockbesoffen.
„Harry. Lass mich einfach gehen.", versuchte ich es ein bisschen sanfter, meine Stimme zitterte verdächtig und mein Hals brannte.
„Wenigstens sind wir jetzt quitt.", lachte er und ignorierte meine Bitte einfach.
„Was?", hauchte ich verwirrt, ich wollte mich nicht mit ihm unterhalten, er stank nach Alkohol.
„Na du hattest Niall und ich hatte damals diese Kellnerin.".
Seine Antwort war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich schluchzte laut auf trommelte mit meinen Fäusten gegen seine Brust: „Du hast mir geschworen, dass du nichts mit ihr hattest! Du hast mich belogen Harry! Du bist das Letzte! Du mieses, beschissenes Arschloch!".
Er stand einfach da und sah mir emotionslos ins Gesicht.
„Du hast mit meinem besten Freund geschlafen Ariella. Wenn ich ein mieses Arschloch bin, da stellt sich dann doch die Frage, was bist du?".
Ich schnappte nach Luft und holte aus. Meine Hand klatschte laut in seinem Gesicht auf. Er hielt sich die Wange, schüttelte bloß den Kopf und trat beiseite.
Ich stürmte nach oben und warf mich schluchzend und wimmernd aufs Bett. Ich hielt mein Telefon umklammert und versuchte nur mehr an Mel zu denken. Liam würde sie finden. Er würde sie retten. Ihr würde nichts passieren.
Nach und nach hörte ich die anderen nach Hause kommen. Unbewusst wartete ich auf das Geräusch von Zayns Zimmertür, bis mir einfiel, dass er hier nicht mehr wohnte. Ich vermisste Zayn, seine Ruhe und seine Bedachtheit. Ich hätte mich gerne zu ihm verkrochen und mit ihm geredet.
Seine Stimme hätte mich sicher beruhigt.
Bevor ich wirklich nachdachte, hatte ich seine Nummer gewählt.
„Ella?", ertönte seine verwunderte Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Zayn!", schluchzte ich, „Ich vermisse dich.".
„Was ist denn passiert?", fragte er seufzend.
Stockend begann ich alles zu erzählen, was passiert war, seit der die Band verlassen hatte. Als ich bei dem Punkt ankam, als ich mit Niall geschlafen hatte, schnaubte er laut.
„Bist du irre?", fuhr er mich an, „Wie kannst du Niall das nur antun!".
„Ich weiß.", schniefte ich, „Ich bin so ein Idiot.".
Ich erzählte niedergeschlagen weiter. Als ich geendet hatte, sagte er eine ganze Weile nichts.
„Das mit Mel tut mir leid, ich bin mir sicher, Paul wird alle seine Beziehungen spielen lassen und sie holen. Aber Ella, ich kann dir beim Rest nicht helfen. Ich bin mit Perrie im Urlaub, ich habe genug eigene Probleme und ich gehöre nicht mehr zu euch.", antwortete er letztendlich.
„Tut mir leid Zayn. Ich dachte bloß.. Ich.. Ich wollte bloß.. Ich... schönen Urlaub noch...", hastig legte ich auf.
So viel geweint wie in dieser Nacht hatte ich schon ewig nicht mehr. Ich wartete bis sieben Uhr morgens. Die Sonne war bereits aufgegangen und ich hatte eine ganze Packung Zigaretten aufgeraucht, als endlich Liams Name auf meinem Display aufleuchtete.
„Ja?", meine Stimme war nur mehr ein Krächzen.
„Wir haben sie. Es geht ihr gut. Wir sind gleich da.". Ich atmete erleichtert auf.
„Danke Liam.", hauchte ich.
Als der Wagen in der Einfahrt vorfuhr, rannte ich sofort hinaus. Barfuß, nur in Harrys Shirt, lief ich an Paul, Ron und Liam vorbei und fiel Mel um den Hals.
Sie wirkte seltsam gelassen, sie tätschelte mir sogar den Rücken, als ich erneut losheulte.
„Mir geht's gut Elli.", sagte sie sanft und drückte mich, „Es ist nichts passiert.".
„Gehen wir hinein.", meine Paul streng und hielt uns die Haustür auf.
Eleanor kam gerade verschlafen die Treppe hinunter. Sie sah uns verwirrt an.
„Ist alles in Ordnung?", fragte sie.
„Kannst du die anderen wecken? Wir haben etwas zu besprechen El.", sagt Liam.
Sie nickte mit großen Augen und rannte wieder nach oben.
Zehn Minuten später trudelten Niall, Louis und Eleanor in der Küche ein.
„Wo ist Haz?", fragte Liam und sah mich stirnrunzelnd an.
„Der kommt gleich.", seufzte Niall, „Er ist verkatert.".
Er setzte sich lächelnd neben mich. Sein Lächeln gefror jedoch, als er mein Gesicht betrachtete.
„Was ist denn mit dir passiert?", fragte er, sofort richteten sich alle Blicke auf mich.
„Oh mein Gott. Ella du siehst furchtbar aus.", El schlug sich die Hand vor den Mund und legte ihre Hand auf meine.
Bevor ich antworten konnte, kam Harry in die Küche. Seine Haare standen wir von seinem Kopf ab, er trug noch immer das Hemd von gestern und seine Augen waren genauso rot wie meine.
Liam und Paul erzählten uns von letzter Nacht.
Unsere Wohnungstür war aufgebrochen gewesen und in der Küche lag ein Zettel mit einer Karte für ein Motel, mit der Anweisung für mich, bis Sonnenaufgang dort hinzukommen.
In dem Zimmer war niemand, als Paul hineinstürmte, doch Liam und einer der Bodyguards, die im Wagen geblieben waren, sahen, wie jemand zu einem der Wagen rannte.
Es war bloß ein Handlanger von Jason, doch er hatte Mel in seinem Auto. Diese war mit Chloroform betäubt worden und schlief tief und fest auf der Rückbank.
Der Typ, der mit ihr flüchten wollte, wurde festgenommen und verhört, Liam berichtete was vorgefallen war, Mel wurde untersucht. Jason war nichts nachzuweisen, da es keinerlei Beweise gab und sein Gehilfe schwieg eisern.
Die Polizisten, erzählten Paul, dass sie schon länger hinter Jasons Bande her waren, da sie in Mafiageschichten verwickelt seien, doch bisher konnte man ihnen nichts nachweisen. Es wurde Liam wärmstens ans Herz gelegt, Mel und mich bewachen zu lassen und unsere Wohnung zu vermeiden. Aufgrunddessen, würden wir vorerst bei den Jungs wohnen, teilte Liam uns mit. Mel würde in Zayns Zimmer ziehen und ich wieder in meines. Mein Zimmer, das direkt neben Harrys lag, mit einem gemeinsamen Badezimmer. Toll. Er wirkte genauso begeistert wie ich, denn als ich leise aufstöhnte, blitzten seine Augen mich wütend an.

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt