CRASH

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„Was zum Teufel?", murmelte ich und starrte ihn perplex an, als ich unten vor der Haustür stand. Ich wollte ihn irgendwie nicht hinauf bitten. Alleine mit ihm, wer wusste schon wohin das führen würde? Immerhin war er noch immer Harry, der atemberaubend schöne, leidenschaftliche Mr. Womanizer, der mir den Kopf so sehr verdreht hatte und mir mein Herz mindestens genauso wild gebrochen hatte.
„Hi.", murmelte er leise und stellte sich mit dem Rücken zur Straße, damit ihn die Passanten nicht sehen konnten, er roch so unglaublich gut.
„Was machst du denn hier Harry?", fragte ich leise.
„Darf ich raufkommen?", fragte er zurück.
Ich schüttelte bestimmt den Kopf, „Nein! Sicher nicht!".
Er seufzte und fuhr sich durch seine langen Locken, es wurde wirklich Zeit, dass er mal zum Friseur ging.
„Wieso habe ich gewusst, dass du Sturkopf nein sagen würdest?", er grinste schief und lehnte sich gegen den Eingangsbereich.
„Was soll dieses Theater hier?", fragte ich trocken.
„Ella, ich würde zwar lieber in aller Ruhe mit dir sprechen, als hier zwischen Tür und Angel, aber um es kurz auszudrücken, ich vermisse dich, ich liebe dich und ich werde um dich kämpfen so lange es notwendig ist!", seine Augen sahen mich groß und erwartungsvoll an.
Ich starrte mit offenem Mund zurück. Mein Herz klopfte wild und in meinen Ohren begann es leise zu rauschen.
„Ich hol dich am Freitag ab, Pizza, reden und die ganze Geschichte ein bisschen aufarbeiten, was sagst du dazu?", er lächelte und griff nach meiner Hand. Als seine Finger meine berührten, machten sie sich selbstständig und verschränkten sich automatisch mit seinen. Ein Prickeln durchfuhr mich, eine unglaubliche Wärme strömte durch meinen Arm und ich konnte nicht anders, als zu nicken und weiterhin in diese unfassbar grauen Augen zu blicken. Es war tatsächlich Harry, der vor mir stand, mich berührte und um mich kämpfen wollte.
„Gut, ich komm dich abholen!", er beugte sich nach vor und küsste mich sanft auf die Wange. Immer noch wie ein Wackeldackel nickend, sah ich ihm hinterher.
„Bis Freitag!", hörte ich ihn rufen.
„Bis Freitag.", murmelte ich.

FREITAG!
FUCK!
FREITAG!
NIALL!
NIALL!
DATE!
FUCK!

Was hatte ich denn jetzt schon wieder angestellt? Ich konnte mich nicht mit Harry treffen, ich hatte ein Date, mit Niall, einem seiner besten Freunde. Ich musste das ganze verschieben, aber ich kannte Harrys Sturkopf.
„Verdammter Mist!", zischte ich und wuschelte mir durch meinen Pony, ich musste mir etwas einfallen lassen.

„Was machst du denn für Sachen Liebes?", brummte Zayn zwei Stunden später kopfschüttelnd, „Man kann dich einfach nicht alleine lassen.".
„Ich weiß.", jammerte ich und stützte mein Kinn auf meinen Händen auf um ihn gequält anzusehen.
Wir saßen in einem kleinen Café, irgendwo in Notting Hill.
Zayn war der Erste der mir eingefallen war, als ich ratlos in meinem Wohnzimmer im Kreis umher gerannt war. Ich wollte keine der Mädels nerven, ich brauchte einen wirklich ernst gemeinten Rat von jemanden, der die beiden wirklich kannte und ehrlich war, auch wenn mich die Ehrlichkeit vielleicht treffen würde. Zayn war in dieser Hinsicht unschlagbar.
„Willst du die Sache mit Harry aufarbeiten?", fragte er ernst. Ich nickte bloß.
„Dann sag Nialler ab!".
Ich schüttelte wild den Kopf, „Das will ich aber auch nicht!".
„Ella, du kannst nicht beide haben und wenn du die Sache mit Harry noch immer willst, dann verletzt du Niall! Und ich ertrage nicht noch eine gefühlsduselige Heulsuse.".
Ich schluckte schwer und nickte, es gab nur eine einzige Lösung für dieses Problem. Ich konnte mit keinem von beiden ausgehen.

Ich schrieb beiden eine Nachricht, Niall zeigte sich, wie nicht anders zu erwarten, unglaublich lieb und verständnisvoll, Harry antwortete nicht.
Ich hatte die ganze Woche über ein mulmiges Gefühl deswegen. Am Freitagabend, ließ mich mein Instinkt leider auch nicht im Stich. Ich saß gerade mit Mel auf dem Sofa, als es an der Tür klingelte.
Verwirrt sah sie mich an: „Glaubst du das ist er?", ich nickte frustriert und betätigte die Gegensprechanlage.
„Hallo?", sagte ich wenig freundlich.
„Hi, Ella, darf ich raufkommen?".
Verwirrt drückte ich den Türöffner. Es war nicht Harry, es war Niall.
Er trug Jogginghosen und ein weißes Baseballcap, als er zögerlich in meinem Türrahmen stand.
„Tut mir leid, dass ich einfach so auftauche, aber ich wollte dir noch etwas sagen.", murmelte er und sah mich mit seinen blauen Augen an.
„Schon gut.", seufzte ich und bedeutete ihm einzutreten, doch er schüttelte den Kopf.
„Nein, ich mach das gleich hier.".
Ich runzelte die Stirn und nickte, aus den Augenwinkeln, sah ich Mel, die neugierig um die Ecke lugte.
„Ella, ich bin verliebt in dich, seit ich dich kenne.", Oje, das fing schon mal gar nicht gut an, „Und in exakt sieben Tagen geht unsere Tour los. Das heißt, ich sehe dich wahrscheinlich zwei ganze Monate so gut wie gar nicht. Und ich will einfach nicht akzeptieren, dass ich nicht einmal die Chance auf ein Date habe!", er atmete schnell und schwer, seine Pupillen waren geweitet und in diesem Moment wirkte Niall so selbstsicher und männlich, wie noch nie. Bevor ich wirklich nachgedacht hatte, stand ich auf Zehenspitzen, schlang meine Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Er erstarrte für einen Moment, zog mich dann jedoch sofort an sich, seine Arme waren stark und warm und er roch so herrlich vertraut nach Baumwolle und Kaugummi.
„Was zur Hölle?", unsere Köpfe fuhren ruckartig auseinander.
Harry stand im Flur und starrte uns wütend und perplex an.
„Was wird das denn?", schrie er und stürmte auf uns zu.
„Hazz...", Niall war kreidebleich.
Zum zweiten Mal, seit ich die Jungs kannte, musste ich mitansehen, wie Harry Niall eine verpasste.
Ich schrie erschrocken auf, doch diesmal war Niall nicht demütig, er sah Harry wutentbrannt an und stürmte ebenfalls auf ihn los. Binnen weniger Sekunden befand sich zu meinen Füßen ein Knäuel aus Armen und Beinen die gegenseitig auf sich einschlugen.
„HÖRT SOFORT AUF!", schrie ich entsetzt und versuchte irgendwie zwischen die beiden zu kommen.
Plötzlich schoss Mel an mir vorbei und leerte einen Eimer über den beiden Streithähnen aus. Augenblicklich hörten sie auf und sahen erschrocken zu ihr hoch.
„Verpisst euch. Sie hat genug andere Sorgen.", fauchte Mel, nahm mich an der Hand, zog mich mit nach drinnen und schlug den beiden die Tür vor der Nase zu.

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt