WILDING

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Als ich mich von Jason verabschiedete, war es gerade mal Mittag. Er brachte mich vor das Haus in dem Harrys Apartement war. Er war wirklich nett und geduldig gewesen, er hatte mir alle Fragen beantwortet die ich ihm gestellt hatte, über Mel, über Chace und über sein Verhalten. Es wirkte so, als wäre er wieder der Mensch in den ich mich damals verliebt hatte, als hätte er seine innere Ruhe wieder gefunden.
"Hat mich wirklich gefreut Elli.", sagte er und streckte mir förmlich seine Hand entgegen. Ich blickte verdutzt hinunter und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
"Händeschütteln Jay?".
Er grinste ein schiefes Lächeln und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, bevor er in sein Taxi zurücksprang.
Als ich in der Wohnung ankam, war es totenstill. Ich kickte lustlos meine Stiefel von meinen Füßen und warf meine Jacke über einen der Küchenstühle. Matt setzte ich mich und legte meinen Kopf auf die Tischplatte. Ich war unfähig zu denken. Unfähig mich zu bewegen und unfähig irgendetwas daran zu ändern. Mein Kopf zerbarst beinahe vor Kopfschmerzen und meine Augen brannten.
Das Geräusch von nackten Füßen auf dem Fußboden, ließ mich jedoch aufblicken.
Harry kam, nur in Boxershorts in die Küche gestapft. Sein Haar war verwuschelt und seine Augen zu Schlitzen verengt, er war anscheinend gerade aufgestanden.
Er hatte ernsthaft geschlafen? Obwohl ich aus der Tür gestürmt war, stinksauer auf ihn war und stundenlang irgendwo in einer riesigen fremden Stadt alleine unterwegs war?
Die Tatsache, wie gleichgültig ich ihm anscheinend war, ließ einen Funken überspringen, der den riesigen Haufen Bullshit, der sich seit gestern Nacht angehäuft hatte, zum Explodieren brachte. Ich sprang auf, der Sessel fiel krachend zu Boden und funkelte Harry wütend an.
"Du bist ein mieses, beschissenes, dummes Arschloch Harry!", schrie ich.
Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Er wich einen Schritt zurück, als ich auf ihn zusteuerte.
"Ella. Ich.. Ich... bitte beruhig dich.", stammelte er.
"Iah beruhig mich dann wann ich es will. Ich entscheide selbst was ich wann, wie und wo tue! Wenn dir das nicht passt, kannst du ja zurück zu Taylor Swift dackeln. Obwohl warte. GENAU DAS HAST DU JA GETAN!". Schwer atmend stand ich da und blickte ihn hasserfüllt an. Er schluckte schwer und fuhr sich hastig durch die Haare.
"Es ist nichts passiert Ella. Es tut mir leid, aber ich schwöre dir, da war nichts.".
Mir fiel ein Stein vom Herzen, doch das ließ ich ihn nicht merken.
"Ich bin mir gar nicht sicher ob ich eine Erklärung will.", sagte ich matt.
Harry ging langsam auf mich zu, doch ich verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück.
"Ich habe sie getroffen, wir haben ein bisschen über alte Zeiten geredet und dann... keine Ahnung was mit mir los war.", stammelte er.
"Du bist bei ihr geblieben. Du hast mich einfach gehen lassen.", antwortete ich kalt.
"Ich bin nicht bei ihr geblieben. Ich bin zurück zu den anderen, ich wollte dir Zeit geben um dich abzuregen.".
"Bis neun Uhr morgens?".
"Ich war früher zu Hause. Nur war ja Niall in deinem Bett.", seine Gesichtszüge verhärteten sich bei Nialls Namen.
„Ja, weil du mich einfach stehen gelassen hast.", feuerte ich zurück.
„Ich hab'dich nicht stehen gelassen, du bist davongerauscht, ohne mich zu Wort kommen zu lassen.", seine Stimme wurde lauter und der Ausdruck in seinem Gesicht wütender.
„Du hast nicht mal versucht mit mir zu reden Harry!", schrie ich zurück.
„Weil man mit dir nicht in Ruhe reden kann, du läufst ja immer davon, wenn es schwierig wird! Wenn du dir das endlich abgewöhnen könntest, das wäre toll. Dann muss ich auch nicht immer Angst haben dass dich irgend ein Irrer entführt.", er knallte mit der Faust auf die Anrichte, ich zuckte zusammen.
„Ist es jetzt meine Schuld, dass ein Angestellter deines Scheiß Labels ein geisteskranker Psychopath ist? Willst du mir das sagen?.
„Wenn du mal kurz nachdenkst, dann wirst du bemerken, dass das hauptsächlich nur passiert ist, weil du immer davonläufst! Du bist abgehauen, also du mir das mit deinem Ex erzählt hast, daraufhin hast du ihn fast geküsst, du bist abgehauen, als Monica stressig wurde, daraufhin hast du ihn getroffen, du bis abgehauen als ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe und daraufhin hat er dich fast umgebracht.", seine Brust hob und senkte sich schnell, seine Augen funkelten mich wütend an, doch seine Stimme war ruhig und emotionslos, als er hinzufügte: „Also ja, irgendwo ist es deine Schuld Ariella.".
Ich stand da und starre ihn sprachlos an. Wie konnte er so etwas sagen? Wie konnte er mir so etwas an den Kopf werfen?
„Wer bist du?", hauchte ich und drehte mich von ihm weg.
„Das sollte ich dich fragen. Was ist da mit deinem Vater und wieso erzählst du mir nichts davon?", hörte ich ihn sagen.
Ich zuckte bloß mit den Schultern und antwortete müde: „Du warst nicht der Richtige für dieses Thema.".
„Aber Niall schon?", fragte er harsch.
Ich seufzte, mein Kopf schmerzte unbeschreiblich und ich hatte wirklich keinen Geist um mich mit ihm zu streiten.
„Ja, Niall ist der Richtige.".
Ich bemerke zuerst nicht was ich da gesagt hatte. Erst als Harry mich hart an der Schulter packte und mich zu sich drehte, erkannte ich wie doppeldeutig das geklungen hatte.
„Fass mich nicht an!", schrie ich, als sich seine Finger schmerzhaft in meine Schuler bohrten. Erschrocken ließ er mich los. „Ich wollte dir nicht wehtun.", murmelte er und trat einen Schritt zurück.
„Du tust es aber und zwar immer wieder aufs Neue.", antwortete ich spitz.
„Sagt diejenige, die mir gerade eröffnet hat, dass Niall „der Richtige" ist?", er lachte trocken und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Du weißt wie das gemeint war!", sagte ich und verdrehte die Augen. Keine gute Idee, ein Schmerz durchzuckte meinen Kopf, der sich auf die Schläfen ausbreitete. Ich schloss die Augen und massierte mir die Stelle zwischen den Augen um den Schmerz ein bisschen zu lockern.
„Ich weiß gar nichts mehr Ella. Was soll das werden?", fragte er leise.
Ich sah ihn ernst an: „Was meinst du damit?".
Er zuckte bloß mit den Schultern: „Du wirkst nicht sehr glücklich.".
„Ja, mein Freund ist ja auch ein Arschloch, mein Vater ein Lügner und meine beste Freundin ein Junkie.", schrie ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
„Woher weißt du das mit Mel?", fragte er entsetzt, ich zuckte zusammen und blickte auf.
„Du hast es gewusst? Du weißt das schon die ganze Zeit und sagst mir nicht? Du siehst mir lieber dabei zu, wie ich versuche sie wochenlang zu erreichen?".
Er fuhr sich unbehaglich durch seine Haare.
„Ich musste es Liam versprechen.".
„Liam? Er weiß es auch?", ich stöhnte entsetzt auf.
Er nickte bloß gleichgültig.
„Wer noch?", fragte ich.
„Louis, Zayn und Niall. Wir fünf eben.", antwortete er.
Jetzt war ich diejenige die ihre Faust niedersausen ließ, die harte Küchenoberfläche war jedoch nich sehr befriedigend, ich kochte beinahe über vor Wut. Sie hatten es alle gewusst. Niemand hatte mir etwas gesagt.
Ich griff nach dem ersten Teil das ich in die Finger bekam und warf es mi Karacho zu Boden. Der Teller zersprang in viele kleine Teile.
Wütend schrie ich auf, Tränen rannen mir übers Gesicht, als ich ihn anschrie.
„Und niemand hat es für nötig empfunden mir zu erzählen, dass meine beste Freundin, der wichtigste Mensch in meinem Leben, in einer Entzugsklinik ist? Was ist denn los mit euch?". Ich schluchzte und schlug um mich, als er versuche auf mich zuzugehen.
„Ariella.", sagte Harry ruhig.
„HALT DIE SCHNAUZE! Ich will nichts mehr hören! Kein einziges Wort! Von niemandem von euch. Ich hab die Schnauze gestrichen voll. Ich will bloß meine Ruhe, ich habe Kopfschmerzen.", mit diesen Worten drehte ich mich um und ging ins Badezimmer.
Ich schloss die Tür ab und ließ mich auf den kühlen Steinboden sinken.
Die Kälte tat meinem Kopf unfassbar gut, mein Gesicht glühte beinahe. Dicke Tränen zerplatzten auf dem kalten Stein, bis mir irgendwann vor Erschöpfung die Augen zufielen.

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt