ENDLESS

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Meine Finger strichen sanft über den fließenden Stoff. Das Rot der Abendsonne durchflutete den Raum und ließ den Staub, der durch die Luft wirbelte wie Diamanten glitzern.
„Fertig.", hauchte Lou, als sie die letzte Blüte in meinen Haaren festgesteckt hatte.
„Dreh dich um!", hörte ich meine Mum flüstern.
Ich warf meinem Spiegelbild einen letzten Blick zu und drehte mich zu den strahlenden Gesichtern, der Frauen, die mit mir im Raum saßen um.
Da saß meine Mum und wischte die tausendste Träne von ihrer Wange, neben ihr war Eleanor, die hübscher aussah, als alle Frauen die ich kannte, ihre Augen glitzerten ebenfalls.
Hinter den beiden stand Perrie, die kleine Lee-Anne am Arm, die Zayns braune sanfte Augen hatte und Perries volle rosa Lippen. Lux saß am Boden und flocht einen Blumenkranz aus den restlichen Lilien, die ihre Mutter nicht in meiner Frisur untergebracht hatte.
„Du siehst aus wie eine Prinzessin.", sagte sie und strahlte mich an.
Ich lächelte breit und drückte Lous Hand.
„Du bist so wunderschön meine Kleine.", hauchte Mum und erhob sich von dem Sofa.
„Ich wünschte Mel wäre hier.", murmelte ich leise und lächelte traurig.
Meine Mutter legte behutsam ihre Hand an meine Wange: „Du weißt, dass sie das nicht kann Liebling. Aber wir sind alle hier.".
Ich nickte langsam.
Es klopfte zaghaft an der Tür und mein Vater steckte seinen Kopf in den Raum. Er hielt inne und betrachtete mich eingehend.
„Ich kann es kaum fassen.", murmelte er und kam mit großen Schritten auf mich zu, „Das ist unser Mädchen.". Er legte lächelnd seine Hand auf die Schulter meiner Mutter.
„Das hast du gut gemacht Andrea.".
Mum strahlte ihn an und nickte.

Es war ein langer, zäher Kampf gewesen, das Verhältnis zu meinem Vater wieder aufzubauen. Mittlerweile kannte ich seine neue Familie und ich liebte sie, als wäre sie meine eigene.

„Können wir?", fragte Dad und hielt mir seinen Arm hin. Ich atmete tief durch und drehte mich noch ein letztes Mal zu meinem Spiegelbild um.

Zarter weißer Stoff floss über meinen Körper, zierliche Spitze umrahmte meine Schultern und mein rotes Haar, dass im Abendrot wie Feuer leuchtete, floss mir lockig den Rücken hinab, auf meinem Hinterkopf hatte Lou ein Meisterwerk aus Blumenranken geflochten. So konnte ich ihm gegenübertreten.
Ich blickte hinab auf das Tattoo, das meinen Unterarm zierte. There is no lie in her fire. Wie wahr.
Behutsam hob ich den Schleier über mein Gesicht.

Meine Finger umschlossen den Arm, den mein Vater mir noch immer hinhielt und schritt, gefolgt von den Frauen, die mein Leben prägten und mir den Rücken stärkten, hinaus um das zu tun, was mir, seit dem Tag, als die fünf Jungs vor meiner Tür standen, vorbestimmt war.

Heute tat ich den ersten Schritt um für immer an ihn gebunden zu sein. Es war offiziell. Er war mein und ich war sein. Nicht das es jemals wirklich anders gewesen war, aber heute, heute gaben wir uns das Versprechen für die Ewigkeit.

Als wir hinaus in den großen Garten schritten, ertönte sanfte Musik.
Das erste das ich sah waren die blauen Augen die mir vom Altar aus entgegenstrahlten, Niall wartete bereits, als mein Trauzeuge. Er lachte sein weltberühmtes Lachen und mein Herz begann wie wild zu schlagen. Neben ihm stand Zayn, der aussah als würde er für die Vogue modeln in seinem maßgeschneidertem Anzug. Gegenüber standen Louis und Liam. Alle hatten den gleichen Blick. Warm, freundlich und voller Liebe.

Und dann trafen meine Augen auf seine. Das Grau zog mich in seinen Bann wie eh und je. Seine Pupillen waren groß und es schien, als würde nur ich existieren, als wären wir alleine in diesem Garten, der mit Lampions und dem Sonnenuntergang ausgeleuchtet war.
Ich hatte keine Sekunde lang Torschusspanik verspürt, keine Unsicherheit. Das war das einzig Richtige. Hier gehörte ich hin. An seine Seite.
Als ich vor ihm stand, hörte mein Herz beinahe auf zu schlagen.
Mein Vater überreichte ihm meine Hand, ein Feuerwerk entbrannte in meinem Körper, als er mich berührte.
Ich bekam es fast nicht mit, als mein Vater den Schleier von meinem Gesicht hob und mich auf die Wange küsste.
„Sie gehört jetzt dir.", flüsterte er ihm zu.
Er nickte ernst, doch er ließ mich nicht aus den Augen.

Wir waren hier. Wir hatten alles überstanden, alles geschafft. Vier gemeinsame Jahre. So schwierig und holprig unser Anfang auch war, seit Jasons Tod, waren wir unzertrennlich.

„Du bist wunderschön Baby.", flüsterte er und strich mir über die Wange, „Ich liebe dich. Für immer.".

„Ich dich auch Hazz. Ich dich auch.", antwortete ich mit zittriger Stimme.

Das war kein Happy End. Das war erst der Anfang.

ENDE.

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt