Es war seltsam ruhig im Haus. So ruhig, hatte ich es hier noch nie erlebt.
Wir hatten unsere Habseligkeiten in der Wohnung zusammengepackt und die Zimmer bei den Jungs bezogen. Liam wich Mel keinen Millimeter von der Seite, ich hatte irgendwie den Verdacht, dass sie Zayns Zimmer nicht wirklich oft benutzen würde.
Ich lag alleine am Pool und las. Etwas das ich schon lange nicht mehr getan hatte. Alleine in Ruhe und ohne große Sorgen. Ich musste zugeben, ich fühlte mich ausgesprochen sicher in der Villa. Niall und Harry waren zum Golfen gefahren, Louis war mit El unterwegs und Liam und Mel entweihten warscheinlich gerade Zayns Zimmer.
Ich lag stundenlang einfach nur faul da und genoss den Frieden.
Irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn als jemand an meiner Schulter rüttelte, ging gerade die Sonne unter.
„Aufwachen kleine Meerjungfrau!", hörte ich Nialls Stimme sanft. Ich setzte mich verschlafen auf und rieb mir die Augen.
Er grinste mich schief an. „Hast du Hunger?".
Ich nickte langsam und sah mich um.
„Wo sind denn die anderen?", murmelte ich.
„Die essen schon.".
Als wir das Wohnzimmer betraten, musste ich grinsen. Die Jungs und Mel saßen auf der Couch und auf dem Boden verteilt, aßen Spaghetti und sahen fern.
Liam reichte mir eine Schüssel und machte Platz für mich. Ich rutschte neben ihn und begann Nudeln in mich reinzustopfen.
Louis zappte durch die Kanäle und blieb hängen, als plötzlich mein Name fiel.
„...wurde gesichtet, wie sie am Balkon des National History Museums augenscheinlich Harry Styles und Ed Sheeran lauschte. Anschließend gab es Berichte von Fans, wie sie Niall Horan hemmungslos auf der Tanzfläche küsst und später mit niemand anderem als Liam Payne, dem Freund ihrer besten Freundin, in ein Taxi steigt. Hier stellt sich die Frage: Was läuft hier und was passiert mit Dougie? Dougie Poynter verließ den Ball an diesem Abend mit seinen Bandkollegen, er wirkte nicht besonders überrascht, ohne seine neue Flamme nach Hause zu fahren...", schnell schaltete Louis um. Die Jungs sahen mich betroffen an, doch Mel kicherte plötzlich los.
„Wenn die wüssten...", begann sie, doch mein scharfer Blick ließ sie sofort verstummen. Niemand durfte wissen, dass Dougie schwul war. Sie verstand sofort und begann lautstark zu husten um das Thema zu beenden.
Ich spürte Harrys Blick wie Nadelstiche auf meiner Haut. Langsam drehte ich mich zur Seite und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Du hast gehört, was ich am Balkon gesagt habe?", fragte er und zog seine Stirn verwirrt in Falten.
„Nicht alles, aber genug.", antwortete ich kühl.
„Wow. Du bist ja wirklich kälter, als ich gedacht habe.", feuerte er zurück.
„Kalt? Was kann ich dafür, wenn du der größte Idiot der Geschichte bist?", fauchte ich ihn an.
Ich hörte Liam schwer seufzen.
„Wenigstens bin ich nicht die größte Bitch der Geschichte!", schrie er und sprang auf.
Niall schnappte nach Luft und Louis schlug sich die Hand vor den Mund.
Ich sprang ebenfalls auf, mein Teller fiel scheppernd zu Boden, doch ich kümmerte mich in diesem Moment nicht darum.
„Sag das nochmal.", knurrte ich und funkelte ihn wütend an. In meinen Ohren begann es zu rauschen, so zornig war ich. Wie konnte er es wagen, mich derart zu beleidigen, wenn er es doch war, der hier miese Spielchen mit mir spielte.„Du bist eine eiskalte, linke, falsche, miese Bitch und ich finde es schrecklich, dass ich mit dir unter einem Dach wohnen muss. Geh doch zurück nach Exeter, wo du hingehörst.".
„HAROLD!", donnerte Liam plötzlich, „Nimm das sofort zurück!".
Doch es war schon zu spät. Ich war zu wütend. Ich sprang über Nialls Beine und schlug Harry, so fest ich konnte ins Gesicht.
Tränen der Wut brannten auf meinem Gesicht.
„Du bist hier der miese, intrigante Lügner, der mich betrogen hat, mich vorgeführt hat und Spielchen mit mir spielt und dann auch noch die Frechheit besitzt, es laut zuzugeben! Ich habe nicht die Kellnerin gevögelt! Ich habe dich nicht im Stich gelassen, als du es am meisten gebraucht hättest und ich habe niemals Spielchen mit dir gespielt, nur weil ich es nicht verkrafte, dass ich eine Trophäe weniger in meinem Schrank habe!", schrie ich schluchzend.„Ich glaube wir gehen dann mal.", hörte ich Louis leise murmeln und die anderen verließen mit ihm das Wohnzimmer.
„Wovon redest du da eigentlich? Hast du schon wieder Wahnvorstellungen? Bist du jetzt komplett übergeschnappt?", schrie er zurück. Er fuhr sich durch seine Locken und zog daran, ein Zeichen, dass er stinksauer war.
„Du hast gestern selbst gesagt dass du mit ihr geschlafen hast! Lüg mich nicht schon wieder an!", das ganze Haus konnte bei unserem Geschrei mithören, doch ich war so blind vor Wut, dass es mir gerade herzlichst egal war.
„Davon rede ich nicht.", knurrte er, „Wie kommst du darauf, dass ich hier derjenige bin, der Spielchen spielt? Du führst doch alle an der Nase herum und redest nie Klartext! Du machst es dir so einfach! Ich weiß, dass Dougie schwul ist Ariella! Du hast gehört was ich am Balkon gesagt habe und deine einzige Reaktion darauf ist, Niall zu küssen, anstatt mit mir zu reden! Weißt du eigentlich wie ich mich dabei fühle? Du bist das Letzte! So wurde ich noch nie behandelt und ich habe es satt! ICH BIN DURCH MIT DIR!", die letzten Worte schrie er mir wieder ins Gesicht.
Er packte mich hart an der Schulter und wollte mich von sich drängen, um an mir vorbei zu gehen, doch ich hielt ihn zurück. Meine Finger krallten sich hart in seine Hand.
„Du erwartest dir wirklich, dass ich nach so einer unfassbar beschissenen Ansage mit dir reden will? Du wirfst mir vor, dich scheiße zu behandeln? Denk doch mal nach, was du mit mir abgezogen hast! Du spielst mir vor, dass du mich liebst, nur weil Mr. Harry fucking Styles sich nicht nachreden lässt, dass er ein Mädchen nicht kriegt?".
Er erstarrte.
„Das war das einzige was du gehört hast, richtig?", fragte er plötzlich leise.
„Das war genug und mehr als ich hören wollte.", fauchte ich.
„Ella. Du hast nur einen Bruchteil der Unterhaltung mitbekommen. Wenn du nur das gehört hast, hast du keine Ahnung was ich gesagt habe.", er rieb sich die Stelle zwischen den Augen und seufzte schwer, „Ich war sauer wegen Dougie, ich habe gehört, wie er dir erzählt hat, dass er schwul ist. Ich wollte dich gestern provozieren, damit du endlich mit mir redest, das mit dem Mädchen, das ich nicht kriegen kann, war ein dummer Scherz. Ich habe Ed um Rat gebeten, weil ich dich liebe und weil ich dich vermisse. Ich laufe dir seit Monaten hinter her. Ich bin am Ende mit meinem Latein. Ich habe alles versucht, aber du warst so gefangen, wegen Niall, wegen deiner Therapie und ich weiß, dass vieles schief gelaufen ist, aber ich habe dich nie aufgegeben.".
Sein Griff wurde sanfter und seine Augen weicher, er sah traurig auf mich herab. Ich stand da, ich war atemlos von der Schreierei und mein Herz pochte wild. Mein Gesicht war nass und meine Augen brannten. Plötzlich überkam mich eine unglaubliche Müdigkeit. Ich war erschöpft.
Ich wollte seine Worte nicht anzweifeln. Ich wollte ihm einfach nur glauben.
Ich wollte Harry. Mit all seinen Fehlern, seinen Macken, seinen Wutausbrüchen und seinen nervigen Angewohnheiten.„Das mit der Kellnerin...", begann er, doch ich hob abwehrend die Hand.
„Das ist über ein halbes Jahr her. Ich denke wir haben beide genug Fehler gemacht. Du hättest mich nur nie belügen sollen Hazz.", antwortete ich sanft.
„Hazz?", seine Augen leuchteten als ich seinen Spitznamen verwendete.
Ich nickte langsam.
„Ich würde gerne von vorne beginnen Ella.", sagte er und strich mir über die Wange, um die Tränen zu beseitigen.
„Das klingt nach einem Plan.", seufzte ich und lächelte matt.
„Ich liebe dich."
Ich atmete tief durch, schloss die Augen und versuchte auf mein Inneres zu hören.
„Ich liebe dich auch Harry. Schon immer.".
Er nahm mich behutsam in den Arm und drückte mich an sich. Ich war so müde, der Kampf war vorbei. Ich war wieder zu Hause, nicht nur in diesem Haus, sondern auch in Harrys Armen. Es gab viel aufzuarbeiten, es gab sicher noch genug Themen um zu streiten, aber fürs erste, hatten wir die Schlacht hinter uns. Wir waren zurück. Das erste Mal seit New York, fühlte ich mich, als könnte ich wieder richtig atmen.
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Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)
FanfictionDies ist die Fortsetzung zu Lost doesn't mean alone. Was passiert mit Ella, nachdem sie von der Dunkelheit eingehüllt wurde? Wacht sie wieder auf? Oder ist sie tot? Was passiert mit den Jungs? Mit der Band? Mit Mel? Hat man Chace erwischt? Wenn ihr...