STILL HARRY

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Greg, Nialls Bruder, machte mir verwundert die Tür auf.
„Du kannst deinen Finger wieder vom Klingelknopf nehmen Harry.", sagte er und deutete grinsend auf meine Hand.
Entschuldigend sah ich ihn an und trat an ihm vorbei in das Loft. Niall hatte einen ziemlich coolen Geschmack. Sein Zimmer war immer schon das schönste im Haus gewesen und dieses Loft war einfach nur abgefahren. Zayn und er hatten letzen Sommer einen Monat in New York verbracht und hatten Flohmärkte und Sraßenkünstler aufgesucht, um diese Wohnung einzurichten. Sie war bunt zusammengewürfelt und trotzdem passte alles irgendwie zusammen. Wir hatten hier drin angefangen unser Album zu schreiben.
Als ich in die große Wohnküche trat, saßen, wie erwartet, bereits Liam, Louis und die beiden anderen versammelt. Zayn seufzte erleichtert auf, als er mich sah und zog mir einen Stuhl heran.
„Wusste ich's doch.", sagte Liam und klopfte mir auf die Schulter.
„Wie war's mit dem dunklen Lord?", fragte Louis mich mit bösem Grinsen.
Niall lachte laut auf und ich sah ihn finster an.
„Wir haben bloß einen Kaffee getrunken.", brummte ich.
„In eurem Stammkaffee. Haben wir gerade auf Celeb-Spotted gesehen.", antwortete Louis und hielt mir sein Handy unter die Nase.

Hat HAYLOR ein Comeback?

Prangte mir die Überschrift entgegen. Ich schluckte, Ella würde durchdrehen.
„Du kannst nur hoffen, dass Ella das nicht sieht, Mann.", sagte Louis.
Ich nickte schuldbewusst.
„Wie auch immer.", sagte Liam und zog sein Telefon hervor, „Wir rufen jetzt diesen Jason an.".
Ich sah ihn mit großen Augen an: „Woher hast du denn seine Nummer?".
„Mann, Haz... Du hast ihr Handy geklaut und Zayn hat es dir geklaut? Sie hat ihn eingespeichert?", Liam söhnte genervt auf und wählte Jasons Nummer.

„Lass mich mit ihm reden.", sagte ich, doch Liam schüttelte den Kopf.
„Nein, keine gute Idee.".

Gespannt sahen wir ihm zu, als er den Hörer ans Ohr drückte.

„Hallo Jason, hier ist Liam.", sagte er plötzlich, „Ich würde gerne mit Ella sprechen.".
Er lauschte kurz und antwortete dann: „Alter, sei nicht so ein Arsch. Gib sie mir. Wir wissen dass sie bei dir ist.".
Ich verkrampfte mich und bedeutete Liam das Handy auf Laut zu schalten.
„Sie will nicht mit euch reden.", kam die höhnende Stimme aus dem Lautsprecher, „Und Harry kann sie sowieso abschreiben, sie bleibt bei mir, bis Silvester.".
Ich keuchte zornig auf, Zayns Hand schnellte vor und legte sich über meinen Mund.
„Hör mal Jason, du sitzt hier am kürzeren Ast. Wir wissen im Gegenzug zu Ella, dass du Mitschuld an Mels Zusammenbruch bist.", sagte Liam trocken.
Es war für einen kurzen Moment still am anderen Ende.
„Es war Ellas ausdrücklicher Wunsch, dass sie keinen von euch wiedersieht. Ich tue nur was sie will.", antwortete Jason kühl.
Ich biss die Zähne zusammen, um nicht loszuschreien vor Wut.
„Gib sie mir, dann kann sie selbst entscheiden, was sie tun will.", sagte Liam, seine Ohren liefen rot an.
„Sie schläft gerade, sie ist sehr sehr müde.", lachte Jason böse.

Wortlos sahen wir uns an. Was sollte das bedeuten? Entweder log dieses Arschloch, oder er hatte ihr etwas von seinem Zeug untergejubelt, oder sie hatten.... Nein! Das würde sie nicht tun. Oder?
Wenn sie die Bilder von Taylor gesehen hatte, war sie sicher wütend. Ihre Kurzschlussreaktionen, wenn sie wütend war, kannten wir alle nur zu gut.
„Ich gehe jetzt zurück zu ihr ins Zimmer.", sagte Jason in die Stille.
„WAS IST DEIN VERDAMMTES PROBLEM?", schrie Liam und ließ seine Faust krachend auf die Tischplatte sausen. Ein Knacksen in der Leitung zeigte uns, dass dieses linke Arschloch bereits aufgelegt hatte.
Wutschnaubend sprang Li auf und warf dabei seinen Stuhl um. „Ich bringe ihn um. Wenn ihr irgendwas passiert... Ich schwöre, ich bringe diesen Wixer um.", sagte er kalt.
„Was ist denn hier los?", fragte Greg, der gerade mit Theo auf dem Arm zu uns kam.
„Wir haben gerade mit dem Typen gesprochen, bei dem Ella ist.", sagte Niall emotionslos.
Ich saß nur da und starrte auf meine Finger. Sie hatte mich nicht betrogen, das würde sie nicht tun.
Es war egoistisch von mir, so zu denken, wo sie doch in Schwierigkeiten steckte, ohne es zu wissen, doch ich konnte nicht anders. Das schwarze Loch in meiner Brust begann sich wieder auszuweiten. Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper um den Schmerz zurückzuhalten.
Die Jungs redeten miteinander, ich saß nur da und sah Theo zu, der mit einem Spielzeugauto am Boden herumkrabbelte. Ich beneidete diesen kleinen Zwerg. Seine größten Sorgen bestanden aus seinem verhassten Mittagsschläfchen und dem Spinat, den er essen musste. Wenn er abends in seinem Bettchen lag, konnte er glücklich und sorgenfrei einschlafen. Er hatte Eltern die ihn liebten, einen Onkel, der ihm mit seinem Einkommen eine großartige Zukunft sicherte, ein Dach über dem Kopf, eine warme Decke über seinem kleinen Körper und eine Mutter, die ihn in den Schlaf sang. Was würde ich dafür geben um mit ihm zu tauschen. Einmal noch so unbeschwert und glücklich sein wie ein Kind.
„Harry?", Louis Stimme riss mich aus meinen Gedanken, ich blickte ihn fragend an.
„Ob du einverstanden bist, habe ich dich gefragt.", sagte Louis und verdrehte die Augen, als ich verwirrt die Stirn runzelte.
„Wir rufen Simon an.", sagte er genervt.
„Simon?", fragte ich verdutzt.
„Alter, hast du nicht zugehört? Wir müssen die Polizei einschalten.", sagte Zayn drängend.
„Wenn die Polizei vor ihrer Türe steht, redet Ella nie wieder mit uns.", sagte ich kopfschüttelnd.
„Mir ist lieber, sie ist sauer, als sie ist in Gefahr.", sagte Niall leise. Natürlich, wie heldenhaft er doch war. Er würde seine ganze Karriere für dieses Mädchen aufgeben, nur um ihr Held zu sein. Er hatte sie nächtelang im Arm gehalten, er hatte sie getröstet, er hatte sich eine beschissene Kugel für sie eingefangen. Er war immer schon die bessere Partie für sie gewesen, doch ihre Faibel für böse Jungs hatte sie in meine Arme getrieben.

Ich wollte immer ihr Held sein, doch Niall übertrumpfte mich mit einer Leichigkeit, dass es beinahe peinlich war für mich.

„Dann macht doch. Aber was wollt ihr der Polizei sagen? Hallo, eine Freundin von uns sitzt bei ihrem Ex-Lover in einem Hotelzimmer und betrügt gerade ihren Freund, können sie ihn bitte einsperren?", fauchte ich und krallte meine Finger in meine Jeans.

„Sie betrügt dich doch nicht! Wie kommst du denn auf so eine Scheiße?", rief Zayn und sah mich mit großen Augen an.
„Ihr habt ihn doch gehört.", murmelte ich.
„Du redest Bullshit.", sagte Louis sachlich, „Ruf Simon an.", sagte er zu Liam.
Liam erhob sich und verschwand vom Tisch.
Drei wütende Augenpaare richteten sich auf mich.
„Du benimmst dich scheiße Harry.", sagte Louis leise, „Wenn Eleanor an Ellas Stelle wäre...", begann er, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
„Ist sie aber nicht. Deine Freundin benimmt sich normal und baut nicht so einen Mist wie Ella.", fauchte ich.
„Du übertreibst Hazza.", seufzte Louis und stand kopfschüttelnd auf um Liam zu folgen.
Zayn verkrümelte sich aufs Dach um eine zu rauchen und ich blieb allein mit Niall und Theo zurück.
Eine seltsam angespannte Stille herrschte zwischen uns, die nur hin und wieder durch Theos Gebrabbel unterbrochen wurde.
„Ich würde nie etwas tun, dass eurer Beziehung schadet.", sage Niall plötzlich leise. Erstaunt hob ich den Kopf und sah ihn an, „Wir sind Brüder. Ich würde niemals versuchen mich zwischen euch zu stellen, egal wie sehr ich sie liebe."
Ich keuchte: „Du liebst sie?".
Sein gequälter Gesichtsausdruck war mehr als eine Antwort.
„Fuck. Nialler...".
„Ich komm' damit klar.", sagte Niall bloß, „Ich möchte nur wirklich nicht, dass sie in Schwierigkeiten kommt. Was auch immer sie getan hat, hier könnte ihr Leben auf dem Spiel stehen. Wer weiß was der Typ mit ihr vorhat.".
Ich nickte einsichtig. Er hatte Recht. Ellas Sicherheit stand eindeutig vor meinem Stolz. Das galt für uns alle. Liam, Louis und Zayn sahen in ihr eine kleine Schwester, sie bemutterten sie und beschützten sie so gut es ging. Niall war ihr Anker, die beiden hatten eine einzigartige Verbindung. Und mich, mich liebte sie, hoffentlich.

„Wir haben einen Plan!", rief Liam plötzlich und kam mit den beiden anderen im Schlepptau auf uns zu gerannt, „Simon ist ein Genie.".

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt