HOMECOMING

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Es hatte einen unglaublichen Aufstand wegen der beiden Mädchen gegeben. Ihre Mutter hatte die Polizei gerufen, da die beiden nicht mehr von der Toilette zurückgekehrt waren, Paul war außer sich und die Securities, die die Busse bewacht hatten, bekamen einen ordentlichen Anschiss. Lara und Maggy waren jedoch glückselig. Auch wenn sie sich zuerst erschrocken hatten und beide in Tränen aufgelöst dagesessen hatten, war schnell wieder alles gut, als Louis angefangen hatte den beiden auf Twitter zu folgen, Merchandising - Artikel zu verschenken, um dann sogar noch ein Foto mit beiden hochzuladen. Binnen weniger Minuten waren Lara und Maggy kleine Berühmtheiten.

Wir hatten natürlich unseren Flieger wegen des ganzen Schlamassels verpasst und mussten nun vier weitere Stunden am Flughafen warten. Niall ließ sich einfach ganz ungehemmt auf den Boden fallen und schlief sofort ein, Louis tat es ihm gleich und schlief halb auf Niall, halb auf meiner Handtasche ein. Liam skypte mit Mel, die uns eigentlich abgeholt hätte und somit blieben nur noch Harry und ich alleine übrig. Wir saßen uns gegenüber und musterten uns schweigend. Ich wollte ihn eigentlich anschreien und ausschimpfen für diese schreckliche Aktion beim Konzert, aber die Erinnerung an seinen Gesichtsausdruck ließ meinen Ärger verpuffen. Er hatte so flehend und aufrichtig verzweifelt gewirkt. Doch ich fühlte mich derzeit einfach nicht in der Lage, Schmetterlinge in meinem Bauch zu fühlen. Ich hatte zu viel anderes Zeug, dass mich beschäftigte. Zum einen war da diese Chace-Sache, von der ich nicht wusste, ob ich sie mir einbildete, oder ob sich jemand einen wirklich dummen Scherz mit mir erlaubte und zum anderen war da dieser Anruf von Jason. Ich konnte es kaum erwarten, Mel endlich zu sehen.
Was noch dazu kam, war ein Angebot, dass ich von Iris vor zwei Wochen bekommen hatte. Sie hatte mir eine Rolle in einem Film angeboten. In Los Angeles! Ich könnte ab Dezember in L.A. wohnen und tatsächlich einen Film drehen. Mein Studium rückte immer weiter in die Ferne, mittlerweile glaubte ich nicht mehr an einen Abschluss. Noch dazu in Marketing. Hätte ich vor zwei Jahren gewusst, dass sich mein Leben so krass verändern würde, hätte ich besser etwas Kreatives studiert und nicht Marketing. Niemand, nicht einmal Mel, wusste bisher von dem Angebot, ich hatte Iris um Bedenkzeit gebeten, bis Mitte Oktober hatte sie mir Zeit eingeräumt.
Mein Geburtstag stand auch vor der Tür. Ich würde endlich volljährig werden. Seit ich die Jungs kannte, hatten wir keinen ihrer Geburtstage richtig gefeiert. Harry hatte im Februar in L.A. gefeiert, während ich in Irland war, Nialls und Liams Geburtstage waren ausgefallen, da zu diesem Zeitpunkt die Sache mit Chace gewesen war, Zayn hatte im Jänner und war ebenfalls in das Harry-Drama reingerutscht. Lediglich Louis hatte zu Weihnachten ein bisschen mit uns angestoßen. Ich hatte also erfolgreich 4 von 5 Geburtstage versaut. Guter Schnitt, Ella, dachte ich mürrisch.
„Woran denkst du kleiner Wildfang?", hörte ich plötzlich jemanden fragen. Ich drehte mich lächelnd zu Dougie um und schüttelte seufzend den Kopf: „An zu Hause.".
„Wie nennst du sie?", fragte Harry kühl und musterte Dougie seltsam finster.
„Kleiner Wildfang!", antwortete dieser lächelnd und zwinkerte mir zu.
Harry murmelte leise etwas, dass sich wie „bescheuert.", anhörte, doch Dougie beachtete ihn nicht und begann sich mit mir zu unterhalten.

Ich hatte London so vermisst! Meine Wohnung, Mel, das Wetter, die Menschen, die Vertrautheit. Ich verbrachte die ersten Tage damit, in Parks zu sitzen, mich mit El zum Frühstücken zu treffen und mich einfach nur zu Hause zu fühlen. Meine Mutter hatte sich angemeldet. Einen ganzen Monat hatte ich in London. Einen ganzen Monat ohne Niall, Harry und Dougie.
Eleanor und ich durchstöberten am ersten Samstag den Flohmarkt in Nottinghill, als ich einen mir nur all zu bekannten blonden Haarschopf ausmachte.
„Da drüben ist Perrie.", flüsterte ich El zu und deutete auf ein kleines Café.
„Sollen wir hinübergehen?", fragte sie und starrte mit großen Augen zu ihr und Jade, ihrer Bandkollegin.
„Ich weiß nicht.", murmelte ich.
Perrie hatte unsere Blicke anscheinend gespürt, denn sie drehte sich plötzlich um und starrte uns ebenso erschrocken an, wie wir sie.
Sie lächelte zögerlich und winkte uns.
„Hi.", sie grinste schwach als sie aufstand um uns zu umarmen. Es fühlte sich komisch an, so viele unausgesprochene Dinge standen zwischen uns.
Jade hatte es plötzlich furchtbar eilig und verabschiedete sich, als wir uns setzten.
„Wie geht es dir?", fragte ich leise und legte meine Hand auf ihre, wo noch immer Zayns Ring steckte.
„Gut. Danke.", sie fühlte sich unwohl, man merkte es an ihrem Ausdruck, denn sie in ihren Augen hatte und an der verkrampften Art und Weise, wie sie ihre Teetasse hielt.
„Pez.", setzte El an, „Wieso hast du dich denn nicht gemeldet?".
Sie seufzte schwer und fuhr sich durch ihren Lockenkopf: „Ich wusste nicht, ob ihr überhaupt noch mit mir reden wollt.".
Ich schnaubte: „Perrie, ich habe dich geschätzte hundert Mal angerufen!".
„Und ich hab sogar bei euch zu Hause angeläutet, Zayn hat mich sicher fünf Mal weggeschickt und hatte dauernd Ausreden, wieso du keine Zeit hast.".
„Ich hatte ja auch keine Zeit.", murmelte sie und verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust.
„Du benimmst dich lächerlich.", antwortete El kühl und verschränkte ihre Arme ebenfalls.
„Oh. Dankeschön.", Perries Augen glitzerten gefährlich, ihre Tasse klirrte, als sie sie mit zitternden Händen niederstellte.
„Ich verstehe nicht, wieso du uns so ausschließt.", versuchte ich die Situation zu entschärfen, „Wir sind doch deine Freundinnen. Wir sind doch für dich da!".
„Ihr seit die Freundinnen der Exbandkollegen meines Verlobten.".
Autsch. Das hatte gesessen. Ich starrte sie mit offenem Mund an.
El sprang plötzlich neben mir auf. „Komm Ella, ich denke wir haben genug gehört.", fauchte sie und funkelte Perrie wütend an.
„Bis dann Perrie.", antwortete ich tonlos und folgte ihr hinaus.

„Was läuft denn bei der schief?", knurrte El, als wir über den kleinen Marktplatz zu ihrem Auto gingen.
„Keine Ahnung, ich verstehe sie auch nicht.", murmelte ich.
„Was glaubt sie denn wer sie ist? Immerhin hat sie Zayn doch betrogen und tut so, als wären wir jetzt die Bösen!", El redete sich regelrecht in Rage und plapperte durchgehend, bis wir an ihrem Wagen angekommen waren.
Ich schaltete auf Autopilot und nickte hin und wieder nur zustimmend. Ich war enttäuscht, so kannte ich Perrie nicht, sie wollte uns eindeutig loswerden. Nur wieso verstand ich nicht.

El setzte mich zu Hause ab. Sie drückte mich fest an sich und küsste mich auf die Wange. „Ich denke, ich werde mit nach Amerika kommen, ich habe ja immerhin Ferien.", sagte sie lächelnd und ich nickte begeistert und verabschiedete mich hastig. Ich hatte bereits, als wir vorgefahren waren, einen Schatten entdeckt, der sich in meinem Hauseingang breitmachte. Das unangenehme Gefühl in meiner Magengegend bestätigte sich, als ich meine Schlüssel hervorzog.
„Ariella."
„Jason.", antwortete ich gereizt, „Was suchst du denn schon wieder hier?".
„Ich hatte dir doch gesagt, dass ich gerne eine Entschädigung hätte, für den Verlust in New York, kannst du dich erinnern?", er grinste schief, doch seine Augen durchbohrten mich wie eine Schwertspitze.
„Ja. Was willst du?", knurrte ich und hielt meine Schlüssel verkrampft fest.
„Ich hatte da an etwas gedacht, dass wir beide schon lange nicht mehr gemacht haben.", ich zuckte zurück, als seine Finger sanft meine Wange berührten.
Ich starrte ihn mit großen Augen an und versuchte zu verstehen, was er mir gerade gesagt hatte.
„Du bist ein Schwein!", zischte ich und wandte mich zur Tür.
Er lachte leise: „Ganz wie du willst. Überleg' es dir gut Ariella, denk an Mel.".
Ich verharrte einen Moment. Mel. Verdammt.
Ich wirbelte herum, schnappte ihn an seinem Kragen und stieß ihn nach hinten an die Wand. Ich hatte ihn eiskalt überrascht. Er schnappte nach Luft und sah mich verwundert an. Ich drückte meinen Schlüssel bestimmt gegen seine Kehle und knurrte so bedrohlich ich konnte: „Lass deine schmierigen Finger von ihr du mieses Arschloch. Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, oder ich sehe, dass du in ihrer Nähe bist, dann sorge ich dafür, dass dein Leben vorbei ist Jason. Sie ist meine Familie und für meine Familie kenne ich keine Grenzen, wenn es darum geht sie zu beschützen. Ich kenne Leute Jason, Leute die dir dein miserables, beschissenes Leben so vermiesen können, dass du dich freiwillig vor den nächsten Zug werfen willst, glaube mir. Also verpiss dich und lass dich nicht mehr blicken.".
Plötzlich öffnete sich die Haustür und ich sprang, bevor Jason reagieren konnte hinein und knallte die Tür zu. Ich schaffte es gerade noch ins Stiegenhaus, bevor ich heulend auf der Treppe zusammenbrach. Das Adrenalin, das meinen Körper durchflutet hatte, war verschwunden. Ich fühlte mich furchtbar. Ich hatte Angst. Ich musste es jemandem erzählen, ich musste sofort nach Mel sehen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich saß einfach nur da, den Kopf zwischen den Knien und heulte mir die Seele aus dem Leib.

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt