PRECHRISTMAS

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Ich versuchte Mel die nächsten Tage immer wieder zu erreichen, doch sie meldete sich nicht. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie meine Anrufe einfach weggedrückt hatte und meine SMS ignorierte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was war ihr Problem? Aber ich konnte niemanden anrufen. Logan war ihr Exfreund, Ben meiner und bevor ich Jason anrufen würde, würde ich mir den Kopf rasieren.
Liam wollte mir partout nicht sagen, über was die beiden wirklich gestritten hatten, er sagte bloß immer: „Gib ihr einfach Zeit. Sie meldet sich wenn sie dazu bereit ist.". Ich wurde von Tag zu Tag wütender, dieses Verhalten war absolut nicht ihre Art.
Anfang Dezember bekam ich einen neuen Job von Iris, es war ein kleiner Weihnachtswerbespot.
Mitte der Woche klingelte mein Handy. Ich eilte hektisch zum Tisch, in der Hoffnung es wäre Mel, doch es war Nathan.
„Ella!", rief er überschwänglich als ich abhob, „Ella du Goldstück! Seitdem du mein Kleid getragen hast laufen die mir hier die Bude ein! Ich hatte heute ein Interview mit dem StyleIn Magazin! Liebes, du bist ein Engel!", er lachte laut und freudig in den Hörer.
Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht auf, es war schön zu hören, dass ich zumindest irgendjemandem helfen konnte.

Das Album der Jungs war seit es erschienen war auf Platz eins in über 50 Ländern weltweit.
Statt Weihnachtsmusik lief im Dezember FOUR, so hatten sie ihr Album benannt, durchgehend.
Desto näher Weihnachten rückte, desto verzweifelter wurde ich.
Ich hasste die Feiertage. Ich hatte Panik vor der Laune meiner Mum, ich wollte nicht dass sie den Styles ihr Fest verdirbt. Ich war miserabel im Geschenke kaufen und schob es so lange ich konnte vor mir her, bis ich letztendlich die wahrscheinlich dümmsten und einfallslosesten Geschenke für alle besorgt hatte. Und nach wie vor gab es keine Meldung von Mel.
„Du bist mein kleiner Grinch!", kicherte Harry immer wenn er mein mürrisches Gesicht sah.

Er wusste nach wie vor nichts von meiner Elternmisere, er dachte bloß dass ich kein Fan von Weihnachtssongs und Geschenken sei und dass ich aufgeregt wäre. Das war ich auch, unglaublich aufgeregt sogar! New York in einem Appartement auf der Upper East Side. Ich fühlte mich wie Jenny von Gossip Girl. Doch was mich am meisten beschäftigte war Harry. Ich würde Weihnachten mit ihm verbringen, das hob unsere Beziehung irgendwie auf eine neue Ebene. Nachdem ich ihm in Australien meine Liebe gestanden hatte, hatte sich unsere Beziehung bereits verändert. Harry hatte sich so liebevoll um mich gekümmert und war mir kaum von der Seite gewichen, bis ich immer selbstständiger wurde. Wir schliefen seitdem beinahe jede Nacht zusammen. Es kam wirklich nur sehr selten vor dass ich alleine in meinem Bett lag oder er in seinem.
Doch wie würde es sein wenn wir in New York waren? Für mich war diese Beziehung eine fixe Angelegenheit, doch irgendwie war das doch auch ein Zugeständnis von Harry dass er mich ebenso liebte. El und Perrie hatten mich bereits vorgewarnt, dass die amerikanischen Papparazzis viel schlimmer waren als die britischen. Es würde also Fotos von Harry und mir regnen.

Zwei Tage vor Weihnachten wuselte es in der Villa wie in einem Ameisenhaufen. Alle rannten wirr durch die Gegend um ihre Koffer zu packen.
Niall und Liam würden jeweils nach Hause zu ihren Familien fliegen, Zayn und Perrie machten Urlaub auf Hawaii und Louis und El flogen mit uns nach NYC, zu Silvester würden aber alle nach New York kommen um gemeinsam ins neue Jahr zu starten.
„Und um Geschenke auszupacken!", rief Louis jubelnd, als ich den Plan mit Eleanor durchging.
Mein Dad würde zwei Tage nach Weihnachten ebenfalls in der Stadt sein. Ich hatte es bis auf Eleanor noch niemandem erzählt und so sollte es auch bleiben.
Ich war froh meinen Koffer bereits am Vortag gepackt zu haben, ich kannte die Bande ja mittlerweile, immer alles am letzten Drücker erledigen.
Ich setzte mich auf den Gang im ersten Stockwerk und beobachtete die fünf Chaoten wie sie sich gegenseitig schubsten, Klamotten aus ihren Koffern klauten und jeder für sich vor sich hinsang oder murmelte.
Harry stand neben Nialls Koffer und sah konzentriert hinein, zwischen seinen Lippen hatte er eine Zuckerstange, seine Haare waren, so wie ich es liebte, mit einem Haarband aus der Stirn gebunden und er kratzte sich nachdenklich im Nacken. Niall stand neben ihm und musterte eingehend seine Zuckerstange.
„Wo hast du die her Mann?", fragte er und wollte sie Harry aus dem Mund ziehen, dieser sprang einen Schritt zurück und sah den Blondschopf finster an.
„Finger weg! Die ist von Lux!", brummte er. Niall sah ihn mit seinen großen tiefseeblauen Augen traurig an und schob die Unterlippe vor.
Harry musterte zuerst ihn und dann die Zuckerstange. „Die hab ich aber schon im Mund gehabt Niall.", sagte er leise.
„Die ganze?", hakte Niall nach.
Harry seufzte resigniert und brach die Stange in der Mitte auseinander.
„Hier du Fressmaschine.", lachte er und Niall steckte sich freudig die halbe Stange Zucker in den Mund, während Harry ihm durchs Haar wuschelte.
Ich kicherte leise, da drehten beide ihre Köpfe zu mir.
„Was tust du denn da am Boden?", fragte Niall mit vollem Mund und schlenderte auf mich zu.
„Ich genieße die Show.", zwinkerte ich ihm zu.
„Musst du nicht auch packen?", hakte er nach und ließ sich neben mir auf den Boden rutschen.
„Miss Superorganisiert hat bereits seit gestern alles eingepackt!", rief Harry und zog ein graues Hemd aus Nialls Schrank, „Das ist übrigens meines Nialler!", er schüttelte seinen Kopf und ging zurück in sein Zimmer um das Hemd in den Koffer zu werfen.
„Wenn du die Sachen so reinwirfst, gehst du in New York im Knitterlook Harry!", tadelte ich ihn.
„Für was hab ich meine Mum mit?", fragte er frech und lachte als ich ihn finster ansah.
„Freust du dich auf Irland?", fragte ich Niall und lehnte mich an seine Schulter. Er roch nach Zucker.
„Ja! Ich kann es kaum erwarten. Ich habe meine Familie seit Monaten nicht gesehen. Vor allem Theo, er muss riesig sein.", er legte seinen Kopf auf meinen und begann mit meinen Haaren zu spielen, „Irgendwann möchte ich dass du mal mitkommst. Mullingar würde dir gefallen.", sagte er sanft und küsste mich auf den Scheitel, „Ich muss weiterpacken Liebes.", sagte er entschuldigend und trottete zurück in sein Zimmer.
Ich würde ihn zu Weihnachten vermissen. Alle würde ich vermissen. Ich würde viel lieber mit ihnen feiern als mit meiner Mum. Aber gerade Nialls Augen würden mir unter dem Weihnachtsbaum fehlen, sein kinderleichtes Lachen und die Fröhlichkeit die er stets ausstrahlte. Er war das personifizierte Weihnachten.
Wortlos erhob ich mich und ging ihm nach in sein Zimmer. Er sah von seinem Koffer auf und lächelte mich warm an.
„Niall.", sagte ich leise und ging auf ihn zu.
„Alles okay Liebes?", fragte er und legte seine Stirn in Falten.
Ich nickte und streckte meine Arme nach ihm aus.
„Ich werde dich bloß so unglaublich vermissen.", piepste ich und er zog mich lachend an sich.
„Es ist gerade mal eine Woche du Dussel.", kicherte er, „Aber ich finde es auch schade dass wir nicht alle gemeinsam feiern.".
Ich drückte mich fest an seinen Oberkörper und holte tief Luft.
Niall roch stets nach frischer Wäsche, nach frischer Luft nach einem Sommerregen und einem Hauch Aftershave und heute roch er dazu nach Zucker.
„Ich packe dich jetzt einfach in meinen Koffer du kleiner Schmollmund!", lachte er. Plötzlich spürte ich seine Arme in meiner Kniekehle und wurde hochgehoben.
Ich kreischte kurz auf und strampelte mit den Beinen, als er mich auch schon in seinen Koffer gesetzt hatte.
„Was ist denn hier los?", Liam steckte seinen Kopf neugierig zur Tür herein, sofort sprang ich auf und rannte auf ihn zu. Ich zog ihn ebenfalls in eine Klammerumarmung und vergrub meinen Kopf an seiner Brust. Überrascht strich er mir über den Kopf.
„Sie will anscheinend nicht alleine mit Harry nach New York.", hörte ich Niall lachen.
„Ach ja?", ich lugte an Liams T-Shirt vorbei und blickte in Harrys graue Augen.
„Blödsinn. Aber Weihnachten ohne die anderen finde ich trotzdem ein bisschen traurig.", brummte ich.
„Wir können ja skypen.", schlug Liam vor und ich nickte sofort heftig.
„Das ist eine super Idee! Ich muss meinen Laptop einpacken!", rief ich und rannte zurück in mein Zimmer, in dem bereits zwei Koffer fertig gepackt zum Abflug nach New York standen.

Als ich meinen Laptop mühsam in einem der Koffer verstaute, spürte ich Harrys Hand auf meinem Rücken. „Ella, freust du dich nicht auf Weihnachten?", fragte er mich und sah mich besorgt an.
Eilig richtete ich mich auf. „Doch.", log ich, „Ich freue mich wahnsinnig, ich bin nur nervös!". Ich küsste ihn sanft auf die Nasenspitze und wuschelte ihm durch seine Haare. Ich wollte ihm seine Festtagslaune mit meinen unnötigen Sorgen nicht vermiesen.
„Du wirst sehen, sobald wir da sind hast du gar keine Zeit mehr nervös zu sein. New York ist einfach viel zu toll.". Er zog mich an sich und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
„Bist du fertig mit packen?", fragte ich leise, als er begann meinen Hals zu küssen.
„Allerdings und deswegen würde ich jetzt gerne etwas auspacken.", er hob seinen Kopf und sah mich anzüglich grinsend an. Kichernd zog ich sein Gesicht in meine Hände und presste meinen Mund auf seinen. Mit ihm an meiner Seite würde Weihnachten bestimmt erträglich sein.

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt