NEW YORK BABY

221 9 0
                                    

„Hast du die Tickets?"
„Ja."
„Deinen Pass?"
„Ja Harry.".
„Und du hast auch alles was du brauchst?"
„HARRY! Wir fliegen nach New York, ich habe bereits vor zwei Tagen gepackt und sollte ich etwas vergessen haben, kann ich es noch immer in einer der größten Metropolen der Welt kaufen.", ich sah ihn halb belustigt halb genervt an. Seit wir in unser Taxi zum Flughafen gestiegen waren, machte er mich wahnsinnig mit seinem nervösen Geplapper.

„Tut mir leid.", brummte er und kramte in meiner Handtasche. „HAROLD!", ich schlug ihm auf die Finger, „Hör auf! Die Tickets sind da und die Pässe auch! Wenn du dich nicht gleich entspannst, dann fliege ich alleine!".
„Harold? So nennt mich meine Mum wenn ich etwas ausgefressen habe.", er zog grinsend seine Augenbrauen hoch.

Ich verdrehte die Augen, „Du benimmst dich ja auch wie ein kleines Kind.". Er schlang seinen Arm um mich und zog mich soweit es der Sicherheitsgurt zuließ an sich.

„New York Baby.", flüsterte er mir zu und ich kuschelte mich lächelnd an ihn.
„New York Baby.", antwortete ich leise.

Joe wartete bereits am Flughafen. Harry zog die Kapuze seines Sweatshirts tief in sein Gesicht.
Wir eilten zum Flugschalter der ersten Klasse, eine nette Flughafenangestellte nahm uns sofort in Empfang und lotste uns durch in die Lounge für erste Klasse Passagiere. Zwei ältere Herren in Anzügen und eine junge Frau saßen bereits an der Frühstücksbar. Mir fielen als erstes die Schuhe der Frau auf. Sie hatten eine rote Sohle, Louis Vuitton. „Ganz in der Nähe meiner Wohnung gibt es einen riesigen Shop.", flüsterte Harry mir zu, der meinem Blick anscheinend gefolgt war.
Im Allgemeinen war die Frau unglaublich gut angezogen, sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, schlammfarbene Vuittons und die passende Handtasche dazu. Auf der Nase balancierte sie eine riesige Prada Sonnebrille und sie schlürfte an ihrem grünen Smoothie.

Ich sah an mir herunter. Ich trug Leggins, ein langes Top, meine Lederjacke und einfache schwarze Stiefel aus der letzten Saison und mein Magen knurrte.
Harry und ich sahen wirklich nicht aus wie erste Klasse Passagiere. Er trug sogar seine Jogginghose zu seinem Sweater. Dennoch musterte ihn die junge Frau eingehend durch ihre dunklen Gläser. Ich griff auffällig nach Harrys Hand und verschränkte meine Finger mit seinen. Ein kurzes Zucken um seine Mundwinkel verriet mir, dass er die Blicke der Lady ebenfalls bemerkt hatte und sich nun über meine Reaktion lustig machte.

„Das Frühstück ist hier ausgezeichnet. Hast du Hunger?", fragte er mich, bevor ich antworten konnte knurrte mein Magen erneut und er zog mich kichernd auf einen der Tische zu.
Sofort kam ein junger Mann angerannt der uns zwei Karten reichte, doch Harry winkte ab.

„Zwei Mal das Perrier.", sagte er höflich und der Kellner verschwand. Ich verschränkte die Arme und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Was war das denn gerade?", fragte ich leise.
„Was?", fragte er und spielte gedankenverloren mit der Tischdekoration.
„Seit wann bestimmst du denn was ich esse?", ich legte den Kopf schief und trommelte ungeduldig auf der Tischplatte herum.
„Weil ich weiß was du magst.", antwortete er und gähnte herzhaft.
„Harry! Siehst du mich bitte an?", ich bemühte mich meine Stimme gedämpft zu halten, dennoch ließ der scharfe Ton ihn erschrocken aufblicken.
„Was ist denn? Willst du etwas anderes?", fragte er verwirrt.
„Ich weiß ja nicht mal was ich esse.", sagte ich kopfschüttelnd.
Er lachte leise: „Vertraust du mir nicht?".
„Natürlich vertraue ich dir, aber...", begann ich, doch er kam mir zuvor. Er erhob sich langsam von seinem Stuhl und beugte sich über den kleinen Tisch. Bevor ich weitersprechen konnte, hatte mein Kinn in seine Hand genommen und mich geküsst.

„New York Baby.", flüsterte er und zwinkerte mir zu.

Seufzend ließ ich mich nach hinten gegen die Lehne sinken und zeigte ihm die Zunge. Er lachte laut auf, sodass die beiden Anzugträger zu uns herüber blickten. Einer der beiden lächelte mich freundlich an und zwinkerte mir zu, ich lächelte zurück. Plötzlich spürte ich Harrys Hand auf meiner. Ich blickte zu ihm, sein Blick war auf den Herren gerichtet. Ich kicherte leise und drückte seine Hand.

Das Frühstück war unglaublich lecker. Der Kellner brachte ein Tablett beladen mit frischem Gebäck, Lachs und Eiern. Dazu servierte er Champagner, Perrier wie mir Harry erklärte.
Wir aßen und quatschten, bis unser Flug endlich aufgerufen wurde.

Aufgeregt hopste ich hinter ihm her Richtung Gate.
Harry summte vergnügt vor sich hin und grinste mich immer wieder an.

„Well i might take a boat or i'll take a plane
I might hitch hike or jump a railroad train
You're kind of love drives a man insane".

Ich kicherte, „Have love have travel?". Er nickte und summte unbeirrt weiter.
Als wir in das Flugzeug einstiegen, staunte ich. Der Privatjet der Jungs war schon wirklich schön gewesen, aber so ein erste Klasse Flieger war nochmal luxuriöser. In dem ganzen Abteil gab es gerade mal 15 Sitze, beziehungsweise Kabinen in die man sich ganz zurückziehen konnte.

Harry hatte natürlich eine Zweier Kabine reserviert, jedoch hatte ich auch eine Trennwand zu ihm wie ich belustigt feststellte. An der Wand der Kabine war ein riesiger Touchbildschirm angebracht, hier konnte man Temperatur, Beleuchtung und Entertainmentprogramm einstellen. Ich ließ mich auf den Sitz neben dem Fenster fallen und blickte hinaus auf die Startbahn. Ein für London typischer Schneeregen klatschte gegen das Fenster. Es war matschig und grau draußen.

„Pezz und Zayn lassen sich ab morgen die Sonne auf den Bauch scheinen und wir fliegen in die nächste kalte Stadt.", sagte Harry lachend, „Nächstes Jahr könnten wir auch ins Warme fahren wenn du möchtest.".
Ich sah ihn mit großen Augen an: „Nächstes Jahr?". Er plante ernsthaft das nächste Weihnachten, obwohl das heurige noch gar nicht überstanden war? Spinner.
„Klar, wieso nicht?", sagte er achselzuckend und stellte etwas auf seinem Bildschirm ein.

Als der Flieger abhob, wurde uns wieder Champagner serviert. Ich nippte daran und stöberte mich durch die Videothek des Fliegers.

„Hier gibt es übrigens Internet.", sagte Harry und zog sein Telefon hervor.
„Internet? In einem Flugzeug?", ich starrte ihn erstaunt an, er nickte grinsend, „Komm schon, wir machen unser erstes Urlaubsfoto!". Ich schmiegte mich an ihn und wir lächelten in seine Kamera.

Der Flug dauerte knappe acht Stunden. Acht Stunden mit Harry auf engstem Raum. Er benahm sich unglaublich charmant. Wir quatschten, kuschelten und sahen uns gemeinsam zwei Filme an. Er erzählte mir lustige Geschichten aus seiner Kindheit von den vergangenen Weihnachtsfesten mit seiner Mum und Gemma und so wie er es erzählte, konnte ich gut nachvollziehen, wieso Weihnachten für die meisten Menschen die schönste Zeit im Jahr war.

Irgendwann döste ich an seiner Schulter ein. Ein leichtes rütteln weckte mich, ich blinzelte verschlafen und streckte mich.

„Sieh mal, man kann New York bereits erkennen.", sagte Harry und deutete aus dem Fenster. Ich richtete mich hastig auf und drückte mir beinahe die Nase am Fenster platt. Unter uns erstreckte sich tatsächlich New York City.
Mit leuchtenden Augen drehte ich mich zu Harry.

„New York Baby.", flüsterte ich aufgeregt.
„New York Baby.", flüsterte er zurück und strich mir liebevoll über die Wange.

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt