TROUBLE

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„Ich muss mit dir sprechen.", antwortete Jason eindringlich und stemmte sich von der Wand ab, um näher auf mich zu zutreten.
„Nein. Musst du nicht. Woher weißt du überhaupt, dass ich hier wohne?", sagte ich kalt. Ich widerstand dem Drang einen Schritt zurückzuweichen und blieb stur vor ihm stehen und funkelte ihn wütend an.
„Du solltest bereits mitbekommen haben, dass ich sehr viele Kontakte habe Ariella.", antwortete er kühl.
Ich zog meine rechte Augenbraue nach oben und fauchte: „Ich möchte jedenfalls nicht mit dir sprechen und von Mel hältst du dich auch fern, sonst lernst du bald mal meine Kontakte kennen Jason!".
Ich nutzte die erstaunte Reaktion auf meine Antwort aus und huschte an ihm vorbei ins Haus.
In der Wohnung angekommen, ließ ich mich zitternd auf den Boden sinken und lehnte meinen Kopf gegen die kühle Wand.
Dass dieser Mistkerl mich nicht einfach in Ruhe lassen konnte. Er hatte Mels und mein Leben beinahe zerstört und besaß nach wie vor die Frechheit hier aufzutauchen.
Mein erster Drang war es Liam anzurufen, doch ich konnte ihn nicht dauernd wegen jeder Kleinigkeit zu mir rufen. Er hatte bisher wirklich genug getan, dasselbe galt für Niall. Die beiden spielten dauernd meine Helden und rissen sich beinahe die Beine aus, um mich zu beschützen. Ich würde bald wochenlang ohne die beiden auskommen müssen, also konnte ich mich schon mal damit abfinden und mich selbst um das kleine Jason - Problem kümmern. Ich stürmte in die Küche, packte eine der Tomaten, die ich zum Kochen herausgelegt hatte, da sie bereits matschig wurden und öffnete das Fenster. Jason lungerte tatsächlich noch auf dem Gehweg vor unserem Haus herum. Ich holte mir aller Kraft aus und warf ihm die faustgroße Tomate an den Kopf.
Er schrie erschrocken auf, als sie ihn traf und ihm Brei und Saft übers Gesicht rann.
Die Leute rund um ihn herum sahen ihn verwundert an, ich sah wie ein paar Mädchen zu kichern begannen und auf ihn deuteten. Wutentbrannt funkelte er zu mir hoch. Schnell griff ich nach einer weiteren Tomate und zeigte sie ihm warnend.
„Verschwinde Jason, oder ich ruf' die Polizei.", schrie ich und knallte theatralisch das Fenster zu.
Halb hinter dem Vorhang versteckt, sah ich, wie er sich tatsächlich von unserem Haus entfernte.
Zufrieden summend, begann ich zu kochen. Mel musste von diesem Vorfall nichts erfahren, beschloss ich. Sie hatte begonnen auf einer öffentlichen Uni in London ihr Architekturstudium fertig zu machen und brauchte wirklich keine Ablenkung.

Als es an der Tür klingelte, zuckte ich erschrocken zusammen. War er zurückgekommen? Langsam ging ich zur Gegensprechanlage und nahm den Hörer ab.
„Hallo?", fragte ich leise.
„Ella, ich bin's Niall.", erleichtert betätigte ich den Knopf um die Eingangstüre zu öffnen.
Doch im nächsten Moment, schrie ich leise auf. NIALL! Er war alleine. Ich war alleine. Das letzte Mal als dieser Zustand zutraf, hatte er mich geküsst und seitdem hatten wir nicht darüber geredet.
Als er an die Tür klopfte, schlug mir mein Herz bis zum Hals.
„Hi.", sagte ich tonlos, als ich sie öffnete.
„Hi.", er grinste schief und musterte mich, „Darf ich reinkommen?".
Verwirrt sah ich ihn an, bis ich registrierte, dass ich mitten in der Tür stand.
„Klar.", sagte ich und lief rot an, „Ich hab' grad gekocht, hast du Hunger?".
„Immer.", lachte er und folgte mir in die Küche.
Es war irgendwie seltsam, als wir schweigend dasaßen und aßen. Ich blickte immer wieder unsicher zu Niall, doch wenn sich unsere Blicke trafen, blickte ich wieder schnell konzentriert auf meinen Teller.
Als ich begann, die Teller in den Geschirrspüler zu räumen, räusperte er sich dicht hinter mir. Ich fuhr erschrocken hoch und drehte mich um. Niall stand nur eine Handbreite von mir entfernt und funkelte mich mit seinen hypnotisierend blauen Augen an.
„Ni...", setzte ich an, doch er schüttelte kaum merklich den Kopf. Ich schluckte und biss mir unsicher auf die Lippe.
„Tut mir leid, dass ich dich letztens so überfallen habe Ella.", sagte er leise und seine Hand streifte sanft meine. Ich atmete lautstark aus.
„Sch...Schon okay.", stammelte ich.
„Nein, das ist so nicht meine Art. Ich würde dich gerne ausführen.", sagte er leise.
Ich sah ihn groß an: „Ausführen?", er nickte, „Aber...Harry.", hauchte ich. Sein Blick wurde dunkel und er wich einen Schritt zurück. „Was ist mit Harry? Der vergnügt sich doch so gut er kann.", schnaubte er. Ich riss die Augen weit auf: „Tut er das?".
„Ja.", antwortete Niall knapp.
„Ich will nur nicht, dass irgendein Streit wegen mir ausbricht.", sagte ich matt und ignorierte das Ziehen in meiner Brust.
„Hör auf immer an alle anderen zu denken Liebes. Tu das was du willst. Und wenn du mit mir ausgehen würdest, dann würde ich mich sehr freuen.", sagte er bestimmt. So selbstsicher und bestimmend kannte ich ihn gar nicht, „Wenn nicht,", fuhr er fort, „Dann vergessen wir das ganze einfach und du bleibst einfach meine beste Freundin.", sein Lächeln war halbherzig und erreichte seine Augen nicht.
Ich fuhr mir nervös durch meine Stirnfransen und sah ihn ernst an: „Ich habe bloß Angst dich zu verlieren.".
„Das wirst du nicht Ella. Ich bin in dich verliebt, seit ich dich das erste Mal gesehen habe und ich kann gut damit leben, dass ich für dich nur ein großer Bruder bin, aber ich möchte nicht sterben und es bereut haben, dass ich es nie versucht habe.", er grinste mich schief an und nahm meine Hand in seine, „Also? Was sagst du?", fragte er und sah abwartend zu mir herab.
Was hatte ich schon groß zu verlieren? Zwischen Niall und mir herrschte bereits seit geraumer Zeit eine gewisse Anziehungskraft und Harry war anscheinend sowieso kein Thema mehr, mit dem ich mich beschäftigen sollte. Also wieso nicht, dachte ich und nickte langsam. „Geht klar, denke ich", grinste ich ihm entgegen. Er strahlte über das ganze Gesicht und küsste sanft meinen Handrücken.
„Ich hole dich am Freitagabend ab? So gegen acht?", fragte er und ich nickte schwach.
Ich hatte ein Date mit Niall. NIALL! Der Gute. Der Verlässliche. Der absolut liebenswerteste Mensch auf der Welt, hatte mich nach einem Date gefragt. Ich würde übermorgen tatsächlich mit meinem besten Freund ausgehen.

Als Niall gegangen war, legte ich mich auf die Couch und starrte zum Fenster hinaus.
Plötzlich hörte ich Gitarrenmusik von unten. Der Song kam mir bekannt vor. Es klang wie Half a Heart von den Jungs. Neugierig ging ich zum Fenster und blickte hinunter. Unten stand Harry. Mit einer Gitarre und grinste zu mir hoch.

Lost and found ( lost doesn't mean alone Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt