Kapitel 267 - Sein Sohn

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Ravely

Harry starrt Pete mit großen Augen an. Er scheint ebenfalls sofort zu verstehen, was hier los ist. Pete ist der betrunkene Fahrer, er hat Anne diese grausamen Verletzungen zugezogen. Harrys Mutter.

Pete schluchzt auf und ich sehe nervös zu Harry und hoffe, dass nicht gleich etwas Schreckliches passiert. Auch Robin scheint auf seine Reaktion zu warten.

Mit angespanntem Körper zischt Harry zu ihm: „Das ist nicht dein scheiß Ernst oder?"

„Es tut mir leid", wiederholt Pete wieder schuldbewusst.

Harry ballt die Fäuste und ich sehe, wie er seinen Körper anspannen muss, um nicht jede Sekunde auszurasten.

„Es war ein Unfall", krächzt sein Vater wieder leise und traut sich nicht mal Harry ins Gesicht zu sehen.

„Ein Unfall", wiederholt Harry und lacht bitter auf, sieht kopfschüttelnd weg.

Atemlos verkrampfe ich mich. Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn Harry beginnt zu lachen, wenn er wütend ist. Hilflos sehe ich zu Robin, der ebenfalls nicht zu wissen scheint, wie er mit der Situation umgehen soll.

„Ich wollte es nicht", fleht Pete verzweifelt um Vergebung. „Es tut mir leid, Harry, bitte ..."

Harry rümpft die Nase. Er sieht kurz zu Anne, dann sagt er mit einem tötendem Blick zu seinem Vater: „Du bist das Letzte."

Sofort verliert Pete jegliche Farbe aus seinem Gesicht. „Harry ... E-Es war nicht meine Absicht ... Ich war ... nicht zurechnungsfähig."

„Rotzbesoffen warst du", korrigiert Harry mit messerscharfer Stimme.

„Ja ... Aber, ich – Ich konnte nichts dafür! Ich wollte zu dir fahren und –"

„Du konntest nichts dafür?", brüllt Harry jetzt wutentbrannt und ich erschrecke ich mich vor seiner Lautstärke. „Du konntest nichts dafür, dass du besoffen Auto fährst? Dass du meine Mutter fast in den Tod gerissen hättest?"

„Harry", fleht Pete wieder leise.

„Du bist ein beschissener Säufer!", schreit Harry wieder aufgebracht und zeigt anklagend auf ihn. „Du bist daran schuld, dass sie hier liegt! Du bist daran schuld, dass wir hier sind und wir darum bangen müssen, ob sie stirbt oder nicht! Du bist das Letzte! Ich könnte es tausend Mal sagen, du bist das Letzte!"

„Harry", sage ich leise zu ihm und ziehe an seiner Jacke, weil ich nicht möchte, dass er hier in einem Krankenhaus so rumschreit und jetzt Dinge zu seinem Vater sagt, die er lieber nicht sagen sollte.

„Nein, Ravely!", bellt er und entzieht seinen Arm aus meinem Griff. „Ich hab' mir diese Scheiße lang genug angesehen!" Er wendet sich wieder an seinen Vater. "Ich dachte, du änderst dich, aber du bist immer noch der Selbe minderwertige Säufer, der du früher schon warst!", brüllt er zu seinem Vater, der schuldbewusst die Worte seines Sohnes hinnimmt. „Gott, du widerst mich an! War es dir nicht genug, dass du sie früher ständig verprügeln musstest? Hat es dir nicht gereicht, dass sie wegen dir blaue Flecken und Blutergüsse hatte? Hast du nicht damals schon genug Schaden angerichtet?"

„Harry, bitte", mischt sich jetzt auch Robin ein und steht auf.

Doch Harry ignoriert ihn. „Du bist einfach das Letzte!", schreit er weiter seinen Vater an. „Du solltest hier liegen, nicht sie! Dafür, dass du so ein erbärmlicher Mensch bist, ständig die Menschen in deinem Umfeld verletzt und niemals damit aufhörst! Sieh sie dir an!"

Pete sieht auf den Boden.

„Ich sagte, du sollst sie dir ansehen!" Harry zeigt auf Anne und jetzt sieht Pete mit wässrigen Augen auf. „Das ist, was du anrichtest! Sieh ganz genau hin! Das ist, was du angerichtet hast! Was ist mit Susan? Verprügelst du sie auch? Brauch das dein krankes Säuferhirn? Wenn du nur wüsstest, was du ihr jedes Mal wieder antust, wenn du besoffen im Wohnzimmer sitzt! Wie kommst du nur mit dir selbst klar?"

Forever Collide 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt