Kapitel 285 - Hallo Angie

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Sofort übermannt mich ein unerbittlicher Hass und meine Finger jucken, weil sie ihr jedes Haar einzeln rausrupfen wollen. Sie scheint mich noch nicht entdeckt zu haben. Ruhig und mit ihrer widerlichen Eleganz setzt sie sich an einen Tisch und sieht sich die Speisekarte an.

Das Bild von ihr und Harry erscheint wieder vor meinem geistigen Auge und augenblicklich widert sie mich noch mehr an. Doch mittlerweile habe ich angefangen Harry zu glauben. Zumindest versuche ich es. Ich kann nur hoffen, dass sie damals nie wirklich etwas hatten und alle ein Missverständnis war, jedoch bringt mich das nicht dazu, sie weniger zu verabscheuen. Schon bevor dieser einen Sache konnte ich sie nicht leiden. Ihre blöden roten Haare nerven mich und ihre perfekte Haut ebenfalls mit den langen Beinen.

Ob sie wohl noch bei Black Poe arbeitet? Hoffentlich hat er sie rausgeschmissen, nachdem sie Harry wegen ihr verloren haben.

Doch ich stoppe meine Hasstiraden. Ich sollte glücklich sein. Ich bin glücklich mit Harry und der Rest sollte mir egal sein.

Allerdings quält mich der Wille ihre Seite der Dinge zu erfahren, während ich auf sie zugehe, um ihre Bestellung aufzunehmen. Würde sie mit mir darüber reden?

„Guten Tag", grüße ich sie freundlich. „Kann ich Ihnen schon etwas bringen?"

Angie blickt auf und ihr Lächeln friert ein, als sie mich sieht. Sie erkennt mich sofort. „Ravely", fiept sie erschrocken.

„Hallo Angie", gebe ich zurück. Ich versuche zu lächeln. Ich bin glücklich. Ja, das bin ich.

Sie legt die Karte weg und betrachtet mich von oben bis unten. Heute bin ich definitiv so dünn wie sie. „Wir haben uns lange nicht gesehen", sagt sie und lächelt schüchtern.

„Das stimmt." Ich will sie nach Harry fragen. Unbedingt.

„Aber, ähm." Sie streicht sich nervös eine Strähne hinters Ohr und steht auf. „Ich werde in ein anderes Diner gehen. Du willst mich wahrscheinlich nicht hier haben."

„Nein!", halte ich sie schnell auf. „Es ist in Ordnung, wirklich. Das ist alles sehr lange her. Setz dich bitte." Ich lächle, um sie zu beruhigen.

Unsicher nickt sie und setzt sich wieder. „Okay ... Das ist nett von dir."

„Ja ... Soll ich deine Bestellung aufnehmen?" Ich lache etwas und nehme mir vor, sie nochmal anzusprechen, bevor sie das Diner verlässt. Ich muss ihre Ansicht der Dinge wissen, um mir vielleicht mehr Klarheit zu verschaffen. Zwar bin ich jetzt schon glücklich, doch wenn ich einfach eine Bestätigung darauf hätte, dass Harry mich damals nicht betrogen hat und es wirklich nur ein Missverständnis war, würde meine Welt sich komplett wieder zusammenflicken.

Sie sitzt genau dreiunddreißig Minuten in dem Diner. Ich beobachte sie die ganze Zeit, damit ich auch ja nicht den Moment verpasse, in dem sie gehen will. Zu meinem Glück ist in den Moment kaum etwas los, als sie aufsteht.

Schnell gehe ich zu ihr, bevor sie gehen kann. „Angie, warte einen Moment."

Sie dreht sich verwirrt zu mir um.

„Ich habe eine Frage", sage ich unsicher. „Oder eher eine Bitte."

Leicht nickt sie. „Ja, natürlich. Was ist es?"

Ich kaue mir nervös auf der Innenlippe rum. Will ich das wirklich wissen? Will ich wirklich dieses Risiko eingehen?

Ja. Ja, ich will es definitiv. Ich brauche das.

„Die Sache damals mit Harry", fange ich an. „Ich – Also – Kannst du mir vielleicht erzählen, wie das damals wirklich war?" Ich flehe sie mit meinen Augen an. „Bitte."

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