Kapitel 270 - Oberarzt

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Tut mir echt leid, dass das Kapitel einfach so endet, aber die Schule hat wieder begonnen und ich bin sehr geschafft und müde ... Es wird auch nur noch ein kapitel HÖCHSTENS zwei am Tag kommen, wenn ich mal viel Zeit habe. x

Harry

„Hey, du musst geradeaus sehen, wenn du den Sonnenuntergang betrachten möchtest", sage ich lachend zu Tammy, die neben mir im Auto sitzt und ständig im Handschuhfach rumwühlt.

Sie sieht auf und ihr blondes Haar weht sofort im Wind, dadurch dass das Auto kein Dach hat. Die orange Sonne glitzert in ihren Augen und sie grinst breit. „Wie schön", sagt sie staunend und lehnt sich weiter vor, um die Aussicht vor uns mehr betrachten zu können.

Schmunzelnd sehe ich nach vorne. „Nicht wahr?"

Doch plötzlich verschwindet die Sonne. Es wird schlagartig dunkel. Ich erkenne einen Mann weiter weg auf der Straße, seine Silhouette ist schwarz.

„Hazza, halt an!", kreischt Tammy ängstlich und quetscht sich in den Sitz.

Ich will meinen Fuß vom Gas nehmen, doch es gelingt mir nicht. Er scheint wie festgeschweißt. Hektisch sehe ich wieder auf die Straße, wo uns der Mann immer näher kommt. Ich erkenne, dass es Dad ist. Ich versuche wieder den Fuß vom Gas zu nehmen, doch keine Chance.

„Hazza!", heult Tammy laut und ich reiße das Lenkrad rum, um Dad nicht totzufahren.

Wir überschlagen uns. Mehrmals. Um uns herum Feuer, als ich versuche aus dem kaputten Wagen auszusteigen. Ich suche verzweifelt nach Tammy. Sie ist nicht da. „Tammy!", rufe ich hilflos nach ihr, sehe zwischen den lodernden Flammen hindurch, suche ihren kleinen Körper. Ich suche und suche, verbrenne mich an dem Feuer, doch sie ist nicht da.

Bis ich einen Körper auf der großen brennenden Wiese finde. Ich renne schnell darauf zu, drehe Tammy um, um nachzusehen, ob es ihr gut geht, sie bewegt sich nicht. Doch ich lasse sie wieder los, als ich bemerke, dass es meine Mutter ist. „Mum?", krächze ich und hebe sie an den Schultern.

Sie sieht mich durch halbgeöffnete Augen an. In ihren Augen spiegelt sich das Feuer um uns herum, Blut in ihrem geschundenen Gesicht.

„Mum, sag doch was", flehe ich hoffnungslos, rüttle sie mehrmals.

Sie keucht auf, sieht mich direkt in die Augen. „Harry", sagt sie leise. „Du kannst .... niemanden retten."

Ruckartig wache ich mit schwerem Atem auf und setze mich kerzengerade hin. Für einen kurzen Moment weiß ich nicht, wo ich bin und was geschieht, doch realisiere schnell, dass ich in meinem Bett in Holmes Chapel liege. Keuchend halte ich mir die Hand an die Stirn und merke sofort den Schweißfilm darauf.

Was zur Hölle habe ich da geträumt? Das war ja schrecklicher, als all die Träume, die ich vorher mit Tammy hatte.

Ich sehe durch die Dunkelheit neben mich und erblicke Ravely, wie sie friedlich schläft. Erleichtert atme ich aus, weil ich sie nicht geweckt habe. Sie sieht so zufrieden aus, wenn sie schläft, das möchte ich ihr nicht kaputt machen. Der gestrige Tag war nicht einfach. Für mich und auch nicht für sie. Ich sehe auf die Uhr. Zwei Uhr morgens.

Dieser Traum verlässt meine Gedanken nicht. Das Bild von Mum brennt vor meinem geistigen Auge. Ich muss sie sehen. Auch, wenn es nur ein beschissener Traum war, muss ich einfach zu Mum, sehen, dass sie noch friedlich atmet, auch wenn sie vielleicht noch im Koma liegt.

Leise stehe ich auf und ziehe mich an. Ein letztes Mal sehe ich zu Ravely, die sich im Bett seufzend umdreht, als ich zur Tür gehe und ich verlasse das Haus. Ich steige mit einem tief sitzenden Kopfschmerz in das Auto meiner Mutter und fahre zum Krankenhaus.

Was zum Teufel hatte dieser Traum zu bedeuten? Du kannst niemanden retten, hat Mum gesagt. Sie hat es zwar nicht wirklich gesagt, weil es immerhin nur ein Traum war, doch es hat eine verdammt beschissene Wirkung auf mich.

Du kannst niemanden retten. Du kannst niemanden retten. Der Satz spielt sich immer und immer wieder in meinen Gedanken ab, während ich durch die verschneiten Straßen fahre und immer wieder kontrolliere, ob ich auch jederzeit bremsen könnte, würde ein Mann auf der Straße stehen. Fuck, vielleicht sollte ich doch wieder ein paar von Ravelys Schlaftabletten nehmen.

Mit schnellen Schritten betrete ich das Krankenhaus und gehe an der Rezeption vorbei, ohne der Krankenschwester auch nur einen Blick zuzuwerfen. Ich bin mir sicher, dass Besuche um diese Uhrzeit nicht erlaubt sind, doch das ist mir egal. Ich will Mum sehen, das ist das Einzige, das mich interessiert.

„Sir!", ruft mir die Schwester hinterher, als ich fast beim Fahrstuhl ankomme.

Ich drehe mich genervt um.

„Was haben Sie da vor?", fragt sie mit erhobener Braue.

„Ich möchte meine Mutter besuchen."

„Besuche sind mitten in der Nacht nicht erlaubt", meckert sie. „Ich bitte Sie zu gehen. Kommen Sie doch morgen ab acht Uhr wieder, dann können Sie Ihre Mutter sehen."

„Nein, ich werde sie jetzt sehen", brumme ich genervt und drehe mich wieder zum Fahrstuhl.

Ich höre, wie die Krankenschwester auf mich zukommt, während ich den Knopf des Aufzugs drücke. „Sir, Sie sind nicht befugt dazu. Bitte verlassen Sie wieder das Krankenhaus oder ich muss die Security rufen!"

„Passen Sie mal auf", zische ich und drehe mich erbost wieder zu ihr. „Meine Mutter ist beinahe von meinem eigenen Vater umgebracht worden, liegt schwerverletzt im Koma und ich kann froh sein, dass sie noch lebt. Und wenn ich sie sehen möchte, dann werde ich sie sehen. Ich scheiß auf eure Besuchszeiten im Krankenhaus." Ich erkenne mich selbst kaum.

„Dann habe ich die perfekte Lösung für Sie", hallt eine männliche Stimme durch die leere Eingangshalle, während die Schwester mich nur geschockt anblinzelt. Ich sehe in Richtung der Stimme und ein älterer Arzt kommt auf uns zu. Er stellt sich neben die Schwester. „Schwester Cort, Sie machen einen ausgezeichneten Job, aber mal ehrlich, wen interessieren denn heute noch die Besuchszeiten?", feixt er du zieht sich seinen weißen Kittel aus. Er hält ihn mir freundlich hin. „Hier, zieh den an, dann schmeißt dich niemand raus."

Perplex nehme ich ihm den Kittel ab. „Ähm, danke."

Er nickt nur. „Kein Problem. Wer auch immer Ihre Mutter ist, aber sie hat es verdient nachts um halb drei Besuch zu bekommen. Lassen Sie am besten Ihre Jacke hier unten, dann ist es weniger auffällig."

Ich nicke dankbar und reiche ihm meine Jacke, während die Schwester uns unglaubwürdig anstarrt.

„Wie ein richtiger Arzt", lacht der alte Mann väterlich, als ich den Kittel anziehe. Er wünscht mir noch viel Glück für meine Mutter und dann verschwinde ich auch schon im Fahrstuhl.

Es gibt viel zu wenige Menschen wie ihn auf der Welt. Ich sehe auf den eingestickten Namen auf dem Kittel. Doktor Bender. Oberarzt. Okay, es gibt definitiv zu wenige Menschen wie ihn. Jetzt fühlt es sich noch richtiger an, meine Mum zu sehen.

Forever Collide 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt