Kapitel 274 - Harry, das Ausstellungsstück

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Kleines Übergangskapitel. Ist auch das Einzige für heute. :)

Ravely

Nachdem Harry und ich unseren wahrscheinlich peinlichsten Moment erlebt haben, war uns beiden sofort klar, dass die Stimmung für Zärtlichkeit vorüber war. Doch wir haben rumgeknutscht und das reicht mir vollkommen. Ich liebe es, dass mir alles so vorkommt, als wären wir wie damals frisch verknallt und küssen uns mal hier, mal da, obwohl wir schon so viel miteinander erlebt haben.

Es ist noch sehr ungewiss, was mit uns beiden zukünftig passieren wird und das macht es umso aufregender, gleichzeitig trauriger. Wir wissen nicht, was passieren wird, wenn Weihnachten rum ist, wenn Harry New York wieder verlassen wird, denn ich werde und kann New York nicht verlassen. Mein Leben spielt nun mal jetzt in Amerika mit und auch ohne Harry. Und egal, wie hart es klingen mag: Nochmal werde ich das Land nicht wegen ihm wechseln, ich habe aus meinem Fehler gelernt. Wie sehr ich ihn auch mag. Er hat mich immer noch damals mit Angie betrogen und das werde ich auch niemals vergessen können. Obwohl ich uns beiden schonlängst eine zweite Chance gebe.

So unangenehm der Abschied von Robin und Anne im Krankenhaus auch war, weil wir uns beide sicher waren, dass Robin Anne von dem Vorfall heute Mittag erzählt hat, mussten wir da durch. Harry konnte ihr noch nicht versprechen, dass er an Silvester Zuhause sein wird und das hat mein Herz für einen Moment noch mehr erwärmt, als es sowieso schon ständig aufblüht, weil ich mich bei ihm so wohl fühle. Harry und ich gemeinsam an Silvester. Es könnte kaum besser kommen.

Das Jahr könnte einfach nicht besser enden. Er an meiner Seite. Ich an seiner Seite. Egal, ob wir nun zusammen sind oder nicht, wir sind für diese festlichen Tage wir und das ist alles, was ich brauche.

Und auch Zayn ist am Telefon beinahe ausgerastet, als ich ihm gesagt habe, dass ich Harry mitbringe und er mit uns Weihnachten feiert. Er hat sich sofort dazu bereit erklärt, uns vom Flughafen abzuholen. Wen wundert es? Noch heute schwärmt er von Harry wie ein kleiner Junge vom Weihnachtsmann.

Als Harry und ich durch die Eingangshalle des Flughafens laufen, können wir schon Zayn entdecken, wie er, nach uns Ausschau haltend, in der Halle steht.

„Mach dich auf was gefasst", warne ich Harry vor, weil ich mir sicher bin, dass Zayn Freudensprünge machen wird, wenn er ihn sieht.

„Ich rechne mit allem", sagt Harry, während wir Zayn immer näher kommen.

Und mit einem Abstand von ungefähr zwanzig Metern, entdeckt er uns schließlich und sein Blick erhellt sich innerhalb von Millisekunden. Er winkt uns breit grinsend zu und beginnt schnell auf uns zuzukommen. Glücklich breitet er die Arme aus und als ich gerade meine Arme ausbreite, weil ich denke, er will mich umarmen ... Fällt er Harry um den Hals.

„Du glaubst ja gar nicht, wie sehr du mir gefehlt hast!", murmelt Zayn in Harrys Jacke und drückt ihn fest, während dieser gar nicht weiß, wie ihm geschieht. Sprachlos beobachte ich, wie Zayn Harry wieder etwas los lässt. „Und du siehst noch besser aus als damals! Wie ist das möglich?"

Harry starrt ihn überfordert an und ich schüttle unglaubwürdig den Kopf. Immer das gleiche mit Zayn. „Ich hab dich übrigens auch vermisst, Zayn", bettle ich um Aufmerksamkeit.

Doch Zayn sieht nicht mal zu mir, sondern befummelt stattdessen Harrys Oberarme. „Hast du in den letzten Monaten trainiert? Das ist ja der Oberhammer!"

Harry entzieht sich ihm argwöhnisch und geht einen Schritt zurück. „Nein, ich –''

„Und was ist das überhaupt für eine geile Jacke?", schwärmt Zayn weiter und geht wieder auf Harry zu. „Dein Mantel damals stand dir ja schon gut, aber diese hier ..." Er sieht zu mir. „Ly. Das ist das beste Weihnachtsgeschenk, das du mir machen konntest."

Weil ich schon sehen kann, wie Harrys Mundklappe mittlerweile auf dem Boden weilt, verdrehe ich die Auge und drücke Zayn meine Tasche vor die Brust, um ihm ein Zeichen zu geben, dass wir fahren sollten. „Halt jetzt die Klappe. Du machst ihm Angst. Sieh ihn dir an." Ich deute auf Harry, der total verstört rumsteht.

„Das tue ich", seufzt Zayn und schmachtet Harry an, wodurch ihm beinahe die Tasche wieder aus den Armen fällt.

„Hey!" Ich schnipse mehrmals vor Zayns Nase rum, damit er sich endlich in Bewegung setzt. Ich hätte wissen müssen, dass Zayn uns nur abholen wollte, weil er so Harry mehr bewundern kann. Natürlich nehme ich es ihm nicht übel, Harry ist immerhin eine Augenweide, doch trotzdem sollte er sich zusammenreißen. Er hat wirklich null Schamgefühl.

„Ist ja gut", murrt Zayn schließlich und dreht sich um. „Du bist ein Spielverderber."

Ich lächle Harry etwas zu, worauf er mir und Zayn nach draußen zu Zayns Auto folgt. Es ist unverkennbar, dass er sich extra schwer tut, damit Harry ihm hilft, die Taschen ins Auto zu hieven, doch das versteht Harry natürlich nicht.

„Warte, ich mach das", sagt er schließlich zu Zayn und legt unsere schweren Taschen und Koffer in den Kofferraum.

„Zayn, wo ist eigentlich Jake geblieben?", frage ich ihn, als ich bemerke, wie er vehement auf Harrys Hinterteil starrt.

Nicht mal seinen Blick nimmt er von Harry, als er antwortet: „Er ist bei mir."

„Und weiß er, dass Harry mit uns feiert?"

„Ja."

„Das macht ihm nichts aus?"

„Nein." Zayn neigt seinen Kopf etwas, weil man Harrys Haut an seiner Hüfte etwas sehen kann, als er den Kofferraum schließt.

„Du bist echt unglaublich", meckere ich und boxe Zayn auf den Oberarm, worauf er endlich aus seiner Starre erwacht. „Er ist doch kein Ausstellungsstück."

„Au, lass das. Ich habe ihn das letzte Mal richtig gesehen, das ist Monate her, gönn mir das."

„Bitte hört endlich auf über mich zu reden, als wäre ich nicht anwesend", mischt sich Harry endlich auch mal halb amüsiert, halb ernst, ein. „Zayn, ich bin immer noch nicht schwul, vielleicht solltest du das langsam gemerkt haben."

Jetzt runzelt Zayn stutzig die Stirn. „Was ist das denn für ein Spruch? Ich habe einen Freund Harry. Ich bin vergeben." Dann geht er mit erhobenem Kopf zur Fahrerseite. „Als ob ich etwas von dir wollen würde. Ich wiederhole: Ver – ge – ben." Und verschwindet im Auto.

Harry und ich werfen uns belustigte Blicke zu.

„Er ist immer noch der gleiche", sage ich.

Er nickt. „Allerdings."


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