Kapitel 35

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(Hailys Sicht)

Tyler setzte einen Fuß vor den anderen und kam immer näher auf mich zu. Warte, warte...

Meine Füße taten genau das selbe. Ich ging auf ihn zu. Wäre es jetzt sehr unangebracht meine Finger an einem der Chemietische fest zukrallen, damit ich die Bewegung nach Vorne stoppe?

Der Weg aufeinander zu kam mir ellenlang vor. Als würde ich einen endlosen Gang entlang laufen und das Ziel rückt bei jedem Schritt ein Stück weiter weg von mir.

Das tat es, beziehungsweiße er, aber nicht. Sondern Tyler schritt genauso auf mich zu.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir beide in der Mitte an. Und jetzt passierte etwas, womit ich im Leben nicht gerechnet hätte. Nicht nach diesem Streit. Und meinem Sturren Standpunkt: Nicht mehr auf Tyler einlassen.

Er schlang, fast schon stürmisch, seine Arme um meine Taille. Somit zog er mich blitzschnell zu sich heran. Meine Arme legten sich ebenfalls, fast stürmisch, hinter seinem Nacken zusammen.

Im nächsten Moment küssten wir uns.

Was? Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, was da gerade passiert. Wir küssten uns?

Scheiße, ich wollte mich doch nicht mehr auf ihn einlassen? Trotzdem ging der Kuss ebenso von mir aus. Für einen kurzen Moment wollte ich mich aus seinem Umfeld herauslösen.

Es ging nicht, da mein Wille, mit jeder Sekunde mehr verblasste, in dem unsere Lippen aufeinander lagen. Der Wille, diesen Kuss zu unterbrechen, verschwand letztendlich komplett.

Und ich kann dieses krasse Bauchkribbeln auch nicht mehr verkneifen. Dieses Kribbeln zog sich durch jede Ader meines Körpers. Und mir wurde augenblicklich angenehm warm. Diese geborgene Wärme, während mein Herz beginnt immer schneller zu schlagen. Wie lange ist es her, dass wir uns so nahe waren? Ich schätze um die zwei Monate.

Seine Lippen wieder auf meinen zu spüren fühlt sich einfach so gut an. Ich muss völlig vergessen haben, wie gut er doch küssen kann. Niemand, wirklich niemand könnte diesen unbeschreiblich guten Kuss unterbrechen.

Meine Hände fuhren von seinem Nacken zu seinen Wangen, an die Gesichtsseiten.

Ich zog ihn noch ein Stückchen näher zu mir ran. Näher kann man sich schon fast gar nicht sein.

Also ich weiß ja nicht, wie es bei euch ist aber normalerweiße ist das kein typischer Streitausgang. Sich nach so einem krassen Streit zu küssen, passt einfach nicht in das Konzept einer aufgebrachten Disskusion.

Warum ist es dann bei uns dazu gekommen?

Langsam löste er seine Lippen wieder von meinen und legte seine Stirn an meine. Seine Augen strahlten mir ziemlich glücklich entgegen.

> Nicht lächeln, bloß nicht.<

Natürlich musste genau das Gegenteil passieren. Ich fing also leicht an zu lächeln. „Morgen nach der Schule?" flüsterte er mir dann gegen das Gesicht. Sein Atem kitzelte leicht über meine Haut.

„Was?" verwirrt, begann ich mich wieder zu fangen.

„Wegen dem Englischprojekt" sagte er wieder in seiner ruhigen Stimme zu mir.

Er soll bitte aufhören, so behutsam mit mir zu sprechen, da bekomme ich voll die Gänsehaut. Meine Härrchen am Arm stellten sich bereits auf.

Leicht nickte ich. Er lächelte und ging dann aus dem Klassenraum.

Angewurzelt blieb ich stehen. Die ganze Disskusion war überflüssig, wenn es nur einen Kuss braucht, um mich von meinem Standpunkt ab zubringen.

Tyler hat mich also immernoch in der Hand. Ich seufzte auf. Sobald er mich berühert oder nur so süß ansieht, vergesse ich alles um mich herum. Das könnte noch ein Problem werden.

Erst jetzt wird mir bewusst, das ich mich mit dem Kuss nicht nur wieder Tyler hingegeben habe sondern gleichzeitig meinen jetzigen Freund betrogen habe. Mit meinem Ex. Wie konnte ich nur? Brian ist so nett, er würde mir das nie antun und ich habe nichts besseres zu tun als mit meinem Ex zu knutschen. Brian darf niemals von diesem Kuss erfahren. Sonst ist unsere Freundschaft komplett im Eimer.

Ich muss mich ganz schnell daran erinnern, warum ich Tyler eigentlich hasse. Zwischen uns darf es auf jedenfall nie wieder so weit kommen. Es gilt einen zweiten Kuss zu vermeiden und mich wieder von ihm zu distanzieren.

Das wird schonmal insofern schwierig, da wir morgen dieses Englischprojekt zusammen machen. Ich musste ja auch zustimmen. Hätte ich mich mal dagegen aufgelehnt. Da sieht man es wieder: Nach dem Kuss konnte ich nicht einen klaren Gedanken fassen und habe mir gleich mal die nächste Hürde aufgestellt.

Ich klatschte mir gegen die Stirn. Wie kann man nur so dumm und manipulierbar sein?



Only One Person and your Life is changing! TEIL 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt