Kapitel 1

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(Hailys Sicht)

Ich habe es versaut. Alles habe ich versaut. Nur ich allein. Sein Anblick kam mir wieder in den Kopf. Sein Körper mit Wunden übersäht und das nur, weil ich vor mir und meinen Gefühlen weggelaufen bin. Weglaufen ist nie eine sonderlich gute Option, dennoch habe ich sie gewählt.

Und jetzt schwirrt mir sein Anblick immer wieder durch den Kopf und ich denke mir ‚Wieso musste es so weit kommen?' Wieder kommt mir sein Körper im Krankenhausbett durch den Kopf gezogen. Sein lebloser Körper lag auf dem Bett. Überall waren Schrammen und Blut, welches die Ärzte nicht ganz abgewischt hatten. Sein Arm war gebrochen und verbunden. Um den Bauch hatte er ebenfalls einen breiten weissen Verband. An der Stelle war er vorher operiert wurden. Zehntausende Schläuche verkabelten ihn mit einem Appartat, der seine Herzfrequenz misst. Sein Herz schlug langsam und gleichmäßig. Jetzt heißt es hoffen, dass er alles so gut wie möglich übersteht.

Nein, ich muss ersteinmal hoffen, dass er es überhaupt übersteht. Laut Ärzten war sein Zustand mehr als kritisch. Ich hatte wirklich die ganze Nacht neben ihm gesessen und bin ihm kein Millimeter von der Seite gewichen. In letzter Zeit bin ich einfach zu oft auf Abstand gegangen, obwohl ich im tiefsten Inneren wusste, dass ich seine Nähe mehr als brauchte. Wahrscheinlich hat er gar nicht mitbekommen, dass ich da war. Trotzdem hatte ich mich bestimmt hundert Mal bei ihm entschuldigt. Ob er die jemals annehmen wird?

Ich meine ich könnte verstehen, wenn er mich jetzt nie wieder beachtet. Ich bin immerhin daran Schuld, dass er an der Schwelle von Tod und Leben stand. Eine warme und salzige Träne rann meine Wange herunter. Na toll als hätte ich in den letzten zwei Tagen nicht schon genug geweint. Gibt es eigentlich ein Ende des Tränenvorrates? Eigentlich habe ich nämlich gedacht, dass ich schon viel zu viel geheult habe. Ich dachte ich habe mich leer geweint. Aber anscheinend doch nicht, sonst würde mir nicht schon wieder eine Träne nach der anderen herunterlaufen.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich mitten auf dem Teppich stehen geblieben bin. Die anderen Gäste sind bereits an mir vorbei gelaufen und auch Logan und Lynn ziehen gerade, Hand in Hand, an meiner rechten Seite vorbei. Schnell wische ich mir meine Tränen weg und versuche einen neutralen Blick aufzusetzten. Logan und Lynn bleiben trotzdem neben mir stehen.

Logans Gesicht schaute mich besorgt an. War ja klar das er checkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Sofort lässt er Lynn los und schließt mich in eine lange Umarmung. Jetzt kommen wieder zwei kleine Tränchen und laufen ganz langsam meine warme Wange herunter.

„Haily es wird alles wieder gut" beruhigend strich er mir über meine Haare.

„Nein wird es nicht. Er liegt im Krankenhaus und ich... ganz alleine ich bin daran schuld" schluchzte ich in seine Schulter. Lynn trat geschockt näher an uns heran.

„Gib dir nicht die Schuld dafür. Das Auto hätte aufpassen müssen. Der Fahrer ist einfach über das Stoppschild gefahren" redete mir Lynn ins Gewissen. Ich verstehe ja, wenn die beiden wollen, dass ich mir nicht die alleinige Schuld zuspreche. Aber ich bin Schuld. Ich fühle mich schuldig und daran werden ein paar Worte nichts ändern.

„Er wäre nicht da lang gegangen, wenn ich ihm die Sachen vorher nicht an den Kopf geknallt hätte oder ich nicht auf Abstand gegangen wäre"

„Haily heute ist nicht der richtige Tag zum traurig sein." Logan entfernte sich wieder von mir „Er wird wieder. Glaube mir" seine Augen leuchteten mir entgegen. „Und was wenn nicht?" hauchte ich zum Boden gewand. „Das darfst du nicht denken. Er wird wieder keine Sorge" er gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. Zarkhaft nickte ich. Aber das tat ich nur damit Logan aufhört mich zu beruhigen.

Nicht aus Überzeugung, dass seine Worte auch nur im geringsten sicher wären. Das tat er auch. Lynn und er hakten sich unter und gingen das letzten Stückchen Teppich entlang. Auf ihre Plätze ganz vorne. Ich blieb noch eine Weile da stehen und versuchte mich zu fassen. Was wenn seine Worte nicht stimmen und er für immer gezeichnet ist oder noch schlimmer, wenn er nicht mehr aus dem Koma aufwacht? Dann kann ich ihm nie sagen, was ich wirklich fühle. Diese Gedanken zereisen mich innerlich.

Das sind so schlimme Gedanken, die mich schon die gesamte Nacht beschäftigt hatten.

Jetzt muss ich das einfach verdrängen, wenigstens für eine Viertelstunde. Die anderen schaffen das schließlich auch. Irgendwie.

Für Lucy und Dad gebe ich mich jetzt einfach stark. Lieber wäre es mir wenn sie das hier verschoben hätten. Aber innerhalb einer Nacht lässt sich das ganze nicht stonieren. Jetzt heißt es Zähne zusammenbeißen und durchziehen.

Only One Person and your Life is changing! TEIL 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt