Kapitel 53

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(Hailys Sicht)

Thema Tyler, kann und muss ich jetzt mit abgeschlossen kennzeichnen. Er verarscht mich. Ich werde verletzt und Chaos entsteht. Eine wirklich üble Gleichung.

Die Erkenntnis, dass ich ihn höchstwahrscheinlich immernoch am meisten liebte, ist die bittere Wahrheit . Die Liebe ist eine einzige falsche Entscheidung.

Egal, ich legte mich ersteinmal schlafen und hoffte, dass der nächste Tag nicht allzu grauenvoll und merkwürdig wird.

Vorallem in Englisch, wo ich neben Tyler sitze, kann ich nicht dafür garantieren, dass er unversehrt hinaus gelangt. Zumindest, wenn er anfängt mich anzulabern kann ich für nichts mehr garantieren.

Zum Glück trat nichts davon ein. Tyler redete mich nicht ein einziges Mal an. Er schielte nur ab und zu, zu mir rüber. Ich beschloss diese Blicke einfach zu ignorieren. Gelang mir auch ziemlich gut. Und die Schule war vorbei.

Gerade bin ich aus der Schule gekommen und habe mich mit ein wenig Essen in mein Zimmer verzogen, da klopfte es. Genervt aufstöhnend setzte ich mich auf, um anschließend zur Tür zu gehen und dem Störenfried Einlass zu gewähren.

Das mit dem Einlass überlegte ich mir nach dem Aufmachen allerdings nocheinmal anders. Tyler lehnte am Türrahmen und schaute mich an. Unter seinem Arm klemmte ein Block mit Schulbuch und zwei Stifte. „Hey" sagte er ganz ruhig. Diese Seite an ihm habe ich schon immer gelieb... ich meine gehasst. „Du darfst die Hausaufgaben nicht abschreiben" warum war er denn sonst hier?

Also wollte ich ihm die Tür vor der Nase zuschlagen.

Doch irgendetwas hinterte das hölzerne Quadradt daran ins Schloss zu fallen. Tylers verdammter Fuß stand im Weg.

„Nimm den Fuß weg" motzte ich und funkelte ihn böse an. „Schon vergessen, wir waren verabredet, wegen dem Englischvortrag"

Mist. Das hatte ich total verdrängt. Ich wünschte wir hätten uns nicht dazu verabredet. Mit ihm wollte ich nämlich nicht meinen Nachmittag verbringen. Nein, sogar der Teufel oder Chloe wäre mir in diesem Falle lieber. Ich will auf keinen Fall mit ihm alleine sein. Seine Gegenwart widert mich an. „Wir gehen runter" beschloss ich und machte die Tür hinter mir zu. Ich grinste ihn falsch an und verdrehte kurz darauf meine Augen, um die Ablehnung nochmal deutlicher rüber zu bringen. Er folgte mir die Treppen nach unten ins Wohnzimmer.

Auf der Couch schien mir ein geeigneter Ort, um einen Vortrag auszuarbeiten. Denn hier kann ebenso keine peinliche oder fatale Situation entstehen. Denn eigentlich rennt hier immer jemand rum. Auf dem kleinen Couchtisch stand mein Laptop, den ich wortlos anschaltete. Es dauerte eine Ewigkeit bis dieses alte Schrottteil endlich hochgefahren war. In der Zeit breitete Tyler sein Zeug auf dem Tisch aus und begann bereits Notizen zu den einzelnen Zeitformen zu machen.

Er will doch tatsächlich mithelfen. Erstaunlich.

„Wir machen eine Powerpoint. Einverstanden?" meine Worte begrenzten sich auf das Nötigste. Ich versuchte dabei den Blick zu ihm zu meiden.

„Ja" sagte er hochkonzetriert. Klingt ja fast schon lustig, wie krass er sich auf diesen Scheiß fixiert. Jetzt begann ein Haufen Arbeit.

Tyler schrieb jede verdammte Zeitform auf. Stichpunkte zur Bildung und Verwendung, inklusive Beispiele. Ich tippte sie dann auf dem Computer ab und erstellte somit Stück für Stück eine Powerpoint. Unfassbar, dass ich diese verkriztelte Schrift lesen konnte. Das ist jetzt zwar richtig klischeehaft, aber Tyler hat eine wirklich unleserliche Schrift. Typisch Junge halt.

Ich konnte sie nur lesen, weil ich fast ein ganzes Jahr mit ihm zusammen war und die Schrift als Sitznachbar oft genug entziffern musste. Zum Beispiel bei anderen Projekten und auf den kleinen Zettelchen, die er mir ab und zu rüber geschoben hat. Naja, da waren wir aber auch noch zusammen und damals dachte ich noch, dass er der Richtige ist. Der Junge mit dem ich mir möglicherweise sogar mein restliches Leben teilen wollte. Okey, ich bin zwar erst siebzehn, da findet man bestimmt nicht die Liebe seines Lebens. Doch damals hatte ich halt das Gefühl, die Bindung zwischen uns hält noch ziemlich lange an. Pustekuchen!

Er hat mich inzwischen oft genug verletzt. Jetzt frage ich mich, was das wohl für eine Zukunft geworden wäre. Jedenfalls keine sonderlich gute.

Es gibt sowieso keine Zukunft mehr. Zumindest in der Sache Tyler und Haily. Also kein Grund meinen Gedankengang weiterhin zu vertiefen.

Nach gefühlten Stunden war der Vortrag endlich fertig und ich tippte noch die letzten Wörter in den Computer ein. Tyler war schon fertig mit seinen Notizen und hatte sich entspannt zurück gelehnt. Sehr unangenehm diese ganze Situation. Seine Augen beobachteten mich nämlich. Ich kann mich absolut nicht konzentrieren, wenn mich zwei Augen durchlöchern.

Aufgrund dessen vertippte ich mich andauernd. Nach weiteren drei Minuten war dann auch ich so weit fertig. „Fertig" sagte ich und startete die Bildschirmpräsentation. Ich war richtig stolz auf mich, denn ohne eingebildet zu wirken, diese Präsentation sah verdammt nochmal richtig gut aus.

Tyler lehnte sich nach vorne und schaute durch die verschiedenen Folien. Mitten in der Präsentation blieb er stehen und hörte auf weiter zu klicken. „Sieht gut aus" sagte er und ich drehte meinen Kopf zu ihm. Er lächelte mich an. Mist mist. Wieso muss sein Lächeln so scheiß ansteckend sein? Ich biss mir auf die Unterlippe, um ein erwiderntes Lächeln zu vermeiden. Sein Blick haftete allerdings standhaft an meinem Gesicht.



Only One Person and your Life is changing! TEIL 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt