Kapitel 85

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(Hailys Sicht)

Der nächste Morgen verlief genauso unspektakulär. Ins Bad gehen, fertig machen und Frühstücken. Nebenbei beschäftigte mich der Plan von Chloe. Ich bin echt gespannt was ihr für eine schlaue Eingebung kam. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass ich noch eine halbe Stunde bis zum vereinbarten Zeitpunkt habe. Mit dem Bus brauche ich in ihr Viertel ungefähr Zwanzig Minuten. Okey, dann hole ich mal mein Zeug.

Chloe war ja im Denken noch nie so wirklich die Beste. Vorallem, wenn es ums schlaue Denken geht. Zumindest hat sie auf mich immer den Eindruck eines kleinen Dummchens gemacht. Aber, wenn ich ehrlich bin kenne ich sie nicht wirklich. Wir haben noch nie wirklich miteinander gesprochen. Und damit meine ich auch wirklich Sprechen. Alles was wir bis jetzt gemacht haben, war ein bisschen gegeneinander gestichelt. Ab und zu haben wir uns auch mit stärkeren Streitereien auseinander gesetzt. Immer darauf bedacht, dem anderen zu schaden. Vielleicht steckt ja doch mehr hinter Chloes dümmlicher Fassade als man denkt.

Grübelnd lief ich zum Bus und setzte mich auf einen leeren Platz.

Jetzt ist es also schon soweit gekommen, dass ich mich mit meiner ehemaligen ‚Feindin' gegen meine ehemals ‚besten Freundin' verbünde. Wie schnell sich das Blatt doch wenden kann.

Die restliche Busfahrt starrte ich aus dem Fenster. Die tiefen Schlaglöcher liesen mich ab und zu hoch schrecken. Grauenvoll diese Straßen.

Dann, endlich, nach gut Zwanzig Minuten Fahrt stand ich in dem Backsteinweg. In diesem Viertel unserer Stadt halte ich mich fast nie auf.

Warum? Weil hier nur die Leute mit wirklich viel Geld wohnen. Das sieht man schon, wenn man nur auf der Straße steht und die Häuser von außen betrachtet. Wobei der Ausdruck Häuser mächtig untertrieben ist. Dort wo ich wohnte, steht ein Haus. In dieser Straße kann man das getrost Villen nennen.

Ich lief die Straße entlang und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Diese Villen waren so groß und prachtvoll. Vor einem komplett weißen Haus blieb ich stehen. Backsteinweg 33. Wenn ihr mich fragt passt Backsteinweg überhaupt nicht zu den Häusern, welche hier erbaut wurden. Dieser Name ist meines Erachtens völlig falsch. Backsteine sind soetwas simples, altes und einfaches. Das ist überhaupt nicht vergleichbar mit den, vor Pracht strotzenden Villen.

Wie auch immer. Hier wohnt Chloe also. Das Haus hatte ein schwarzes Ziegeldach. Um die zweite Etage führte ein Balkon über die gesamte Etagenlänge, am Haus entlang. Dieser war mit Blumen umstellt. Das erinnert mich ein bisschen, an eine Dachterasse. Das Grundstück an sich war von einem weißen Zaun von den Nachbarn abgegrenzt. Das Weiß passt perfekt zu der Hausfarbe.

Der Rasen war ordentlich gepflegt und fein säuberlich auf die gleiche Länge herunter geschnitten. Ebenso, wie Büsche und Blumenbeete. Allgemein passte das mega gut in das Schema eines riesigen, reichen Grundstücks.

Ich versuchte mich wieder zu fassen und an meinen eigentlichen Hintergedanken zu denken, warum ich überhaupt hier bin.

An der Zauntür klingelte ich und wartete einen Moment. „Hallo?" fragte eine Stimme in der Sprechanlage. Es war Chloe. Das erkenne ich.

„Ähm... Hey hier ist Haily" sprach ich unsicher in das Mikro und wartete erneut auf eine Antwort. „Komm zur Tür" sagte sie bestimmt und lies das Gartentor aufspringen.

Beeindruckende Technik. Muss man schon sagen. Über den Gartenweg begab ich mich an die Tür, welche kurz darauf von Chloe aufgerissen wurde.

Sie schaute mich relativ emotionslos an und bat mich dann herein. Von Innen sah diese Villa doch glatt noch pompöser aus. Allein der Mamorboden sagt einem, dass hier eine Familie mit viel Geld wohnt. „Ziehe bitte deine Schuhe aus. Jacke kannst du da aufhängen" sie deutete auf einen Garderobenständer. Ich machte was sie sagte und betrachtete nebenbei die innere Ausstattung. Zu krass hier sieht es aus, wie in einem Schloss. Einem realtiv modernen Schloss. „Komm wir gehen hoch" sagte Chloe und stand schon halb auf der großen, breiten Mamortreppe. Immernoch gebannt folgte ich ihr in die zweite Etage. Ganz hinten gingen wir in eine Tür hinein. Anscheinend Chloes Zimmer.

Das Zimmer war riesig. Natürlich machte ich ersteinmal große Augen. In einer Ecke stand ein riesiges Bett, eine Art Himmelbett. Die dominierende Farbe in ihrem Zimmer war Weiß, wie das Haus, der Zaun. Zusammenfassend, wie das gesamte Grundstück.

Danach kam gleich Pink. Okey, eine andere Farbe hätte ich jetzt auch nicht erwartet. Für meinen Geschmack war das schon zu viel Pink. Nun ja, ich mag diese Farbe nicht besonders. Erst recht nicht so viel pinkes Zeugs aufeinmal. Ich runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. „Pink ist sowieso nicht deine Farbe" sagte Chloe dann. Sie musste wohl mein Gesichtsausdruck bemerkt haben. „Mir steht sie umso besser" sie grinste. Und ich sah sie doch tatsächlich das erste Mal eine nicht völlig übertrieben gespielte Szene machen.

Sie fing sich aber schnell wieder „Also wegen dem Plan..." sie unterbrach und ging zu ihrem Schreibtisch mit dem, ebenfalls pinken, Laptop welcher bereits aufgeklappt war. Ich stellte meine Tasche auf den Boden und setzte mich noch etwas zögerlich auf das Sofa gegenüber von ihrem Schreibtisch.

Hier sieht alles so teuer aus. Ich will keinen falschen Schritt machen oder etwas kaputt machen.

Dann fiel mir etwas unglaubliches auf. Chloe trug keine High- Heels?! Was? Nur Socken begleiteten ihre Füße. Das habe ich noch nie gesehen. Wenn ich recht überlege sieht sie heute gar nicht mal so bitchig, wie sonst aus. Bilde ich mir das nur ein oder hat sie sich weniger geschminkt?

Sie sollte sich öfters so kleiden, dann kann sie doch glatt als hübsch gelten.

Sie redete weiter während sie Tasten auf dem Computer tippte „Ich habe mir überlegt, dass wir sie dort angreifen, wo sie am meisten Schaden erfährt"

„Und wo soll das sein? Wie sollen wir denn ihren wunden Punkt finden?"


Only One Person and your Life is changing! TEIL 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt