Kapitel 86

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(Hailys Sicht)

„Das habe ich schon erledigt." Sie tippte nocheinmal kräftig auf eine Taste und rollte dann mit dem Stuhl zur Seite „Das ist ihr wunder Punkt". Zufrieden grinste sie in sich hinein. Ich stand auf und kam näher. Auf dem Bildschirm befand sich ein Bild mit einem Clowngesicht. Okey, und das sagt mir ungefähr gar nichts. „Hat Maddy eine Clownphobie?" fragte ich verwirrt nach und zog die eine Augenbraue nach oben. Chloe verdrehte genervt die Augen. Dann soll sie mir das mal bitte vollständig erklären, da würde ich auch nicht auf dem Schlauch stehen. „Maddy gibt sich stark, doch das einzige, was sie als stark bezeichnen kann ist die Haltbarkeit ihres Make- Ups." Sie grinste hinterlistig „Seitdem sie die neue Maddy ist geht nichts über ihr Äußeres und genau dort greifen wir sie an. Wir lassen ihre äußere Fassade brökeln" „Und inwiefern hilft und dieses Clownbild?" ich deutete mit dem Finger auf die Bratze.

„Das wird mein neues Make- Up Vorbild, wenn ich sie Montag schminkte" sie druckte das Bild an dem nebenanstehenden Drucker aus. „Ah okey, bis dahin habe ich das verstanden. Genialer Plan, aber wie bringst du sie dazu, dass du sie schminken kannst?" „Habe ich auch schon erledigt" sie pustete die Tinte auf dem Blatt trocken. „Sie will ein besonderes Make- Up für die Aufnahmeprüfung der Cheerleader. Und wie es sich für eine Freundin gehört, habe ich sofort meine Hilfe angeboten. Sie bekommt ein Zirkusreifes Make- Up."

Dabei grinste sie schon wieder so hinterlistig. Und ihr Plan gefällt mir immer besser. Sie legte das Bild in einen Schminkkoffer, der der Größe eines Reisekoffers glich. „Und du wartest vor der Mädchentoilette, wenn sie mein Werk entdeckt hat, wird sie wütend rausstürmen. Mache mit deinem Handy ein Foto, wo man möglichst viel erkennt. Vielleicht können wir das noch gebrauchen"

Sie lies sich auf ihrem Bett nieder. Ihr Plan war einfach spitze und nach ihrem Gesichtsausdruck fand sie das selbst auch. Ich setzte mich zu ihr. „Der Plan ist genial." Gab ich von mir und ging nocheinmal alles durch. Am Ende gefiel er mir noch besser. „Weißt du, eigentlich bist du gar nicht so schlimm" sagte ich ihr plötzlich und das meinte ich sogar ernst.

„Du bist auch nicht so scheiße, wie ich immer dachte" lachte sie. Und ihr Lachen klingt ehrlich. So ehrlich, dass ich sogar mit einstimmte.

„Übrigens habt ihr ein schönes Haus" sagte ich ihr. Sie schaute auf ihre Nägel.

„Ja, mein Vater stillt sein schlechtes Gewissen, indem er meiner Mom und mir jeden Monat einen Haufen Geld überweißt" Sie wirkte desinteressiert, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr das so leicht über die Lippen ging.

„Was ist mit deinen Eltern passiert?" fragte ich nach. Chloe zuckte mit den Schultern „Mein Vater hat sie betrogen und mit der anderen Tussi ganz nebenbei ein Kind groß gezogen" Okey, heftig. Das war schon irgendwie eine krasse Familienstory, die sie mir gerade erzählt. Das sie mir das anvertraut?

„Er hat sozusagen über mehrere Jahre ein Doppelleben geführt. Hier waren wir seine Familie und woanders hatte er eine zweite Familie" schon bewunderswert, wie gut sie damit umgeht. Das Chloes Familie auch so kaputt ist, wie meine vorher war, hätte ich nie vermutet. „Naja wenigstens zahlt er euch noch Geld. Meine Mutter hat sich nach ihrem Abgang nie wieder gemeldet" unterbrach ich die entstandene Stille.

„Es gibt immer einen scheiß

Elternteil" munterte sie uns beide auf.

„Hast recht". Wir saßen noch eine Viertestunde oder so einfach nur da und redeten über dies und das. Und ich muss echt sagen, dass Chloe gar nicht so einen bitchigen Charakter hat, wie ihr Äußeres vermuten lässt.

Gegen Drei Uhr verabschiedete ich mich von ihr, weil ich wieder nachhause musste. An der Tür erinnerte sie mich nocheinmal. „Denk daran. Am Montag brauchst du dein Handy und warte nach der siebten Stunde vor dem Mädchenklo, bis die Action los geht" sie zwinkerte mir zu und ich musste grinsen. Es wird so lustig, Maddy als Clown zu sehen.

„Okey bis Montag" ich wollte gehen aber sie schrie mir noch hinterher. „In der Schule erfährt niemand etwas von diesem Gespräch und wir lassen uns nicht zusammen sehen kapiert?" Und da war die alte Chloe. „Ganz deiner Meinung. Ich begehe doch keinen sozialen Selbstmord, indem ich mit dir gesehen werde" sie lachte kurz spöttisch auf und wurde schlagartig ernst. „Wenn dann wäre es andersherum" und die Tür knallte vor meiner Nase ins Schloss.

Ob Chloe eine Art gespaltene Persönlichkeit besitzt? Naja, kann mir egal sein. Nach diesem Treffen fuhr ich nachhause und es passierte eigentlich gar nichts mehr.

Nur die übrigen Sonntagsdepressionen, weil man an Montag denken muss. Diese wurde aber von meiner Vorfreude auf den beschlossenen Plan überstimmt. Ich freute mich das erste Mal in meinem gesamten Leben auf einen Montag.

Mit diesem Gedanken im Kopf schlummerte ich ein.



Only One Person and your Life is changing! TEIL 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt