Als ich am nächsten Morgen zur Arbeit gehen wollte, versammelte sich eine große Anzahl von Menschen um die Nachrichtenbildschirme. „Was ist da los?" fragte ich ein Mädchen, das nur ein paar Jahre jünger als ich sein musste. Sie zuckte nur die Schultern und meinte: „Im Skyscraper Nord 39 gabs irgendetwas, keine Ahnung was genau, wahrscheinlich nur ein Fehler, diese Teile sind ja älter als ich..." Sie verschwand und ich runzelte verwirrt die Stirn. Dann schüttelte ich meinen Kopf und drängelte mich durch die aufgeregt raunende Menge, bis ich die Nachrichten selber lesen konnte.
Skyscraper Nord 39.
Stand dort nur und ich drehte mich verwirrt um. Was hatte das zu bedeuten? War etwas passierr? Vielleicht wusste jemand, der hier stand die Antwort. Doch jeder schien gleichermaßen verwirrt.
„Was ist denn mit dem Skyscraper Nord 39?" schrie plötzlich eine Frau über den allgemeinen Lärm hinweg. Sofort erhielt sie Zustimmung und mehrere Leute bombardierten die Wachleute auf dem Platz mit Fragen. Doch diese sprachen nur leise in ihre Headsets und ignorierten die fragenden und langsam wütenden Menschen. Selbst ich konnte sehen, dass dies böse enden könnte und schob mich instinktiv näher zum Fahrstuhl. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Nachrichten zu einem Aufruhr führen würden, auch wenn diese selten waren. Sehr selten.
Und erst vor drei Monaten, als die Strompreise rapide angestiegen waren, kam es zu einem kleinen Aufstand, der aber schnell zerschlagen und vergessen wurde. Man hatte als 2b einfach keine Chance zu gewinnen und bevor man noch mehr riskierte, sollte man sich mit dem zufrieden geben, was man bekam, das waren Mums Worte gewesen, als sie versucht hatte Dad davon abzuhalten, mit auf die Straße zu gehen. Gelungen war es ihr nicht.„Ey, wir reden mit euch!"
„Ja, genau! Was ist mit Nord 39?"
„Sonst wird nie von den anderen berichtet?"
„Wurde etwa die scheiß Jeanswerbung vertauscht, oder was?"
Die Stimmen schrien durcheinander und alles war in Bewegung. Plötzlich trat ein Wächter vor und sprach in sein lautgestelltes Headset, sodass jeder ihn hören konnte: „Es tut der Medienübermittlungszentrale sehr leid. Durch ein Störsignal, wurde die Überschrift der Werbung von Skyscraper Nord 39 mit der von Skyscraper Nord 44 verwechselt. Danke für ihr Verständnis."Mit einem Kopf nicken trat er wieder an seinen Platz zurück und ungläubig sahen wir alle ihn nur an. Da war doch etwas faul, oder? Seine Stimme klang so monoton, so einstudiert, so als würde jemand ihm die Worte ins Ohr diktieren. Oder bildete ich es mir nur ein? Ich sah schon überall Gespenster...
Ein paar Menschen verließen grummelnd den Platz, manche drängelten sich an mir vorbei in den Fahrstuhl, doch andere wiederum standen immer noch dort und diskutierten laut.
Mein Blick schweifte zwischen den Menschen und den Wächtern hin und her. Wie schwarze Statuen standen die Wächter in einer Reihe kerzengerade in ihrer Uniform und beobachteten die Menge der Übrigen aufmerksam.„Schaut euch das mal an! Jetzt ist wieder die Peazer mit ihrer scheiß Marken-Jeans wieder da!"
Die Stimme kreischte und automatisch zuckte ich zusammen, doch mein Blick huschte zu den Bildschirmen. Sie hatte Recht. Danielles Lächeln, das in natura genauso umwerfend aussah wie auf den flackernden Nachrichtenbildschirmen, lächelte mir verführerisch entgegen, während sie die teure Jeans perfekt in Pose stellte.
Es wurde erneut laut, doch bevor irgendjemand sich noch äußern konnte, ertönte wieder die Stimme des Wächters durch sein Headset: „Wir bitten die übrige Bevölkerung ihren Weg nach Hause oder zur Arbeit fortzuführen, sonst sehen wir uns laut dem Gesetzbuch Abschnitt §31 dazu gezwungen, einzugreifen und sie notfalls zu inhaftieren..."
Nun nahmen alle ihre Beine in die Hand, denn keiner wollte eine Strafe riskieren, die vielleicht all ihr Gespartes kosten würde oder schlimmer noch, ins Exil geschickt zu werden, bedeutete.
Auch ich versuchte mich nun so schnell es ging in einen der vielen überfüllten Fahrstühlen noch Platz zu finden.
Trotz der Warnung der Wächter, wurde hier weiter genuschelt und ich schnappte ein paar Gesprächsfetzen auf, die in völlig verschiedenen Richtungen gingen.
Manche meinten, es würde wirklich nur ein Fehler sein, doch andere wiederum sprachen von einem Geheimnis, das mit dem Skyscraper Nord 39 zusammen hing, oder einem Vorfall, der uns als direkten Skyscraper-Nachbarn verschwiegen wurde.
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Skyscraper
Fanfiction➳ 2433. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Durch die Auswirkungen von Kriegen, Naturkatastrophen, Überbevölkerung und der Gier nach Forschung und Entwicklung wurde die Menschheit vor einigen Jahrzehnten dazu gezwungen in die sogenannte...