Überarbeitet am 30.11.2015
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Der Abend war gekommen. Ich hatte den restlichen Tag mit Jessy in ihrem Zimmer verbracht, nachdem wir vom Strand wieder da waren. Am Abend musste ich dann noch die Planung für die Feier, die wohl eine Art Ball werden würde, über mich ergehen lassen. Alles war bis auf die Minute durchgeplant, total steif und das Protokoll war seit über hundert Jahren hoffnungslos veraltet. Das sah nur meine Großmutter leider nicht so, für sie musste alles kalt und emotionslos ablaufen, perfekt, wie sie es nannte. Ja und jetzt saß ich seit über einer Stunde in Jessys Zimmer und starrte das beigefarbene Ballkleid an, von dem meine Großmutter verlangte, dass ich es anzog. Ich starrte das helle Ungetüm mit dem schweren Reifrock und den Unmengen an Rüschen und Tüll an, während meine Mutter mir mit geschickten Fingern die Haare hochsteckte.
„Jetzt guck nicht so, du wirst wunderschön aussehen, trotz der etwas gewöhnungsbedürftigen Menge an Stoff.", versuchte sie mich aufzumuntern. Ich sah sie finster an, immerhin sollte sie hier nicht zwangsverheiratet werden. „Es ist doch noch gar nicht entschieden, ob du wirklich einen der jungen Männer von heute Abend heiraten wirst und vielleicht ist ja einer ganz nett." „Das macht es nicht wirklich besser Mom.", sagte ich finster und starrte wieder das Kleid an. Das wäre wahrscheinlich in Flammen aufgegangen, wenn ich die Fähigkeit hätte Gegenstände durch Gedankenkraft anzuzünden.
Meine Mutter steckte die letzte Locke mit einer Haarnadel fest und sah sich dann, mit einem ziemlich zufriedenen Gesichtsausdruck, ihr Werk an. „Du bist wie immer wunderschön.", sagte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann verließ sie das Zimmer und ich begann mich zu schminken. Als ich mit meinem Aussehen zufrieden war drehte ich mich zu dem Kleid um und starrte es noch eine Weile an. Jessy kam in einem Traum aus schwarzer Seide herein. Der Stoff wehte ihr locker um die Beine und ihre blond-pinken Haare wippten in eleganten Locken auf und ab. „Ich soll dir in dein Kleid helfen sagt Großmutter, sonst kommst du zu spät. Die ersten Gäste sind bereits eingetroffen.", sagte sie. Anscheinend hatte man ihr eingebläut sich heute Abend vernünftig zu verhalten und in angemessenem Ton zu sprechen. Wie ich diesen aufgesetzten Kram doch hasste. „Dann komm ich da wohl jetzt nicht mehr drum rum.", seufzte ich und stand auf. Zusammen nahmen wir das Kleid vom Bett hoch und legten es so auf den Boden, dass ich nur noch hineinschlüpfen und es hochziehen musste. Bevor ich mich allerdings mit Tonnen von Stoff umgab ging ich nochmal auf die Toilette, da das in dem Kleid unmöglich war. Zurück im Zimmer zog ich meine Tanzschuhe an und stieg in den Kreis aus Stoff. Zu zwei hoben wir das Oberteil an und Jessy schloss den Reißverschluss am Rücken. Mit einem Blick in den Spiegel stellte ich fest, dass das Kleid doch ganz in Ordnung war, allerdings hatte ich nicht wirklich viel Bewegungsfreiheit, und schnell laufen war in dem Ding auch nicht angesagt. Eigentlich hätte man mit auch gleich Betonschuhe verpassen können, das Laufen damit, währe ungefähr genauso schnell gegangen.
Mit Jessy im Schlepptau versuchte ich nun möglichst elegant die Treppe hinunter zu kommen, was aber nicht so ganz klappte. Kurz bevor ich Unten ankam stolperte ich und, wenn Jessy mich nicht am Arm festgehalten hätte, wäre die letzten fünf Stufen runtergefallen. Dankbar sah ich sie an und ging weiter. Sie hatte schon ziemlich viel Kraft, was zeigte, dass sie verdammt kurz vor der Transformation stand. Ich dachte kurz an meine erste Verwandlung, allerdings vertrieb die Tatsache, dass mich dutzende Augenpaare anstarrten, diese Gedanken schnell wieder aus meinem Kopf. Ich musste schlucken, ich wusste zwar, dass meine Großmutter viele reinblütigen Familien eingeladen hatte, aber hier waren mindestens 15 Familien anwesend. „Darf ich vorstellen, meine Enkelin Cleophia.", riss mich die Stimme meiner Großmutter aus den Gedanken. Ein verhaltenes Klatschen erfüllte den Eingangsbereich. Ich versuchte zu lächeln, welches versteinerte, als ich die Ansammlung von Slytherins bemerkte, die überall mit ihren Eltern standen. Ich ließ mich von der Hand meiner Großmutter zu meinem Platz führen, da ich jeglichen Bezug zur Realität verloren hatte. Das einzige, was mich erfüllte, war Angst, pure Angst, die sich in den letzten Tagen und Wochen angestaut hatte. Wie ein Lamm zur Schlachtbank wurde ich zu dem Tisch auf der kleinen Bühne gezogen, an dem meine Familie saß. Alle Blicke ruhten auf mir, als würden sie darauf warten, dass ich zusammenbrach. Meine Knie zitterten und ich war froh, als ich endlich saß. Als das Essen erschien, konzentrierte ich mich nur noch darauf. Was gab es schon interessanteres, als das Farbenspiel von Erbsen und Möhren oder die Kürbispastete, die war so verdammt luftig, das war schon faszinierend. Irgendwann spürte ich wie sich der Ellenbogen unseres Familienoberhauptes in meine Rippen bohrte. „Sitz gefälligst gerade und iss richtig. Was macht das denn für einen Eindruck, wenn du dein Essen sezierst als wäre es eine Kröte im Zaubertrankunterricht?", zischte Sie und ihr Blick brannte auf meinen Händen. Sittsam schnitt ich ein Stück Fisch ab und steckte es in den Mund.
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Der Mond über Hogwarts (eine Harry Potter FanFiction zur Rumtreiberzeit)
FanfictionCleo ist wohl das was man unter einem unauffälligen Menschen versteht. Sie vermeidet jegliche Aufmerksamkeit, sowie den Kontakt zu anderen Leuten. Doch was passiert, wenn man einmal die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat? Was ist wenn plötzlich jem...