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Als ich meine Tasche auf den Boden stellte fiel der Brief an meine Eltern heraus. Innerlich fluchend schnappte ich mir das Papier und lief los, in Richtung Eulerei. Da ich nicht wusste, wo sie sich grade befanden, wollte ich den Brief so schnell wie möglich los schicken, damit er sie möglichst noch in ihrem aktuellen Versteck oder im Ministerium über sichere Quellen erreichte. Langsam würde es dunkel und der Mond ging auf.

Ich wich dem aufgehenden Vollmond geschickt aus, um nicht der Mondsucht zu verfallen. In der Eulerei suchte ich mir eine unauffällige braungraue Eule und schickte sie mit dem eingerollten Zettel am Bein zu den Potters. Die Schüler waren mittlerweile alle auf dem Weg in ihre Gemeinschaftsräume nur einige kleinere Grüppchen waren noch auf dem Weg zum Schlossportal.

Auf dem Weg zurück fiel das Mondlicht auf meine Haut und sie begann leicht silbrig zu schimmern. "Ich wünschte meine Haut wäre so schön, wenn ich mich verwandele.", Remus stand bleich im Portal. Erschrocken trat ich zurück. Mein Blick fiel auf den Mond, der hinter dem Schloss den Himmel erklomm. "Es tut mir leid.", sagte er, während mein Körper sich in Richtung Wasser drehte. "Warum?", kam mir noch leise über die Lippen. Ich fühlte mich verraten, ich hätte niemals jemandem sein Geheimnis offenbart. Ich lief auf direktem Wege zum See. Als ich in den Wald lief bemerkte ich zwei Gestallten, die mir folgten. Durch den längeren Kontakt mit dem Mondlicht, schimmerte meine Haut selbst im Schatten der Bäume. "Was bist du?", hörte ich eine vertraute Stimme. Ich begann zu rennen. Doch die beiden waren schneller als ich und holten schnell auf. Ich hätte mich wehren können, doch ich wollte niemanden verletzen. Als ich die Bucht erreichte kickte ich mir die Schuhe von den Füßen, zog mir den Pullover über den Kopf und zog mir die Hose samt Socken aus. Nur mit Unterwäsche bekleidet lief ich ins Wasser. "Cleo warte! Das Wasser ist doch viel zu kalt!", hörte ich die Stimme vom Ufer. Kurz drehte ich mich um und sah James und Sirius am Ufer stehen. Als mir das Wasser bis zu den Schultern reichte zog ich noch die restliche Kleidung aus, da die Verwandlung bereits eingesetzt hatte. "Ihr solltet zu Remus gehen.", meine Stimme klang erstickt und Tränen verschleierten meinen Blick. Ich warf meine Unterwäsche ans Ufer und schwamm zur Mitte des Sees. Der Mond traf aufs Wasser und ich konnte nicht anders, als auf den schimmernden Fleck zu zu schwimmen. In der Ferne hörte ich ein gequältes Heulen und wusste, dass nicht nur ich litt.

Die Nacht verbrachte ich damit den Mond anzusehen und über die Situation nachzudenken. James und Sirius hatten jetzt bestimmt noch mehr Fragen als vorher. Irgendwann nahm ich eine Bewegung am Schloss wahr. Ich sah, wie Poppy eine schwebende Trage vor sich her dirigierte. Der Mond ging grade hinter den Bäumen unter und bei genauerem hinsehen, erkannte ich einen blassen, braunhaarigen, jungen Mann. Remus schien sich wohl zurück verwandelt zu haben. Ich musste noch mindestens eine halbe Stunde warten, bis der Mond ganz unter gegangen war. Langsam schwamm ich zur Bucht zurück. Im Schatten der Bäume tauchten die Umrisse von zwei Männern auf. Ich tauchte unter und beobachtete sie von unter der Wasseroberfläche. Wie sollte ich es ihnen erklären. Ich war schon ziemlich nahe am Ufer, als Sirius mich entdeckte. Erst schien er zu überlegen, was er da sah, dann bekam er große Augen. Er tippte James an uns wies mit dem Zeigefinger auf mich. James machte einen Schritt nach vorne, doch dann blieb er wieder stehen. Sirius hatte ihn festgehalten und ging nun an ihm vorbei. Ich sah, wie er seine Schuhe auszog und zum Wasser ging. Ich schreckte zurück, doch ich wusste, dass ich mich nicht ewig verstecken konnte, irgendwann würden sie es eh heraus finden. Langsam schwamm ich auf den Strand zu. Als seine nackten Füße vom Wasser umspielt wurde Strecke ich den Kopf aus dem Wasser. Ich bekämpfte den Drang zu flüchten, aber sie hatten Zeit und würden den See im Auge behalten, bis sie heraus fanden was los war. Ich schob mich bis zur Brust aus dem Wasser, sodass die beiden die, in verschiedenen Blautönen schimmernden, Schuppen sahen, die meine Brüste bedeckten. Der Junge Black machte einen Schritt zurück. Ich ließ den Kopf senken. "Zwei Monster sind eins zu viel.", sagte ich leise und drehte mich um. Beim Wiedereintauchen ins Wasser schlug ich mit meiner Schwanzflosse kräftig aufs Wasser und tauchte zum Grund des Sees, wo ich ausharrte, bis die Sonne den Horizont hinauf geklettert war. Als ich wieder  zur Bucht zurück kehrte war diese leer. Ich konnte nicht leugnen, dass ich erleichtert war. Ich hatte sie nun endgültig vertrieben. Aber ich konnte auch nicht leugne, dass ich verletzt war. Ich zog meine Kleider an und lief mit hochgezogen Schultern zum Schloss zurück. Ich schlug den Weg zum Turm ein, doch je näher ich meinem Schlafsaal kam, desto größer wurde das Gefühl der beklemmenden Einsamkeit. Wie automatisch schlug ich den Weg zum Krankenflügel.

Der Mond über Hogwarts  (eine Harry Potter FanFiction zur Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt