Familiengeheimnisse

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Melody:

Nach dem Unterricht zog ich Draco direkt in irgendeinen leer stehenden Raum. Sofort fing ich an, ihn zu küssen. Stürmisch küsste er zurück und wir hörten erst auf, als ich ihn sanft von mir wegschob. "Ich muss noch in die Bücherei", entschuldigte ich mich. "Wegen N.B.?", fragte Draco. Ich nickte. "Ich muss herausfinden, wessen Wappen in den Ring graviert ist". Etwas widerstrebend und nicht, ohne ihm noch einmal einen Kuss aufzudrücken, trennte ich mich von ihm an den Kerkern und machte mich auf den Weg zur Bücherei. Ungeduldig suchte ich nach einem Buch mit sämtlichen Familienwappen der Geschichte. Schließlich fand ich den dicken Wälzer. Andächtig strich ich über den dunkelblauen Samtbezug. Hier drin stand die Antwort auf all meine Fragen. Hoffentlich. Mit dem Buch unter den Arm geklemmt machte ich mich auf den Weg zu Madame Pince um es auszuleihen. "Schau mal. Ein Slytherin mit Buch. Ich wusste gar nicht, dass die lesen können", hörte ich einen kleinen Ravenclaw flüstern. Ich blieb stehen und drehte mich nach ihm um. Ich trat wieder auf den Zwerg zu und überragte ihn dabei um zwei Köpfe. Er sah mir in die Augen und ich erkannte Angst und Unsicherheit in seinem Blick. Um ihm besser in die Augen sehen zu können, beugte ich mich zu ihm runter. "Und ich wusste gar nicht, dass es Leute mit noch weniger Gehirn als einem Flubberwurm gibt. Aber siehe da! Jetzt gibt es dich", zischte ich ihn an. Immer diese kleinen Zwerge. Ich richtete mich wieder auf und warf noch einen bösen Blick in die Runde der Erstklässler. Dann stolzierte ich zu dem Regal, wo ich gerade eben noch Madame Pince gesehen hatte. Ich hielt ihr das Buch hin, damit sie es mir ausleihen konnte. Doch sie starrte nur zweifelnd auf das glänzende Slytherinabzeichen auf meiner Brust. Ungeduldig und vielleicht ein wenig bissig knurrte ich: "Mein Gesicht ist hier oben!". Ihr Blick wanderte über meine schwarzen Locken und huschte dann zu einem der Pergamente mit dem Kussfoto von Malfoy und mir. Natürlich hingen sie sogar in der Bücherei. Unwillkürlich verdrehte ich die Augen. "Ja! Ich bin Draco Malfoys Freundin. Kann ich mir jetzt dieses Buch ausleihen oder nicht?", fragte ich genervt. "Aber bring es unbeschadet wieder, hörst du? ", drohte sie. Ich verdrehte ungeduldig die Augen. "Ich werde schon keine Seiten rausreißen", knurrte ich. Etwas unwillig, so bemerkte ich, übergab sie mir das Buch. Immer diese Vorurteile gegen Slytherins. Wir waren auch nur Menschen! Und nicht jeder Slytherin würde einmal ein dunkler Zauberer werden. Wütend stapfte ich aus der Bücherei. Nicht einmal die Lehrer konnten ihre Zweifel uns gegenüber verbergen. Ich machte mich mit dem dicken Buch unterm Arm auf den Weg in den Astronomieturm. Dort würde ich alleine sein. Ich machte es mir am Fenster zwischen zwei Fernrohren bequem und schlug das blau gebundene Buch auf. Gleich auf der ersten Seite sah man das Wappen von der Familie Peverell. Langweilig. Also blätterte ich weiter. Doch keines der Wappen hatte Ähnlichkeit mit dem auf dem Ring. Nächste Seite. Wieder umblättern. Und wieder. Und wieder. Da stutzte ich. "Familienwappen der Malfoys", las ich leise. Darunter sah ich ein Wappen mit einem großen verschnörkelten M darauf. Auf dem grün/ silber gemusterten Hintergrund schnörkelten sich schwarze Schlangen herum. An den Seiten wurde das Wappen von zwei mächtigen Drachen gehalten. Man merkte, dass die Familie Malfoy viel auf das Haus Slytherin hielt. Und, soweit ich Draco verstanden hatte, auch auf reines Blut. Na gut, ich konnte mit beidem aufwarten, aber ob sie mich auch anerkennen würden, obwohl meine ganze Familie in Gryffindor gewesen war? Du schweifst schon wieder ab. Oh richtig. Also blätterte ich weiter. Inzwischen musste ich schon mehr als hundert Seiten durchgeblättert haben. Langsam fielen mir die Augen zu. Doch ich raffte mich dazu auf, noch einmal umzublättern. Da stach mir ein Wappen ins Auge. Das Familienwappen der Blacks. Und darunter die Zeichnung, deren Struktur der auf dem Ring ähnelte. Ein großes B, hinter dem ein großer schwarzer Hund stand. Das Wappen war in verschiedenen Grüntönen gehalten und sah dem der Malfoys nicht unähnlich. Möglicherweise verwandte Zaubererfamilien. Nun hatte ich also den Nachnamen des rätselhaften Briefeschreibers. Black. Und damit konnte ich weiterforschen. Aber erst morgen. Für heute war ich zu müde. Um nicht auf der Stelle einzuschlafen stand ich auf und streckte mich. Kurz warf ich einen Blick nach draußen und erschrak. Es war bereits zappenduster und nur der Vollmond, der durchs Fenster schien, beleuchtete mich, als ich mich aufraffte und leise die Treppe hinunterschlich. Kein einziger Schüler war mehr auf den Gängen unterwegs. Sicher war bereits Schlafenszeit. Kaum hörbar fluchte ich vor mich hin, als ich Schritte näher kommen hörte. Schnell sah ich mich nach einem passenden Versteck um. Dort hinter der Ritterrüstung. Nein. Zu schmal. Dann blieb mir wohl nur ein Ausweg. Vor Jahren hatte sich herausgestellt, dass ich einige animagische Fähigkeiten besaß. Und mit zehn Jahren hatte ich mich das erste Mal verwandelt. Meine Animagi-form war eine kleine Zwergohreule. Das war etwas, was ich niemandem gesagt hatte. Nur Dumbledore wusste Bescheid. Aber er wusste auch, dass ich es hasste, mich zu verwandeln, weil eine Eule einem Menschen so unähnlich ist und es deshalb beizeiten schmerzte, sich in eine zu verwandeln. Doch nun blieb mir kein anderer Ausweg. Mit fest zusammen gekniffenen Augen lauschte ich auf die Schritte, die sich mir näherten. So gut es ging, konzentrierte ich mich auf meine Eulengestalt. Ich sah die leichten, silbrig glänzenden Federn vor mir und die klugen, feurig glitzernden Augen. Schon spürte ich das Ziehen in der Bauchgegend, das meine Verwandlung ankündigte. Nicht eine Sekunde zu früh erhob ich mich in die Lüfte. Das Buch trug ich in meinem Umhang hinter die Rüstung. Auch, wenn meine zierlichen Eulenfüße unter der großen Last schmerzten, schaffte ich es, alles gut zu verstecken, sodass Professor McGonagall einfach an mir vorbeiging und erst, als das leuchtende Licht ihres Zauberstabes weit weg geschwebt war und der Gang wieder im Dunklen lag, schnappte ich mir meinen Umhang und das Buch und flog in Eulengestalt zu unserem Gemeinschaftsraum. Erst im sicheren Zimmer verwandelte ich mich zurück und landete elegant auf den Füßen. Schnell warf ich mir meinen Umhang um und nahm das Buch hoch, das mir auf den Boden gefallen war. Gerade, als ich mich auf den Weg in den Schlafsaal machen wollte, um doch noch ein wenig Schlaf zu finden, hörte ich Dracos verschlafene Stimme von einem der Sofas kommen. "Mel?", nuschelte er verschlafen. Hatte er etwa hier auf mich gewartet? Wie süß! "Ja, Draco. Ich bins", flüsterte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Hast du was rausgefunden?", fragte er. "Ja. Das Wappen gehört den Blacks. Ich komme meiner Familie auf die Spur". Er sah mich entsetzt an. "Was ist?", fragte ich besorgt. "Wenn du eine Black bist, dann sind wir verwandt!", erklärte er. Oh nein! Tja. Daran hast du nicht gedacht. Wie denn auch? "Und jetzt?", fragte ich flüsternd. "Jetzt müssen wir wohl erst mal Abstand voneinander halten, bis wir herausfinden, in wie fern wir verwandt sind", flüsterte er.

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt