Who was it?

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Melody:

Er starrte mich an. Sein ohnehin schon blasses Gesicht war bleich und zeigte keinen einzigen Farbton. Seine wunderschönen Augen waren gerötet. Es schockte mich, wie krank er wirkte. Er musste sich jetzt ausruhen. Vorsichtig griff ich ihm unter den Arm. So langsam, dass der Schnee sich schon auf uns zu legen begann, stand er auf. Er machte keinen Mucks. Doch ich kannte ihn zu gut, um seinen Schmerz zu ignorieren. Er biss sich so fest auf die Lippen, dass die Haut aufriss. Ich konnte nicht verhindern, dass mir wieder Tränen der Verzweiflung in die Augen schossen. Aber hauptsächlich war ich froh, dass es Draco gut ging, dass er lebte. Ich stützte ihn, so gut es ging. Zum Glück befanden sich die meisten noch beim Weihnachtsball. Ich wusste, wie sehr es Draco verabscheute, seine weiche, verletzliche Seite jemandem zu zeigen. Deswegen nahm ich auch den etwas längeren aber auch weniger bevölkerten Weg zurück zum Gemeinschaftsraum. Doch dort befanden sich leider ein paar knutschende Pärchen und Leute wie Pansy Parkinson, die keine Tanzpartner bekommen hatten. Und genau diese Personen sollten Draco nicht in diesem Zustand sehen. Kurz überlegte ich. Dann griff ich mit der freien Hand, die nicht Draco stützte zu meinem Zauberstab. "Accio Süßigkeiten", sprach ich. Sofort flog meine geheime Ration an Süßigkeiten in meine Hand. Ich schnappte mir einen der blitzenden Blinker und war insgeheim das erste Mal dankbar gegenüber Zabini, der mir diese Süßigkeit geschenkt hatte. Ich biss fest auf den kleinen Ball und schmiss ihn dann ins Zimmer. Es blitzte hell auf in einem rötlichen Licht und undurchsichtiger rosa Rauch verbreitete sich im ganzen Raum. Von allen Anwesenden waren Schreie zu hören. So konnte ich Draco durch den Erdbeernebel in seinen Schlafsaal bringen. Ganz sacht legte ich ihn in seinem Bett ab. Seine Augen waren geschlossen und es schien, als hätte er einen heilenden Schlaf gefunden. Doch für mich war an Ruhe erst gar nicht zu denken. Jemand hatte meinen Draco vergiftet. Ich musste herausfinden wer. Tränen stiegen in mir hoch. Doch schnell wischte ich sie wütend mit dem Handrücken weg. Es würde Draco nicht helfen, wenn ich ihn an seinem Krankenbett vollheulte. Er sollte die nächsten Tage wohl nicht zum Unterricht gehen. Oder überhaupt hier sein. Wenn ihn jemand so sah, würde das nur unsinnige Gerüchte schüren. Nachdenklich starrte ich ihn an. Seine Lippen waren leicht geöffnet. Sie waren weiß wie seine Haut. Er musste dringend nach Hause. Aber es musste so aussehen, als wäre er noch hier. Sonst wäre klar, wie schrecklich es ihm wirklich gehen musste. Niemals würde sich Draco Malfoy wegen einer Kleinigkeit entgehen lassen, wie Potter verzweifelt versuchte, die Prüfungen zu bestehen. In mir reifte eine Idee heran. Es wäre total verrückt, das zu machen, aber je länger ich darüber nachdachte, desto klarer festigte sich der Plan in meinem Geist. Langsam, um Draco nicht zu wecken, stand ich auf. Ich ging möglichst leise durch den immer noch vernebelten Aufenthaltsraum. Statt aber zurück zum Fest zu kommen, schlich ich mich unbemerkt in den Eulenturm. Salazar erkannte mich natürlich sofort und flog auf mich zu. Ich setzte mich schnell an einen der Tische und zog meine Schreibfeder heraus. Dank des Phönixzaubers auf ihr, spendete sie mir schwaches Licht, als ich meinen Plan als Brief festhielt, den ich dann Salazar sanft ans Bein band. "Bring das zu Dracos Eltern!", flüsterte ich ihm leise zu. Wie alle Eulen mochte Salazar keine lauten Geräusche. Ich kannte das ja selbst von mir, wenn meine Animagigestalt mir das hyperempfindliche Eulengehör verlieh. Sofort breitete mein Kauz seine großen prächtigen Schwingen aus und verschwand als kleiner werdende Silhouette vor dem hell strahlenden Vollmond. Ich wusste, dass Dracos Eltern meinem Plan zustimmen würden. Denn so wie ich Mr. Malfoy kannte, würde er nicht wollen, dass man Draco im aktuellen Zustand, von dem ich in meinem Brief ausführlich geschrieben hatte, sah. Nun hätte ich auf das Fest zurückgehen können. Doch ich blieb auf dem Eulenturm und sah hinaus auf die weiten Ländereien von Hogwarts, die vom silbernen Licht des Mondes beschienen in ihrer ganzen Pracht erstrahlten. Noch nie war mir Hogwarts so schön und gleichzeitig so leer vorgekommen.

Bereits am nächsten Morgen lieferte mir Salazar ein kleines Päckchen von Dracos Eltern. Eilig schlang ich den letzten Bissen meiner Kürbispastete hinunter und lief damit nach unten in die Kerker zu unserem Schlafsaal. Erst dort riss ich es auf. Eine kleine Notiz fiel mir in den Schoß. Liebe Melody, danke, dass du uns Bescheid gesagt hast. Wir schätzen deine Sorge um Draco. Deswegen schicken wir dir hier die Sachen, um die du uns gebeten hattest. Wir treffen uns heute Nachmittag in Hogsmeade. Dort nehmen wir Draco mit nach Hause und du führst den Plan aus. Gezeichnet, Lucius und Narcissa Malfoy. Ich lugte in das Päckchen. Darin sah ich Stücke einer Baumschlangenhaut, einen Knöterich, Eine kleine Phiole mit dem gemahlenen Horn eines Zweihorns, Flusgrass und Florfliegen. Außerdem noch ein paar Flaschen mit bereits fertig gebrautem Trank. Erleichtert atmete ich auf. Sie hatten meiner Idee zugestimmt. Ich spähte vorsichtig zu Draco. Er schlief noch immer. Das Gift musste ihn trotz des Beozars stark geschwächt haben. Vorsichtig fuhr ich durch seine Haare. Dann riss ich einmal kräftig daran und hatte im Nu ein kleines Büschel platinblonden Haars in den Fingern. Das würde ich brauchen. "Was sollte das?", hörte ich Draco neben mir nuscheln. Schuldbewusst zuckte ich zusammen. "Das gehört zum Plan. Wie geht es dir?", fragte ich. "Gut", antwortete er und es schwang eine deutliche Spur Sarkasmus in seiner Stimme mit. "Deine Eltern holen dich heute in Hogsmeade ab und bringen dich nach Hause. Ich werde dann deinen Platz mithilfe des Vielsafttrankes einnehmen", erklärte ich ihm flüsternd. Er sah mich verständnislos an. Sein Blick war glasig. "Aha", murmelte er. Ich strich ihm sanft über die Wange. "Schlaf noch ein bisschen. Heute Nachmittag kannst du dann nach Hause", flüsterte ich ihm beruhigend zu. Er nickte ganz schwach und schloss wieder die Augen. Ich blieb noch bei ihm sitzen. Doch bald wurde mir klar, dass ich ja Unterricht hatte. Und Draco eigentlich auch. Wenn er jetzt nicht erschien würde es so oder so auffliegen. Ich musste also schon jetzt den Vielsafttrank einsetzen. Ich konnte ja in Dracos Gestalt sagen, dass es mir, beziehungsweise Melody nicht gut ging. Dann würde sich auch keiner wundern, wenn ich ein paar Wochen "wegen Krankheit" abwesend war. Also nahm ich eines von Dracos Haaren und gab es in die Flasche. Sofort nahm der Zaubertrank eine grünliche Färbung an. Es roch widerlich und schmeckte auch so. Bereits ein paar Sekunden nach der Einnahme des Trankes spürte ich die Veränderung in meinem Körper. Er schien sich zu strecken und größer zu werden. Mein Haar verkürzte sich und nahm eine hellblonde Färbung an. Pusteln deformierten meine weiblichen Züge und gaben mir das Gesicht Dracos. Nun sah ich aus wie er. Bis auf die Tatsache, dass es mir gut ging und er noch immer schwach war. Merlin sei Dank trug ich fast dieselbe Kleidergröße wie Draco. So musste ich mich zum Glück nicht umziehen. Ich küsste ihn noch ein letztes Mal auf die Stirn und nahm dann seine Schultasche. Da wir dieselbe Klasse besuchten, wusste ich auch, dass als nächstes Fach Geschichte der Zauberei anstand. Also hastete ich zu Professor Binns' Klassenzimmer. Doch dann gemahnte ich mich selbst, ruhig zu gehen. Draco hatte es nie eilig, zum Unterricht zu kommen. Ein paar Sekunden bevor der Geist durch die Wand schwebte, setzte ich mich auf meinen Platz. Bis mir siedend heiß einfiel, dass ich ja Dracos Sitz einnehmen musste. Schnell huschte ich unbemerkt hinüber. Professor Binns ging die Anwesenheitsliste durch. Ich musste mich zusammenreißen um bei meinem Namen nicht "hier!", zu rufen. "Mister Malfoy, was ist mit Miss Black?", fragte mich der Lehrer. "Es geht ihr nicht gut", erklärte ich. Der Geist nickte verstehend. Ein Glück, dass ich seine Lieblingsschülerin war. Denn ansonsten hätte er Draco, also mich jetzt geschickt um Melody, ebenfalls ich, zu holen. Das hätte ein Chaos gegeben. Aber so setzte er einfach seinen Unterricht fort. Ich versuchte, Dracos gelangweilte Haltung zu imitieren. Es war für mich der Horror, mich nicht zu melden oder nicht aufzupassen. Sonst wäre meine Hand bei jeder Frage hochgeschnellt, doch da ich jetzt Draco darstellte, der sich nie freiwillig meldete, musste ich das brennende Kribbeln in meinen Fingern unterdrücken. Dieses Jucken hielt den ganzen Vormittag an und mir fiel es schwer, Draco zu sein. Nicht etwa, weil ich sein Maß an Gemeinheiten nicht erfüllen konnte, das fiel mir nicht schwer. Im Gegenteil, ich lief zu Höchstformen auf und verhexte mehr Schüler als Draco je zuvor. Erwischen ließ ich mich dabei jedoch nicht. Hauptsächlich war es schwer, Draco zu sein, weil ich wusste, dass der echte Draco sterbenskrank in seinem Bett lag. Endlich kam dann der Nachmittag. Ich eilte zu Draco und flößte ihm einen Schluck Vielsafttrank mit einem meiner Haare ein. Dann beobachtete ich gespannt seine Verwandlung. Auch ich trank noch einen Schluck mit Dracos Haar. Ihn vorsichtig stützend half ich ihm aus dem Schloss. Sein, beziehungsweise mein schwarzes Haar kitzelte mich immer wieder am Handrücken. Selbst in meiner Gestalt sah er noch krnk aus. Und eines könnt ihr mir glauben: Es ist verdammt seltsam, sich selbst zu helfen, wenn man krank ist. Zum Glück konnten wir mit den Kutschen den restlichen Weg nach Hogsmeade zurücklegen. Draco stützend hielt ich Ausschau nach seinen Eltern. Tatsächlich fand ich sie in der Nähe der heulenden Hütte. Narzissa nahm ihn mir vorsichtig von der Schulter. "Bitte helfen Sie ihm, wieder gesund zu werden! Ich werde versuchen herauszubekommen, wer das getan hat. Halten Sie mich über seinen Zustand auf dem Laufenden", bat ich sie. Narzissa nickte. Dann desapparierten sie und Mr. Malfoy und ließen mich alleine im Schneetreiben zurück.

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt