Phönixfedern

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Draco:

Was zur Hölle war das gewesen? Was hatte Sirius Black mit Melody zu tun? All diese Fragen stellte ich mir, als ich durch den Schnee rannte. Mehrmals schlug es mich der Länge nach in den Schnee. Als ich so ins Schloss gerannt kam, über und über mit Schnee und Blut bedeckt, starrten natürlich alle. Erst in der Eingangshalle gönnte ich mir eine Verschnaufspause. "Mister Malfoy! Was ist denn mit ihnen passiert?", hörte ich die schrecklich nervige Stimme von McGonagall. Aber jetzt kam sie mir gerade recht. "S-Si-Siri-Sirius B-Bl-Black!", brachte ich keuchend hervor. Ich merkte wie sie, die eh schon aussah, als hätte sie einen Stock im Arsch, sich noch mehr versteifte. Dann fasste sie sich wieder und brüllte ihre Anweisungen an die anderen Lehrer herum: "Informiert die Dementoren, sie sollen sich umgehend auf die Suche nach Sirius Black machen. Informiert Dumbledore! Und sie, Mister Malfoy, machen sich auf den Weg zu Madam Pomfrey. Wir werden diesen Mann schon erwischen". Damit scheuchte sie mich weg. Natürlich ging ich nicht in den Krankenflügel. Nur wegen einer gebrochenen Nase. Kleiner Scherz. Es tat verdammt weh. Also ging ich zu Madam Pomfrey und ließ mir einen Trank geben. Doch dann scheuchte sie mich sofort wieder hinaus. Was sollte ich nun tun? Ich beschloss, wieder in den Aufenthaltsaum zu gehen, und mir neue Methoden auszudenken, wie ich Potter das Leben schwer machen konnte. Ich muss wohl dort eingeschlafen sein und erwachte erst am nächsten Morgen wieder. Das erste, was ich sah, war die dunkle Steindecke des Aufenthaltsraumes. Verschlafen setzte ich mich auf. Es war wohl noch ziemlich früh, denn draußen graute der Morgen noch. Aus dem Mädchenschlafsaal war jedoch bereits lautes Geschrei zu hören. Was trieben die nur wieder da drin? Die Tür ging auf und ich sah ein Mädchen hinausstürmen. Zu meinem Leidwesen lief Pansy Parkinson direkt auf mich zu und warf sich mir um den Hals. Ich schubste sie unsanft weg. "Verdammt Parkinson, ich habe dir gesagt, du sollst das sein lassen!", fauchte ich. "Dracii, deine verrückte Ex hat einen Phönix!", berichtete sie mir eifrig. Bitte was? Melody hatte einen Phönix? Tatsächlich kam sie gerade aus dem Schlafraum, so wie ich sie kannte, flüchtete sie vor den anderen Mädchen. Auf ihrer Schulter saß ein wunderschöner Vogel mit rot-goldenem Gefieder. Er war wirklich atemberaubend. Genau wie sie. Verdammt, was denkst du da? Ups. Ich meinte natürlich, dass der Vogel schön ist. Wo hatte sie ihn nur her? Ohne jemanden eines Blickes zu würdigen, schritt sie durch den Raum. Nur bei mir hielt sie kurz an, um mir einen bösen Blick zuzuwerfen und zu zischen: "Nur, dass du's weißt: Sirius Black ist mein Vater". Dann stolzierte sie aus dem Raum. Der Phönix auf ihrer Schulter schmiegte sich an sie. Sirius Black, der gefürchtete Massenmörder als ihr Vater? Was zur Hölle...?

Melody:

Natürlich war sofort ein Tumult losgegangen, als ich am Morgen die smaragdgrünen Vorhänge meines Bettes zurückzog und Ash ein wunderschönes Lied anstimmte, um mich zu begrüßen. Wie sie doch alle schrien und auf meinen Vogel starrten. Ich zog mich also schnell an und wollte zum Frühstück, da flog Ash auf meine Schulter und krallte sich fest, als ich ihn sanft herunter schubsen wollte. Ich seufzte, als mir klar wurde, dass er einfach nicht gehen würde. Aber ich hatte Hunger. Solten sie doch beim Frühstück alle starren. Siedend heiß fiel mir dann jedoch ein, dass heute die Weihnachtsferien vorbei waren und alle Schüler wieder da sein würden. Mein Magen knurrte, als wollte er mir sagen, ich sollte nicht mal daran denken, nicht zum Frühstück zu erscheinen. Also seufzte ich und betrat den Gemeinschaftsraum. Sofort gebührte mir alle Aufmerksamkeit. Doch meine wurde ganz allein von Draco gefesselt. Er war schuld gewesen, dass ich mich von Sirius und Nathaniel verabschieden hatte müssen. Ich marschierte auf ihn zu und flüsterte bissig: "Nur dass du's weißt: Sirius Black ist mein Vater". Dann verschwand ich, ohne noch einmal einen Blick zurück zu werfen in der großen Halle. Ehrlich gesagt war ich froh, Ash bei mir zu haben. Als würde er das spüren, drückte er sich fest gegen mich. Die meisten Gespräche verstummten beim Anblick von Ash auf meiner Schulter. Ein letztes Mal versuchte ich, seine Krallen von meiner Schulter zu lösen. Doch er blieb stur und kreischte empört. Seufzend setzte ich mich an den Tisch der Slytherins und schnappte mir eine Tasse Kaffee und ein Croissant mit Erdbeermarmelade. Ohne den Blick von meinem Teller zu heben wusste ich, dass ich von allen Seiten und auch vom Lehrertisch mit Unglauben angestarrt wurde. Sicher, es war ja schon ungewöhnlich, dass jemand einen Phönix befehligte und sein Eigen nannte, erst recht wenn derjenige eine Schülerin aus Slytherin war, aber noch ungewöhnlicher war die Art, wie der Phönix seinen Besitzer, also mich, verehrte, dass er nicht einmal von seiner Seite weichen wollte. So eine Bindung zwischen Phönix und Besitzer war nur bei wirklich großen Zauberern vorgekommen. Klar, ich war gut. Sehr gut sogar, aber im Gegensatz zu den anderen Slytherins überschätzte ich mich nicht. Ich kannte meine Grenzen und wusste, was ich konnte und was nicht. Deswegen würde ich mächtiger werden als sie. Dieser Gedanke verlieh mir den Mut, mit einem Lächeln aufzublicken und in die starrenden Gesichter ein mitleidvolles und ein wenig arrogantes Lächeln zu werfen. Soeben hatte ich einen Blick auf Dracos hellblonden Haarschopf erhascht. Eilig schlang ich den letzten Bissen meines Croissants hinunter und stand auf, flüchtete aus der Halle. In circa einer halben Stunde begann mein Unterricht. Bis dahin musste ich Ash dazu gebracht haben, hier zu warten oder raus zu fliegen, während ich im Unterricht saß. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Snape den Phönix in seinem Klassenzimmer bemerkte. Behutsam setzte ich Ash auf seine Stange. Tief sah ich ihm in die Augen, die wie schwarze Kohlen wirkten. "Hör zu, Ash: Du kannst nicht mit zum Unterricht. Nach der Schule und beim Essen bin ich gerne bei dir, aber im Unterricht nicht, ok? ", flehte ich ihn an. Er sah mich klug an und krächzte leise. Mit dem Schnabel zupfte er eine rotgoldene Feder aus seinem Gefieder. Er übergab sie mir und das Ganze hatte etwas feierliches. Als ich die prächtige Feder in Händen hielt, wurde mir warm. Mir kam eine Idee: Ich zauberte eine gute Federspitze vorne an die Feder und steckte sie in meine Schultasche. Mit einem letzten kleinen Krächzen verabschiedete Ash sich von mir. Es klang wehmütig. Mir brach fast das Herz, als ich mich auf den Weg zu Verteidigung gegen die dunklen Künste machte. Wie ein braver Slytherin kam ich ein paar Minuten zu spät zu Lupins Stunde. Dennoch war ich die erste meines Hauses. Also setzte ich mich auf meinen Platz und schraubte mein Tintenglas auf. Dann holte ich die prächtige Phönixfeder hervor. Der Unterricht konnte beginnen.

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt