Ein anderer Körper

4.7K 210 37
                                    

Melody:
Noch Minuten nachdem die Familie mit meinem kranken Freund verschwunden war, stand ich da und starrte gedankenverloren auf den dichten weißen Schnee. Erst als ich bemerkte, dass Dracos hellblondes Haar wieder zu wachsen begann und die Spitzen sich über meine Ohren kringelten, zog ich eilig den Vielsafttrank aus meiner Tasche. Irgendwie erinnerte mich diese Prozedur an Professor Moody, der auch jede Stunde einen Schluck einer undedefinierbaren Flüssigkeit aus seinem Flachmann zu nehmen schien. Doch ich verwarf den Gedanken wieder. Wieso sollte ein Professor von Hogwarts einen Vielsafttrank nehmen? Wobei Moody eh nicht wirklich ein typisches Exemplar von Lehrer darstellte. Hinter mir näherten sich Schritte. Ich hatte den Trank gerade noch rechtzeitig in meine Umhangtasche gleiten lassen. "Mister Malfoy, der Direktor wünscht sie zu sehen", befahl McGonagall. Erstaunt sah ich sie an. "Warum?". Was sollte Dumbledore von Draco wollen? Doch das Oberhaupt der Gryffindors gab mir keine weiteren Informationen Preis. Sie ging einfach nur schweigend los. Doch ohne irgendwelche Antworten würde ich nicht mitkommen. Trotzig blieb ich stehen. "Kommen Sie? ", fragte sie. "Was will Professor Dumbledore von mir?", erwiderte ich standhaft. Tief seufzend trat sie noch einen Schritt zurück. "Ich weiß es nicht, Mister Malfoy und selbst wenn ich es wüsste, hätte ich keine Befugnis ihnen das mitzuteilen. Kommen Sie jetzt? Professor Dumbledore wartet". Also setzte ich mich zögerlich in Bewegung. Natürlich kannte ich den Weg ins Büro meines Ziehvaters. Seit ich nach Hogwarts ging und auch in den Jahren davor hatte er für mich gesorgt. Doch wie schon öfter in letzter Zeit musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass ich Draco verkörperte. Und der kannte das Schloss nun mal nicht so gut wie ich. Selbst die beiden rothaarigen Weasleys konnten nicht gegen mein Wissen um das Schloss ankommen. Ich kannte nicht nur die Geheimgänge des Schlosses, nein auch die geheimen Kammern und versteckten Zimmer blieben mir nicht verschlossen. So kannte ich zum Beispiel seit meinem siebten Lebensjahr den geheimen Korridor hinter dem Gemälde von Adalberta der Löchrigen. Er führte direkt zu einem kleinen Raum, in dem ein kleiner Kamin und ein paar Sessel standen. Dorthin würde ich mich jetzt am liebsten verziehen und einfach mal ein paar Minuten für mich alleine haben. Doch wenn Dumbledore jemanden rief, dann hatte man zu kommen. Ich folgte McGonagall durch die ewig langen Flure. Einmal, als sie ein paar Erstklässler zusammenstauchte, weil sie in den Gängen gerannt waren, nahm ich schnell noch einen Schluck Vielsafttrank. Meine Tarnung durfte einfach nicht auffliegen. Die Professorin geleitete mich bis zum golden glänzenden Phönix, der den Eingang zu Dumbledores Büro unter seinen mächtigen Schwingen verbarg. Ungeduldig wartete ich bis McGonagall das Passwort herausrückte. "Knallbonbon! ", murmelte sie. Sofort begann sich der mächtige goldene Vogel zu drehen und hinaufzuschrauben. Eilig betrat ich die Stufen und ließ mich den Weg zum Büro hinauffahren. Jetzt fing mein Herz doch an wie verrückt zu klopfen. Was sollte Dumbledore von Draco wollen? Hatte ich ihm Ärger eingebracht? Zögerlich klopfte ich an die schwere Tür. Ein vergnügtes "Herein!", antwortete mir. Ich entspannte mich ein wenig. Wenn es wirklich schlimm wäre, was Dumbledore mir zu sagen hatte, dann wäre er nicht so fröhlich. Also atmete ich tief durch und drückte dann die Klinke herunter. "Guten Tag, Professor ", grüßte ich. Der alte Mann lächelte mich erfreut an. "Ah. Schön Sie zu sehen, Mister Malfoy. Setzen sie sich doch". Also nahm ich gegenüber von Dumbledore Platz. Er beugte sich über den Tisch zu mir.
"Ich komme gleich zum Punkt. Ich mache mir Sorgen um ihre Freundin Miss Black. Sie wirkte etwas kränklich in den letzten Tagen. Und auch sie schienen recht angeschlagen zu sein. Also lautet meine Frage : Was ist passiert? ". Besorgt sah mein Pflegevater mich an. Ich musste es ihm sagen. Dumbledore konnte ich vertrauen. Also holte ich ein letztes Mal tief Luft. Dann erzählte ich es ihm. Wie Draco vergiftet worden war, wie die Idee des Vielsafttrankes in mir aufgekeimt War und wie Dracos Eltern ihn zu sich geholt hatten. Er hörte mir aufmerksam zu. Seine Miene War todernst. "Melody, ich sage dir das jetzt nicht als dein Lehrer oder dein Schulleiter, sondern als dein Pflegevater, der ich nun mal bin und dem du etwas bedeutest: Du bist in Gefahr. Ich werde veranlassen, dass du ab sofort immer eine Begleitung haben wirst, die dafür sorgt, dass kein Gift zu dir gelangen kann. Und da dir das so wichtig ist, werde ich Professor Snape bitten, dir genug Zutaten für den Vielsafttrank bereitzustellen. Aber versprich mir, dass du nichts Gefährliches machst". Sein stechender Blick ruhte auf mir. "Soll das etwa heißen, dass ich ab jetzt rund um die Uhr bewacht werde?", fragte ich. Professor Dumbledore nickte. "Das verstößt gegen meine Privatsphäre!", beschwerte ich mich. Wie sollte ich jemals allein sein können, wenn ständig jemand bei mir sein würde? Doch unter dem strengen unnachgiebigen Blick von meinem Ziehvater wagte ich kein Widerwort mehr. Als Zeichen meiner Einwilligung senkte ich den Kopf. "Gut. Ich habe bereits jemanden geschickt um die erste Wache zu übernehmen. Er sollte gleich da sein ", beendete Dumbledore das Gespräch. Ich nickte nur kurz und widerstrebend. Nun stand ich also unter ständiger Beobachtung. Vermutlich durfte ich nicht einmal selbst essen sondern würde gefüttert werden. Seufzend erhob ich mich. Unruhig tigerte ich im Zimmer auf und ab. Ich spürte, wie Dumbledores Blick mir dabei unablässig folgte. "Können Sie nicht mehr still sitzen?", fragte er mit amüsiertem Unterton. Ich schüttelte den Kopf. "Der Gedanke, einfach nichts zu tun macht mich krank. Und wie soll ich mich verwandeln, wenn...", führte ich meine Gedanken aus. Doch schnell stockte ich. Doch der Direktor lachte nur kurz. "Mir war in letzter Zeit öfter, als zöge eine einzelne ganz besondere Eule ihre Kreise über uns. Du hast wohl endlich Gefallen daran gefunden. Keine Sorge, deine Begleitung weiß über dich bestens Bescheid. Vergiss eines nicht: Selbst wenn es so scheint, als seien selbst die besten Freunde deine Feinde, wirst du die stärksten Verbündeten dennoch in deinen Reihen haben: Liebe". Ich dachte kurz über diesen Satz nach. Erneut wunderte es mich, wie Dumbledore immer solch weise Worte finden konnte um mich aufzuheitern. Ich sah ihn genauer an. Aus der Nähe betrachtet wirkte er plötzlich alt und zerbrechlich. Und da tat ich etwas, das ich noch nie getan hatte: Ich stand auf und drückte die Hand meines Ziehvaters. "Danke", flüsterte ich. Er sah mich mit diesem Lächeln an, das ihn wie einen liebevollen Großvater wirken ließ. Da klopfte es an die Tür und ein junger Mann trat ein. Seine schwarzen Augen suchten die Meinen und er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Seine Lippen blieben ein dünner Strich. "Guten Tag, Professor Dumbledore ", intonierte er förmlich. "Ah! Schön, dass sie kommen konnten, Charles! ", begrüßte ihn der Professor herzlich. "Melody, das ist dein Beschützer Charles Hevenly".

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt