So viel zum Privatleben

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Die Widmung geht dieses Mal an die liebe laughingangels. Danke, dass du meine Geschichte liest! Viel Spaß auch weiterhin! :)

Melody:

Am nächsten Tag hatte ich fast vergessen, was gestern passiert war. Das lag zum einen daran, dass ich noch immer hundemüde blinzeln musste, bevor ich die Augen öffnete. Den zweiten Grund erblickte ich, als mein Kopf die aufgenommenen Informationen endlich verarbeitet hatte. Dann starrte ich in Dracos schlafendes Gesicht. Wie friedlich und verdammt süß er im Schlaf doch wirkte. Jap. Keine Widerworte. Also, was hab ich verpasst? Seid ihr nackt oder so? BITTE WAS?! Leicht panisch starrte ich an mir herunter. Ich trug ein weißes Kleid, das ich vorher noch nie gesehen hatte und darunter zeichnete sich deutlich meine schwarze Unterwäsche ab. Natürlich gab es einen Spruch gegen Sichtbarkeit peinlicher Dinge. Doch so sehr ich auch überlegte, jedes Mal, wenn ich Draco ansah, vergaß ich alles andere. Wie ich so neben ihm lag, mit ihm unter der Decke und seine Wärme spürte, schlug mein Herz doppelt so schnell wie sonst. Ich beobachtete fasziniert jede seiner Regungen. Seine Lippen formten ein Wort, einen Namen, den ich nicht hören konnte. Dann streckte er plötzlich die Arme aus und packte mich an der Hüfte. Noch ehe ich überrascht nach Luft schnappen konnte, hatte er mich fest an seine starke Brust gepresst. Sein gleichmäßiger ruhiger Atem hätte mich normalerweise sofort eingelullt, aber verdammt, diese Nähe zu ihm fühlte sich so unglaublich gut an. Wie füreinander gemacht pressten sich unsere Körper aneinander. Sein Bein schob sich zwischen meine Oberschenkel und ich schnappte überrascht nach Luft. Noch immer hielt er mich fest umklammert. Seine warme Hand erhitzte scheinbar die Haut auf meiner Hüfte. Wo immer er mich berührte, wurde mir heiß. Ich konnte den Blick nicht von seinem friedvollen Gesicht nehmen. Zum Glück schliefen die anderen Jungen hier noch tief und fest. Ich warf einen raschen Blick auf die Uhr. 3:49 Uhr. So früh?! Was läuft nur falsch bei dir? Jetzt bemerkte ich auch Ash, der an Dracos Bettende thronte. Wenn ich jetzt aufstand und ihn mitnahm, würde er nur Theater machen. Ich wollte mich noch in meinen Schlafsaal schleichen, ehe jeder Draco und mich eng umschlungen in seinem Bett liegen sah. "Morgen Mel!", hörte ich neben mir Draco verschlafen murmeln. Er nahm die Hand von meiner Hüfte und hinterließ dabei eine heiße Stelle auf meiner Haut, die sich nun seltsam leer anfühlte. Verschlafen blinzelte er mich an. Zur Begrüßung küsste ich ihn leicht auf die weichen Lippen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als ich mich wieder von ihm löste. "So möchte ich ab jetzt jeden Morgen geweckt werden", nuschelte er leise. "Ich sollte jetzt gehen, bevor die Anderen das sehen", murmelte ich. "Wenn du jetzt in deinen Schlafsaal gehst, erweckst du erst recht Aufsehen. Außerdem hat eh jeder hier dass du bei mir geschlafen hast". Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte ich ihn an. Bäm. Privatleben am Arsch! Du sagst es. Draco schien das nicht so katastrophal zu sehen wie ich. "Wenn du willst, kannst du dich hier fertig machen. Deine Sachen habe ich größtenteils bereits hergezaubert", sagte er nur. Forschend blickte ich ihn an. "Du hast das so geplant, oder?", fragte ich misstrauisch. Als ich sein umwerfendes gemeines Grinsen sah... hättest du sauer auf ihn sein sollen! Aber dieses Lächeln war so verdammt süß, dass ich mich damit begnügte, Draco eines seiner grünen Kissen ins Gesicht zu klatschen. Dann stand ich auf und funkelte ihn mit in die Hüften gestemmten Hände gespielt böse an. Er grinste nur noch breiter. Ash, mein Phönix, rauschte aus dem Zimmer. Er hatte wohl genug Jugenddrama für heute. Hinter uns ertönte plötzlich ein anerkennender Pfiff. Zabini war wohl soeben aus seiner Traumwelt erwacht und starrte ungeniert meinen Körper an. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. "Noch nie ein Mädchen gesehen?", fragte ich provokant. Dabei schoss mir allerdings die Röte in die Wangen, dass man es unmöglich übersehen konnte. "Ich geh jetzt ins Bad. Schlafen kann ich jetzt eh nicht mehr. Draco! Aufstehen!", befahl ich. "Warum?", jammerte er mit leidenden Hundeblick. Doch ich ließ mich nicht erweichen. Mit einem weiteren Kissen schlug ich auf ihn ein, bis die Federn flogen. Lachend versteckte er sich unter der Bettdecke. Nur seine wunderschönen blau-grauen Augen funkelten mich über den Rand hinweg an. Leise kichernd verschwand ich im Bad. Ganz im Gegensatz zum langweiligen, in weiß gehaltenen Mädchenbad war hier alles mit türkisen, blauen und grünen Fliesen geschmückt. Staunend strich ich über die sanfte Wellenform bis hin zu einer der Duschkabinen und duschte erst mal ausgiebig, bevor die anderen Jungs noch aufwachen und mich sehen konnten. Frisch geduscht, in ein weißes Handtuch gewickelt trat ich ans Waschbecken und begann mit meiner Tagesroutine: Erst Gesicht nochmal waschen (mit eiskaltem Wasser), dann Zähne putzen (Natürlich mit Zauberbonbons, die sogar noch gut schmeckten und die Zähne perfekt sauberhielten) und schlussendlich wie jeden Morgen meine widerspenstigen Locken bändigen (schon allein das Durchkämmen ziepte immer schrecklich, wenn ich keine magische Haarlotion gehabt hätte: Knotenweg und Glänzeschön). Mädchenprobleme eben. Die Jungs, die größtenteils nur in Pyjamahose und mit verquollenen Augen den Waschraum betraten, schienen andere Sorgen und Nöte zu haben. Zum Beispiel, dass ein Mädchen in ihrem Bad herumlungerte. Das verunsicherte viele anscheinend und deshalb blieben die Slytherins einfach unschlüssig hinter mir stehen. Kopfschüttelnd verließ ich das Bad und ging zurück in den Aufenthaltsraum. Draco war gerade dabei, seine Jeans anzuziehen. Verdammt sexy dieser Oberkörper. Nicht besser als bei den anderen Jungs. Sieh dich doch mal um, du bist im Paradies! Für mich war keiner so schön wie Draco. Auch nicht die, die versuchten, durch eindeutige Gesten und obszöne Posen meine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Doch ihnen schenkte ich nicht einmal ein müdes Lächeln. Dieses Lächeln gebührte allein Draco. Da wir nicht unter uns waren, erwiderte er mein leicht angedeutetes Heben der Mundwinkel nicht, sondern sah mich nur ausdruckslos an. Doch seine Augen strahlten. Suchend sah ich mich um. Doch nirgends war eine Möglichkeit, mich umzuziehen, ohne von mehreren testosterongesteuerten Jugendlichen im Reifealter begafft zu werden. Ich schnappte mir also meine Sachen und wollte den Schlafsaal gerade verlassen, als mich jemand zurückhielt. Natürlich glaubte ich, dass es Draco war. Doch der Griff um meinen Arm war zu fest und schmerzte. Draco würde mir nie wehtun. Also zog ich meinen Arm aus der Umklammerung. "Melody! Warte bitte!", flehte Zabini. Nicht der auch noch! Sein Blick vorhin hatte mich ja schon aufgeregt, aber jetzt berührte er mich wieder und hielt mich fest wie damals, bevor er mich geküsst hatte. Wütend drehte ich mich zu ihm um und trat wieder auf ihn zu. "Wie kannst du es wagen, mich zu berühren?!", zischte ich ihn an. Unter meinem bösen Blick wurde die Stimmung im Raum schlagartig kälter. Keiner wagte es, einen Mucks zu machen. Mit großen Augen starrten sie zwischen Zabini, Draco und mir hin und her. "Mel, bitte hör zu...", flehte Zabini. "Nenn mich nicht Mel. Dieses Privileg hast du dir verspielt, als du mich geküsst hast!", knurrte ich und zog meinen Zauberstab, dessen Spitze ich auf sein Gesicht richtete und ihm drohend vor mir hielt, wie eine Waffe. Er schluckte hart. Ein zweiter Zauberstab richtete sich ebenfalls auf seinen Kopf. Ich erkannte das Weißdornholz sofort. Draco war neben mich getreten. Kalte Wut lag in seinem Blick. Er hatte wohl nicht vergessen, was Zabini getan hatte. Auch, wenn wir getrennt gewesen waren, musste es ihn verletzt haben. Hoffte ich zumindest. Du hoffst, dass es ihn verletzt, wenn du von jemandem geküsst wirst? Schlechte Freundin. Aber ein guter Anfang für einen besonderen Slytherin. Nicht jetzt! Ich bin ja schon still. Zabini stand nur noch wimmernd vor uns. So etwas entweihte nun also das edle Haus der Slytherins. Ein Feigling. Der Slytherin wirkte so erbärmlich, dass ich nur ein verächtliches Schnauben für ihn übrig hatte, bevor ich den Zauberstab wieder sinken ließ. Doch da Dracos Stab noch bedrohlich nahe an seinem Kopf gehalten wurde, konnte er sich nicht wirklich entspannen. "Draco, hör auf mit den kleinen Kindern zu spielen. In zehn Minuten beginnt der Unterricht und die McGonagall hat uns eh schon auf dem Kieker", wies ich ihn an. Langsam, wie in Zeitlupe ließ mein Freund den Zauberstab sinken. Doch sein Blick haftete weiterhin auf Zabini, der nun, da die Gefahr vorüber schien, sein üblich breites Grinsen wieder zur Schau trug. "Deine Fresse kotzt mich so an, Zabini!", höhnte Draco, bevor er sich wieder seiner Schuluniform zuwandte, um die Krawatte zu binden. Hinter seinem Rücken zog Zabin seinen Zauberstab. "Petrificus Totalus!", schrie er, bevor der Spruch von meinem unansgesprochenen Schildzauber auf ihn selbst zurückschleudert wurde. Bewegungsunfähig stand er wie zur Salzsäule erstarrt da. Nach einem letzten, leicht arroganten Blick auf ihn und in die vom Schock erstarrten Gesichter der Anderen verließ ich mit federnden Schritten den Raum. In meinem Schlafsaal herrschte natürlich helle Aufregung, als ich nur mit dem weißen Kleid hereinkam. Draco hatte es ja nicht gerade zu einem Geheimnis gemacht, dass ich bei ihm geschlafen hatte. So ziemlich alle Mädchen starrten mich an. Ich zog mir das Kleid über den Kopf und schlüpfte in einen dunkelgrünen Pullover und eine Jeans. Darüber zog ich meinen Schulumhang. Mit Regeln hatte ich mich noch nie lange aufgehalten. Es reichte, wenn ich mein Abzeichen und den Umhang trug. Natürlich gefiel diese offensichtliche Missachtung der Schulregeln manchen, hier nicht genannten Lehrern nicht. Das scherte mich jedoch wenig. Wie sollte ich denn bitte Zauber lernen, wenn ich mich die ganze Zeit damit beschäftigen musste, dass meine (viel zu enge) Krawatte ordentlich gebunden und nicht damit beschäftigt war, mich halb zu erdrosseln? Manchmal machte ich mir einen Spaß daraus, die gold-roten, ordentlich gebunden Krawatten bestimmter Schüler zu verhexen. Dann wirbelten sie zum Beispiel im Kreis herum und zogen den Schüler mit sich, oder verknoteten sich um den Hals desjenigen. Ich wusste selbst nicht, warum ich so einen Hass auf Gryffindor verspürte. Wegen meiner Eltern war es früher gewesen. Aber jetzt kannte ich sie ja. Zumindest meinen Vater. Deine zwei Väter. Nathaniel ist tot. Es schmerzte, darüber nachzudenken. Und überhaupt, wo befand sich Sirius wohl im Moment? Ging es ihm gut? Wusste er vom Tod seines Bruders? Um mich nicht weiter mit diesen Fragen quälen zu müssen, rannte ich wie beflügelt zurück zum Schlafsaal der Jungs. Ich zog Draco, der sich gerade noch den Umhang umlegte mit mir nach draußen. Heute war der letzte Schultag des Jahres. Und damit würde heute auch der Tag sein, an dem Dracos Eltern mich kennenlernen würden. Dieser Gedanke verlieh mir Flügel. Dracos Hand in meiner verstärkte mein Gefühl der Euphorie nur noch. Außer Atem kamen wir im Klassenzimmer von McGonagall an. Natürlich waren wir mal wieder zu spät, nur ein paar Minuten, aber es störte mich nicht, dass sie uns deswegen gleich zehn Punkte abzog. Denn als Potter, Wiesel und Schlammblut hereinmarschierten, als wären sie die Könige des Klassenzimmers, da bekam Gryffindor gleich fünfzehn Punkte Abzug. Somit lagen wir in der Tabelle vorne, trotz der Fehltritte und Punktabzüge, die allein Draco und ich uns geleistet hatten. Dieser Tag konnte nur noch besser werden.

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt