Nicht jeder liebt die Liebe

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Melody:
Das erste, was ich hörte, als ich erwachte, war Zabinis Stimme, die mit einem wütenden Unterton zischte: "Was ist, du Feigling? Hast du etwa Angst um deine kleine Schlammblutfreundin?". Als nächstes hörte ich Dracos wundervolle Stimme. Doch sie war voller Zorn. Er schrie einen Zauber und Zabini ebenfalls. Ich wollte nicht, dass sie sich bekämpften. Niemand sollte verletzt werden. So schnell ich konnte, stand ich auf. Etwas wackelig auf den Beinen trat ich zwischen die Beiden. Jeder von ihnen hatte gerade einen der unverzeihlichen Flüche gegen den Anderen benutzt. Und ich stand genau in der Mitte. Denn ich wollte nicht, dass jemand wegen mir verletzt wurde. Ich weiß. Für eine Slytherin bin ich zu gefühlvoll. Aber vor allem wegen Draco konnte ich das nicht ertragen. Beide Zauber trafen mich mit einer Wucht, die mich zusammenzucken ließ, bevor der Schmerz einsetzte. Es war, als würden meine Knochen schmelzen und meine Nerven verbrennen. Ein kleiner Schrei entfloh meinen Lippen, bevor ich zusammenbrach. Ich hörte Zabinis eilige Schritte aus dem Zimmer verschwinden. Der Schmerz hörte erst auf, als ich in eine erlösende Ohhnmacht fiel. Wie aus weiter Ferne vernahm ich Dracos Schluchzen. Ich spürte seine Tränen auf mein Gesicht tropfen. Ich wollte ihn unbedingt trösten. Trotz aller Schmerzen hob ich meine Hand und strich seine Tränen fort. Seine grauen Augen öffneten sich und starrten mich ungläubig an, bevor sich ein strahlendes Lächeln auf seine Lippen stahl und er sich herunterbeugte um mich stürmisch zu küssen. "Ich liebe dich", flüsterte er zwischen den Küssen. Während wir uns im Arm hielten spürte ich seinen Herzschlag ganz nah bei mir. Und als wir da so saßen, im dunklen Krankenflügel, dicht beieinander und uns verliebt in die Augen sahen, da wusste ich, was ich tun musste. "Draco", flüsterte ich und setzte mich auf. Ja?", fragte er. "Lass uns gemeinsam weglaufen", bat ich ihn. "Irgendwohin verschwinden. Sobald die Spur nicht mehr auf uns liegt können wir gemeinsam die Welt bereisen".

Draco:
Ich sah in ihre hoffnungsvoll strahlenden Augen, deren Blau mich immer wieder von neuem fesselte. Weglaufen. Keine Verpflichtungen zu haben. Weg von meinen Eltern, die mein Leben einschränkten. Weg von dem, was mich zum Eisprinzen machte. "Wenn du bei mir bist können wir alles machen", flüsterte ich ihr zärtlich ins Ohr. Dann stand ich auf und begleitete sie zurück zum Krankenbett. Sachte, um ihr nicht wehzutun, legte ich sie hinein und deckte sie zu. Dann legte ich mich neben sie und legte meinen Arm auf ihre Hüfte. So aneinandergekuschelt an ihren warmen Körper gedrückt schlief ich ein, als von ihr schon längst gleichmäßige Atemgeräusche kamen. Wie sehr sie mich doch verändert hatte. Und all das, die Liebe, das Glück, all das verdankte ich Melody. Am nächsten Morgen erwachte ich, weil Melody neben mir sich bewegte. Ich schlug die Augen auf und blickte ihr in das lächelnde Gesicht. "Guten Morgen", hauchte sie. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Zum Glück ging es ihr wieder gut. Ihre Haut hatte wieder Farbe und ihre Augen glänzten leuchtender denn je. "Denkst du, ich darf schon wieder aufstehen?", fragte sie. Ich zuckte die Schultern. "Wenn du willst, dann gehen wir eben. Du hast dir nichts befehlen zu lassen. Schließlich bist du meine feste Freundin", grinste ich. Wie gut es sich anfühlte, das zu sagen. Lächelnd sah sie mich an. "Hey Eisprinz. Du bist ja wirklich geschmolzen", grinste sie augenzwinkernd. "Meinst du, wir sollten unsere Beziehung öffnetlich zeigen?", fragte ich sie zögerlich. Jetzt war es an ihr, mit den Schultern zu zucken. "Na ja. Es weiß ja eh schon jeder an der Schule dank dieser Plakate. Also was solls", meinte sie. "Und jetzt gehen wir besser, bevor Madam Pomfrey mich noch ans Bett fesselt", flüsterte sie mir zu. Damit schlug sie die Decke zurück und setzte sich auf. "Ich dachte immer, eine Unterkühlung ist katastrophal für den Körper und man muss lange liegen bleiben, bis man geheilt ist", hörten wir plötzlich Zabinis Stimme von der Tür. Ich warf einen raschen Blick auf ihn. Er stand lässig im Türrahmen. Seine Miene war unergründlich. Melody warf hektische Blicke zwischen uns hin und her. Ich seufzte. "Guten Morgen Zabini", grüßte ich höflich, doch mit frostiger Stimme. "Morgen, Malfoy", grüßte er genauso eisig. Dann schlenderte er zu uns. "Hey Sonnenscheinchen!", lächelte er Melody an, während er sich neben sie setzte und seinen Arm um sie schlang. Sofort überkam mich die Eifersucht. Und diesmal durchaus berechtigt. Schließlich war sie meine Freundin, nicht Zabinis. Mit gehässigem Grinsen zu mir rutschte er noch näher an sie heran, was ihr sichtbar unangenehm war. Und was tat ich? Ja, was tust du denn? Nichts. So zeigt man also seine Liebe? Darf jetzt jeder deine Freundin einfach so anfassen? Nein! Mit einer schnellen Bewegung zog ich Melody zu mir und drückte sie an mich. Zabini starrte mich wütend an. Dann stand er auf. "Pass auf, Malfoy, ich warne dich! Unterschätz mich nicht!". Damit rauschte er, nicht, ohne mir noch einen giftigen Blick zuzuwerfen aus der Tür. Ich sammelte mit Melody schnell noch ihre Sachen zusammen und wir rannten Hand in Hand zurück zum Gemeinschaftsraum. Dort starrten uns alle an. Kurzerhand zog ich sie mit mir mit in meinen Schlafsaal. Auch dort wurden wir angestarrt. Natürlich. Der Eisprinz und die Eisprinzessin von Slytherin händchenhaltend im Jungenschlafsaal. Wir setzten uns auf die Bettkante meines Bettes und kuschelten uns aneinander. "Draco?", flüsterte sie. "Was denn?", murmelte ich zurück. "Die starren uns alle an", antwortete sie. Und ich glaubte zu erkennen, wie ihr Gesicht sich leicht rot färbte. "Ist dir das unangenehm? Sollen wir die Vorhänge zuziehen?", raunte ich ihr zu. Sie schüttelte energisch den Kopf. "Ich gehe besser in meinen Schlafsaal", flüsterte sie und stand auf. Ich zog sie noch einmal zu mir zurück und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. "Heute Nacht im Gemeinschaftsraum", wisperte ich ihr dabei ins Ohr. Sie lächelte und nickte kaum merklich. Dann verschwand sie. Ich sah ihr noch nach, bis sie verschwunden war und setzte dann mein Eisprinzengesicht auf. "Ist was?", fuhr ich die anderen an. Schnell senkten sie verlegen den Blick. Ich legte mich in mein Bett und zog, wie schon sooft die Vorhänge zu. Dann schnappte ich mir mein Buch und begann zu lesen. Morgen würde Melody wieder zum Unterricht kommen. Vielleicht konnten wir ja gemeinsam einen kleinen Gryffindor ärgern. Diese Idioten waren zu "edelmütig" um zu petzen. Vor allem die Erstklässler. Mit diesem Gedanken vertiefte ich mich in Tausend Zauberkräuter- und pilze.

Melody:

Sobald ich mich von Draco verabschiedet hatte, setzte ich die unnahbare Miene auf, die ich in den letzten drei Jahren perfektioniert hatte. Natürlich wurde ich auch wieder angestarrt, als ich den Gemeinschaftsraum durchquerte und die Treppe zum Mädchenschlafsaal hinabstieg. In meinem Zimmer angekommen erstarrte ich. Jemand hatte den gesamten Inhalt meines Koffers über den Boden verstreut. Meine Schulbücher lagen überall verstreut, meine Pergamentblätter mit den Mitschriften vom Unterricht waren zerrissen und meine Anziehsachen lagen in Fetzen herum. Fassungslos stand ich davor. Wer war das? Wütend zog ich meinen Zauberstab und ordnete meinen Koffer wieder ein. Ein kleines Blatt Pergament fiel mir dabei ins Auge. "Halt dich von Draco fern, du Schlampe!", stand darauf in giftgrüner Schrift. Oh mann. Wie kindisch. Mit einem leichten Tippen meines Zauberstabes ging das Pergament in Flammen auf. Das Häufchen Asche, das übrig blieb, blies ich einfach in die Luft um zu demonstrieren, was ich davon hielt. Ich legte mich auf mein Bett und begann, meine wieder zusammen geklebten Pergamente neu zu ordnen. Doch plötzlich stießen einige der Mädchen im Schlafsaal einen lauten Schrei aus, als ein großer Waldkauz durch das Zimmer geflogen kam. Ich hob den Blick und erkannte Salazar. Ich streckte den Arm aus und ließ ihn darauf Platz nehmen. Missbilligend bedachte ich die Mädchen, die unter ihre Betten gekrochen waren mit einem strengen Blick. Dann öffnete ich die Schlaufe, mit der ein kleines Paket an Salazars Fuß gebunden worden war. Als Salazar protestierend kreischte, warf ich ihm einen Eulenkeks zu, den er im Flug schnappte und damit zum Bettpfosten flog. Das Päckchen war klein. Kaum so groß wie meine Handfläche. Auf dem Brief, der dabei lag, stand kein Absender. Also öffnete ich das gelbliche Kuvert des Briefes. Meine liebe Melody, sicher erinnerst du dich nicht mehr an deine Eltern, aber vielleicht erinnerst du dich noch an mich. (Nicht, dass ich es zu hoffen wage). Dennoch möchte ich dich gerne wieder treffen und dir einiges erklären, was dir vermutlich verschwiegen wurde. Aber erst, wenn du herausfindest, wer ich bin. Schließlich möchte ich ja wissen, ob du den selben Scharfsinn und Löwenmut besitzt, wie deine Eltern. In Liebe, dein N.B. Wer um alles in der Welt war N.B.? Und was hatte er mit meinen Eltern zu tun? Ich öffnete das Paket. Ein kleiner Ring fiel heraus. Er glänzte silbern und in ihn war ein kleiner glitzernder Vogel eingraviert. Als ich über die Gravur strich, begann der Vogel plötzlich ein wunderschönes Lied zu singen. Es wirkte leicht wehmütig aber auch fröhlich und glücklich. Ein wundervolles Geschenk. Vielleicht hätte ich es mehr zu schätzen gewusst, wenn ich den Absender gekannt hätte. Ich musste unbedingt herausfinden, wer N.B. war. Und was er mit meinen Eltern zu tun hatte.

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt