Weihnachten

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Melody:
"Frohe Weihnachten!", hörte ich verschiedene Rufe. "Geschenke!". Richtig. Weihnachten. Alle anderen machten sich über die Stapel an Geschenken an ihrem Bettende her. Bei mir brauchte ich gar nicht erst zu schauen. Noch nie war an meinem Bettende auch nur ein Päckchen gelegen. Also schwang ich die Beine aus dem Bett. Etwas flatterte von meiner Bettdecke zu Boden. Ich hob den Zettel auf und las: Frohe Weihnachten von deinem Dad. Sieh das hier als Entschädigung für alles an. Von...meinem Vater? Sirius Black hatte mir die kostbare Kristallschale geschenkt? Ein warmes Gefühl machte sich in meiner Bauchgegend breit. Ich stand auf und schlurfte um mein Bett herum mit kleinen Schritten zur Tür des Waschraums. Bis ich gegen etwas stieß. Verwirrt sah ich nach unten. Vor mir lag ein kleiner Stapel mit Geschenken. Wer schenkte mir denn etwas? Ich nahm den überschaubaren Haufen mit auf mein Bett und öffnete zuerst das oberste welches zugleich das kleinste war. Ich riss das Papier auf und holte eine kleine Schachtel heraus. Ich öffnete sie und fand eine silberne Kette mit einem wunderschönen Anhänger in Form eines Herzens. Als ich sie umlegte, veränderte sich die Form des Anhängers und wurde zu einer kleinen Tränenförmigen Traube. Oder war es vielleicht eine Träne? Wenn diese Kette das war, was ich dachte, dann hatte mir jemand einen Indikator geschenkt. Ein Schmuckstück, das für jeden anderen die eigenen Gefühle sichtbar machte. Auf der Karte, die dabeilag las ich: Ich weiß, dass du und ich uns gerade nicht so gut verstehen, aber trotzdem wollte ich dir das hier schenken. Frohe Weihnachten, dein Draco. Wie süß! Hoffentlich gefiel ihm mein Geschenk auch. Ich legte den Indikator um und nahm das nächste Päckchen. In das Papier eingewickelt lagen zehn von den sündhaft teuren blitzenden Blinkern. Außerdem klappte sich einer meiner selbst erfundenen Schneemänner aus Papier auf und verkündete in sonorer Stimme: "Die wolltest du doch damals unbedingt haben im Honigtopf. Viel Spaß damit, Zabini". Er hatte wohl bemerkt, wie sehnsüchtig ich die Süßigkeiten angestarrt hatte. Ein bisschen zwickte mein Gewissen nun. Schlechtester Slytherin ever. Wenn er dich wirklich so liebt, wie er sagt, dann hat er dir Geschenke zu machen. Du bist doch keine Gryffindorschlampe, dass du den tausend Jungs, die auf dich stehen Geschenke machst. Das ist eine Frage von Respekt nicht von Freundlichkeit. In meinem Koffer müsste noch eine Tüte mit Bertie Botts Bohnen zu finden sein. Ich liebte sie einfach. Und ich glaubte mich zu erinnern, dass Zabini sie ebenfalls mochte. Ich legte noch eine von meinen Schneekugeln obendrauf. In ihr war ein verschneites Hogwarts zu sehen, um das kleine Eulen flogen. Das war besonders knifflig gewesen. Doch jetzt erkannte man, wenn man genauer hinsah, sogar die kleinen Briefe in ihren Schnäbeln. Eine meiner gelungensten Arbeiten bis jetzt. Mit einem meiner einfachsten Zauber wickelte ich beides in grünes Geschenkpapier mit silbernen Tannenbäumen darauf. Dracos Geschenk hatte ich einem der Hauselfen gegeben, der mir versprochen hatte, es ihm zu geben. Ich hoffte, es gefiel ihm. Es war nichts so Besonderes wie sein Geschenk an mich, sondern ein eher kleines Päckchen, das ein Bild von uns enthielt, wir wir uns glücklich im Arm hielten und küssten. Doch das Päckchen hatte eine kleine Besonderheit: Es enthielt auch noch eine kleine Kette. An einem schwarzen Lederband hing eine kleine Schneeflocke. Ich hatte genau die Selbe um den Hals hängen. Natürlich war es nicht nur eine normale Kette, wie bei den Muggeln. Es war eine magische, die sich angenehm erwärmte, wenn man sich jemandem näherte, den man liebte. Eine kleine Eigenkreation. Diese war das einzige, was ich nicht verkauft hatte. Ich hoffte, sie gefiel ihm. Und du hoffst, dass sich seine erwärmt. Woher weißt du das? Ich kenne dich inzwischen ziemlich gut. Und ich muss sagen, dass du wirklich das Schlimmste bist, was Slytherin passieren konnte. Danke. Nichts zu danken. Das war ironisch gemeint. Ich weiß. Du bist wirklich nervig. Ich packte nun das letzte meiner Geschenke aus. Ein leises Lachen entfuhr mir. In das Papier eingewickelt war ein Besen. Aber ein richtig kindischer. Rosa, mit flauschigen Borsten und bunten Bommeln. Es war ein Besen, wie man ihn kleinen Kindern schenkte, um ihnen Fliegen beizubringen. Doch nachdehm ich ihn berührt hatte, fiel der Zauber von ihm ab. Darunter kam ein richtiger Besen zutage. Eine schnittige Form und eine Aufschrift mit goldenen Lettern. Ich verstand nicht viel von Besen. Doch ich wusste, dass ein Feuerblitz wirklich gut war. Dazu hatte der Absender mir einen grünen Schal mit Rankenmuster geschickt. Ich musste lächeln. Dieses Weihnachten schien wirklich eine Entschädigung für die vergangenen dreizehn Jahre. Erst die Kristallschale von meinem Vater und jetzt der beste Besen auf dem Markt. Damit könnte ich gut beim Quidditch mitmachen. Etwas anderes fiel mir dazu nicht ein. Schließlich konnte ich ja, und das wusste der Briefeschreiber sicher nicht, auch ohne Besen fliegen. Träumst du schon wieder von deinen Nachtaktivitäten? Kann sein. Aber wer könnte mir so einen Besen geschickt haben? Noch dazu mit so einem kindischen Zauber? Aber ich wusste schon, was ich machen würde. Denn ich hatte schwer Nathaniel in Verdacht. Ich kannte ihn zwar noch nicht lange, aber ich wusste sehr gut, dass ihm solche Späße Spaß machen mussten. Mit Zabinis Geschenk und dem Feuerblitz in der Hand marschierte ich im dicksten Pulli, den mein Kleiderschrank hergab in den Aufenthaltsraum. Ein paar saßen schon dort und prahlten mit ihren Geschenken rum. Leicht grinsend stützte ich mich auf den Stiel meines Feuerblitzes. Pansy Parkinson hatte von ihren Eltern einen Nimbus 2001 bekommen. "Er hat sogar eine eingebaute Heizung für den Winter", prahlte sie. "Wow", ließ ich einen sarkastischen Kommentar fallen. Sofort wandte sie mir mit bösem Blick das Gesicht zu. Doch als ihr Blick auf meinen neuen Besen fiel, da klappte ihr der Mund auf. Und da ich neuerdings immer ein gewissen Maß an Aufmerksamkeit von sämtlichen Schülern bekam, wenn ich auch nur den Raum betrat, fiel noch mehreren die Kinnlade herunter. Vor allem die Jungen hatten nur Augen für den Besen. Den Mädchen fielen wohl eher mein neuer Schal und der beige  Kaschmirpullover auf, den ich mir selbst spendiert hatte.  Und so starrten mich erst mal alle an. Ich erblickte Draco in der Menge. Sofort wurde die Schneeflocke an meiner Brust heiß. Nicht nur warm, wie die Glut im Kamin, nachdem das Feuer längst verlöscht war. Nein, es strahlte eine Hitze aus, die mich an das Feuer im Ofen an dem Abend erinnerte, als Draco und ich uns näher gekommen waren, und an dem ich schließlich mit ihm eingeschlafen war. Sofort klopfte mein Herz schneller. Zögerlich hob ich die Hand und winkte ihm zu. Dann ging ich langsam über die Treppe zu ihm. "Hi", murmelte ich leise. "Hey", antwortete er. "Nach dem Frühstück muss ich mit dir reden", sagte ich nur und ging. Ich musste endlich Gewissheit haben, ob er nun mit mir Schluss machen wollte oder nicht. Er nickte nur kurz und wandte den Blick ab. Ich merkte, wie der Anhänger von ihm sich langsam verformte. Zurück im Schlafsaal warf ich einen Blick auf ihn. Die Form hatte sich in etwas verwandelt, das ich nur zu gut verstand. Statt des Kleeblattes, dessen Form der Indikator angenommen hatte, als ich meine Geschenke gesehen hatte, trug ich nun neben der Schneeflocke noch eine Kette mit einer Träne um den Hals. Ich zog mich schnell um und ging dann schnurstracks zur großen Halle, wo ich sah, dass die vier Haustische nicht dort standen, wo sie noch vor den Ferien gewesen waren. Stattdessen stand ein großer Tisch in der Mitte der Halle. Nur wenige Schüler waren in diesen Ferien hier geblieben. Zu meinem Leidwesen auch Potter.
Ich sah mich nach einem freien Platz um, der möglichst nicht zu nahe bei Potter sein sollte. Ich fand sogar einen. Aber den, der dort saß kannte ich nur zu gut. Meine blauen Flecken waren zwar verheilt und mein Gesicht schön wie eh und je, doch der seelische Schmerz pochte noch in mir. Doch es gab keinen anderen Weg. Also setzte ich mich neben den Sechstklässler aus Gryffindor, dessen Schuhsohle ich nur zu gut kannte. Schließlich hatte er sie oft genug in mein Gesicht geschlagen. Er schien jedoch keine Notiz von mir zu nehmen und so setzte ich mich neben ihn. Während ich schweigsam den Anderen zuhörte, bemühte ich mich, ruhig zu bleiben und nicht zu ihm hinzuschauen. Einmal jedoch bemerkte ich aus dem Augenwinkel seinen Blick. Schamlos starrte er mir in den Ausschnitt. Protestierend zog ich meine Jacke enger um mich, sodass mein Dekolleté verdeckt war. Dann stand ich schnurstracks auf und floh aus dem Raum. Vor den Kerkern wartete ich, dass Draco die Treppe heraufkam. Doch er kam und kam nicht. Also musste ich ihn wohl holen. "Zauberstab", murmelte ich das Passwort für diese Woche. Doch ich wurde nicht eingelassen. Siedend heiß fiel es mir ein. Heute war Tag der Passwortänderung gewesen und Natürlich hatte niemand es für nötig gehalten, es mir zu sagen. "Mist!", fluchte ich. Also gut. Dann musste ich eben den Besen nehmen. "Accio Besen!", zauberte ich. Sofort kam mein Feuerblitz durch die Lüfte zu mir. Ich setzte mich darauf und der Besen stieg sofort steil in den Himmel auf. Pfeilschnell raste ich über die Ländereien von Hogwarts. Unter mir erblickte ich eine Gestalt durch die verschneiten Auen schreiten. Hellblondes Haar. Draco! Zu ihm wollte ich ja. Also setzte ich zum Sturzflug an. Kurz vorher bremste ich ab, denn ich sah sechs große Gestalten auf ihn zugehen. Und jetzt, wo ich mich näherte, erkannte ich die rot-goldenen Schals um ihre Hälse und ihr Lachen hallte durch die kalte Winterluft wie Eiszapfen: "Hey Malfoy, du Hackfresse! Wo ist denn deine Freundin?". Wenn ich nicht einschritt, würden sie meinen Draco verprügeln. Im Sturzflug landete ich zwischen ihnen und Draco.

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt