Trennungszeit- Weihnachtszeit

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Melody:
Schon begann der Dezember. Der Schnee fiel dichter und viele Schüler vergnügten sich mit verhexten Schneebällen, die einem in den Nacken flogen sobald man ihnen zu nahe kam. Auf dem Schulgelände hielt sich jedoch fast niemand auf, denn noch immer durchstreiften Dementoren das Schloß, auf der Suche nach Beute. Vielleicht auch auf der Suche nach Sirius Black. Und ich? Ich stürzte mich in meine Arbeit, um nicht ständig an Draco denken zu müssen. So hatte ich bereits eine riesige Sammlung an Schneekugeln verzaubert, sodass sich die Figuren im Inneren zum Beispiel tanzend im Kreis drehten oder ein paar fliegende Besen, die durch die verschneite Landschaft sausten. Meine Sammlung an magischen selbstbackenden Plätzchen hatte ich auf Vanille-Mandelmakronen, Rosenplätzchen und kleine Drachen aus Marzipan ausgeweitet. Auch umfasste mein Angebot klimpernde Tannenbäumchen mit echtem Schnee bestäubt, der nie schmolz. Gerade saß ich im Gemeinschaftsraum und arbeitete fieberhaft an einem Zauberspruch, der bei Verwendung Schnee auf die Köpfe desjenigen rieseln ließ. Doch bisher schaffte ich nur kleine Eiszapfen, die beim Aufprall schrecklich schmerzten. Doch nun glaubte ich, den passenden Spruch gefunden zu haben. Gerade als ich meine Hand erhob und die Lippen öffnete, spürte ich plötzlich einen stechenden Blick auf mir liegen. Es war, als versuchte jemand, mich mit Blicken zu durchbohren. Unauffällig warf ich einen Blick in den fast leeren Gemeinschaftsraum. Nur ein paar vereinzelte Schüler saßen noch an den großen Tischen und kritzelten ihre Hausaufgaben im schwächer werdenden Schein der Kerzen auf ihre Pergamente. Als ich meinen Blick weiter durch den Raum schweifen ließ, bemerkte ich Dracos eiskalte graue Augen auf mir ruhen. Wir waren nun schon seit drei Wochen, zwei Tagen und zweiundzwanzig Stunden kein Paar mehr. So viel zur Ablenkung von diesem Thema. Ich liebe ihn eben so sehr. Und was machst du, wenn du und er so nah miteinander verwandt sind, dass eure Liebe verboten ist? Daran möchte ich lieber nicht denken. Solltest du aber. Mach mich nicht noch deprimierter als ich eh schon bin. Ich sag nur die Wahrheit. Ja. Leider. Aber es gibt noch Hoffnung. Vielleicht kann mir dieser N. Black weiterhelfen, wenn ich herausfinde, wer er ist. Wenn es doch nur eine Chronik aller Zauberer dieser Familie gäbe. Vielleicht gibt es die ja... Wie meinst du das? Ich glaube, in der verbotenen Abteilung steht eine Chronik mit allen Schülern, die je Hogwarts besucht haben. Und du meinst... Bestimmt. Einen Versuch ist es wert. Dann könnten Draco und ich wieder zusammen kommen, wenn sich das alles aufgeklärt hat. Ich sprang, beflügelt von diesem Gedanken so ruckartig auf, dass eine der verzauberten Schneekugeln zu Boden fiel und dank des Anti-Bruch-Zaubers über den Fußboden kullerte. Ich hastete ihr hinterher, bis sie direkt vor Dracos Füßen liegen blieb. Er hob sie auf und reichte sie mir, wobei unsere Hände sich berührten. Fest sahen wir uns in die Augen. Er beugte sich zu mir, wie um mich zu küssen, doch seine Lippen verhaarten kurz vor meinen. Dann entfernte er sich wieder von mir. "Tut mir leid. Aber ich kann dich nicht küssen, wenn du vielleicht meine Cousine bist", flüsterte er. Ich nickte nur und verbarg meine Trauer hinter einem ausdruckslosen Lächeln. Dann nahm ich meine Schneekugel an mich und packte sie in meine Tasche. Auch die anderen Sachen ließ ich alle darin verschwinden. Wie gut, dass ich Ausdehnungszauber so gut beherrschte. Sonst hätten wohl kaum dutzende von Tannenbäumchen hineingepasst. Außerdem konnte ich in dieser Tasche mein gesamtes Schulzeug bequem transportieren, da mir Draco einen Zauber gezeigt hatte, wie man seine Tasche federleicht zaubern konnte. Und so stopfte ich alle meine Sachen hinein und ließ sie hinter mir her in den Schlafsaal schweben. Plötzlich hielt mich jemand am Handgelenk fest. In der vagen Hoffnung, es sei Draco, drehte ich mich um. Doch es war Zabini, der mich mit forschendem Blick ansah und mich fragte: "Seid du und Draco jetzt noch zusammen?". Ich dachte an die Szene gerade eben und schüttelte, die Tränen verbergend den Kopf. Er murmelte etwas vor sich hin, das wie: "Dann brauche ich ja keine Angst zu haben, das zu tun", klang. Ich wollte gerade fragen, was er meinte, da schlang er urplötzlich die Arme um mich und drückte seine Lippen auf meinen Mund. Vor Schreck erstarrt musste ich es geschehen lassen. Ich liebte zwar Draco, aber... verdammt konnte dieser Junge gut küssen! Erst nach ein paar endlosen Sekunden ließ er mich wieder los. Meine erste Schockhandlung war, dass meine flache Handfläche Bekanntschaft mit seiner Wange machte, wobei sein Kopf sich ruckartig zur Seite drehte und ein knallroter Handabdruck auf seiner Wange sichtbar wurde. Mir wohl bewusst, dass Draco, (und vermutlich der ganze Aufenthaltsraum) uns beide anstarrten, zischte ich Zabini an: "Das wirst du noch bereuen, du Missgeburt!", und rauschte mit wehendem Umhang durch die Tür in den Mädchenschlafsaal. Ich ließ mich auf mein Bett plumpsen und machte mit einem Schlenker meines Zauberstabes die Vorhänge zu. Doch das hinderte mich nicht daran, die Stimmen der anderen zu hören, wie sie über mich tuschelten. Eine Weile lag ich da und lauschte den Mädchen. "Und dann hat er wohl mit ihr Schluss gemacht und sie hat sich natürlich gleich einen Neuen angeschafft". "Der arme Draco. Er hat sie wirklich geliebt und die Schlampe verlässt ihn einfach". "Er hat echt was Besseres verdient!". Unglaublich, wie manche Leute die Tatsachen verdrehen konnten. Ich hielt das nicht länger aus! Ich wollte hier weg. Einfach fliehen. Kurze Zeit später erhob ich mich als Eule weit über dem Schloss und zog meine Kreise. Dicke Tränen rannen mir über die gefiederten Wangen. Irgendwann, als meine Flügel vor Anstrengung und Kälte langsam taub wurden, machte ich mich auf den Weg zur Eulerei von Hogwarts. Vielleicht war ich wenigstend dort willkommen. Als ich auf der Stange landete, wo normalerweise die Schuleulen losgeschickt wurden, erhob sich sofort eine Vielzahl von Kreischlauten aus der Menge der Eulen. Ich entdeckte Salazar auf der Stange, der mit seinem prächtigen Gefieder das der anderen weit in den Schatten stellte und krächzte ihm einen Gruß zu. Und tatsächlich, er antwortete mir. Er bat mich, neben ihm auf der Stange Platz zu nehmen, um mich zu wärmen, was ich dann auch tat. Dicht eingedrängt zwischen ihm und einer kleinen Schleiereule wurde mir sofort warm ums Herz und ich schlief, zum ersten Mal seit Wochen richtig glücklich ein. Erst, als der nächste Morgen graute, erwachte ich vom ersten Schrei der Eulen. Sofort musste ich an Draco denken und mein Herz wurde erneut schwer wie Blei. Neben mir stupste Salazar mich sanft mit dem Schnabel an, als wollte er sagen: "Na los. Du kannst dich nicht ewig verstecken". Dieser sanften Aufforderung folgte ich, nachdem ich mich liebevoll von meinem Kauz verabschiedet hatte. Dann erhob ich mich in den Himmel.

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt