Abschied und Treffen

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Melody:

Ich lehnte schwer atmend an der Tür. Dort drin saßen mein Vater und mein Onkel. Beide hatte ich nach vierzehn langen Jahren wieder. Ein schönes Gefühl. Und ich war wirklich gespannt auf Sirius' Geschichte. Auf seine Lügen meinst du wohl. Sei still. Mein Vater lügt nicht. Er ist gesuchter Massenmörder! Wenn er sagt, er war es nicht, dann glaube ich ihm. Du wärst besser in Gryffindor aufgehoben gewesen als in Slytherin. Daraufhin schwieg ich. Stur starrte ich geradeaus. Mein Vater log nicht. Niemals. Er hatte Draco und mich gerettet. Draco! So aufgelöst wie er gewesen war, glaubte ich nicht, dass er es nicht weitererzählt hatte, dass Sirius Black hier war. Und wenn sie ihn fanden, würden die Dementoren ihn in die kalten, knochigen Finger bekommen und ihm ihren Kuss verpassen. Das konnte ich nicht zulassen! Aber hier würde ihn keiner finden, oder? In diesem Teil des Schlossen trieben sich selten Schüler herum. Aber wenn die Lehrer Rundgänge machten, dann würden sie ihn finden! Was sollte ich tun, wenn zum Beispiel die McGonagall dieses Zimmer kontrollieren würde? Ich müsste sie ablenken. Ihr sagen, dass ich das Passwort zum Gemeinschaftsraum vergessen hatte oder so. Aber sie würde mich nur wegschicken und dann würde sie Sirius finden. Mein Vater durfte nicht wieder nach Askaban. Unruhig trat ich von einem Bein auf das andere. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, in das Zimmer oder überhaupt ins Schloss zu kommen. Hier wuselten doch dutzende von Lehreren herum. Wir saßen hier in der Falle. Selbst wenn Sirius sich wieder in einen Hund verwandelte, würde Nathaniel, der aussah wie sein Bruder, ebenfalls auffallen. Und nichts wäre so auffällig, als wenn wir (falls Nathaniel ebenfalls ein Animagus sein sollte) als Tiere hinausfliegen würden. Wie man es auch wendete, wir würden auffliegen. Außer sie würden durchs Fenster entkommen. Gott sei Dank hatte ich meinen Besen noch bei mir. Angestrengt lauschte ich, doch die einzigen Geräusche in diesem Gang war mein viel zu laut klopfendes Herz und mein Atem. Hinter mir ging die Tür auf. Erleichtert drehte ich mich um. Vor mir stand mit breitem Grinsen mein Onkel. Ich wuselte in den Raum und blieb vor Sirius stehen. Erwartungsvoll sah ich zwischen ihm und Nathaniel hin und her. Beide grinsten mich nur an. Ein bisschen gruselig. "Und?", drängte ich, als nach zwei Minuten immer noch keiner ein Wort gesagt hatte. "Alsoo...", begann Sirius mit sehr langsamer Stimme, um mich noch weiter auf die Folter zu spannen. Erwartungsvoll sah ich ihn an. "Das Wetter ist ziemlich kalt, meinst du nicht?", fuhr Sirius in gemütlichem Plauderton fort. Da stand ich dumm da. Nathaniel bekam sich vor Lachen kaum mehr ein. Auch Dad grinste jetzt. Ich verdrehte genervt die Augen. Mein Vater und sein Bruder sahen sich grinsend an. Und diese Beiden hatten bis gerade eben noch Streit? Kopfschüttelnd und zugleich grinsend sah ich meine neue Familie an. Die beiden Brüder, die sich kaum mehr beruhigen konnten, und denen schon Tränen in den Augen standen. "Dein Gesicht!", prustete Nathaniel. "Jaja. Schon gut. Würden sich die Herren Black bitte wieder beruhigen? Wir haben schließlich ernsthafte Dinge zu bereden", sagte ich gespielt streng. "Das hat Zeit", meinte Sirius leichthin. Erneut entgleisten mir die Gesichtszüge. Schon wieder brach er in Lachen aus. Konnte dieser Mann keine Sekunde ernst bleiben? "Dad! Reiß dich zusammen!", beschwerte ich mich. "Du bist wie ein kleines Kind, Tatze!", meinte nun auch Nathaniel. Endlich beruhigte er sich. "Jeder meinte, dass ich der Geheimniswahrer der Potters sei. Aber eigentlich hatte diese Aufgabe Peter Petigrew inne. Und er verriet sie. Noch in der Selben Nacht wurden sie umgebracht. Als nächstes hat er mich auf offener Straße ihres Mordes beschuldigt und einen Sprengzaauber angewendet. Er schnitt sich den Finger ab und nahm seine Rattengestalt an. Aber natürlich glaubte jeder, ich wäre der Geheimniswahrer gewesen und hätte meinen besten Freund verraten". Sein Blick verfinsterte sich schlagartig und er brüllte: "Als ob ich James je verraten würde!". Nathaniel klopfte ihm brüderlich auf die Schulter. Sirius tat mir leid. Unschuldig in Askaban, das war nicht gut. "War das der Gedanke, der dich nicht verrückt werden ließ?", fragte ich. Er nickte. Auf seinem Gesicht lag ein dunkler Schatten. Askaban war schrecklich, das wusste jeder. Man wurde verrückt oder starb, je nachdem, was eher eintrat. Ich drückte leicht seine Hand. "Du siehst aus wie deine Mutter", hörte ich Sirius flüstern. Plötzlich standen Tränen in seinen Augen. "Erzähl mir von ihr", bat ich leise. "Sie hatte lange schwarze Haare, so seidig und weich. Und ihre Augen...Ihre Augen waren... es gibt kein Wort dafür. Sie war wunderschön. Du bist wie ein Ebenbild von ihr", erzählte er. Dabei strich er mit der Hand über meine Wange. Sein Blick ruhte auf mir. "Was ist dann passiert?", fragte ich. "Sie hat mich betrogen. Mit Nathaniel", sagte Dad ruhig. Ungläubig sah ich meinen Onkel an. "Sie hat mir gesagt, sie hätte Sirius bereits verlassen. Du musst wissen, wir haben sie beide geliebt. Und plötzlich stand sie vor meiner Tür und schwor mir, dass sie immer nur mich geliebt hatte", verteidigte er sich. "Und dann, ein paar Monate, nachdem wir sie beide verlassen hatten, kam sie plötzlich zurück und hielt ein Baby im Arm, von dem sie sagte, es sei von Sirius". Ich stockte. "Aber theoretisch hieße das, dass wir nicht wissen, wer von euch mein Vater und wer mein Onkel ist", stellte ich fest. Plötzlich war meine Kehle staubtrocken. Sirius und Nathaniel sahen sich hilflos an. "Wenn du willst, können wir es feststellen lassen. Es gibt da sehr zuverlässige Zauber", betonte Nathaniel. Bevor ich selbst nachdenken konnte, kam schon ein bestimmtes "Nein!", über meine Lippen. Ich sah sie beide an. Ihre fragenden Gesichter wirkten erstaunt. "Ich bin schon froh, überhaupt eine Familie zu haben. Und mir ist es egal, wer von euch mein Vater ist. Ich liebe euch beide", beteuerte ich. Plötzlich sprangen sie beide auf und umarmten mich. Mit so einer stürmischen Geste der Liebe hatte ich nicht gerechnet. Nun hatte ich also nach vierzehn Jahren ohne Familie gleich zwei Väter. Wie wundervoll. Musst du mir jeden glücklichen Moment vermiesen? Ich freue mich echt für dich. Na klar. Ich wollte dich nur erinnern, dass hier alle auf der Suche nach Sirius sind. Nur so nebenbei. Ach Mist! Total vergessen! "Sirius, Nathaniel! Ihr müsst verschwinden! Wenn sie euch finden, dann sterbt ihr beide! Flieht irgendwohin!", bat ich sie. Sirius versuchte noch zu widersprechen, doch das ließ ich nicht zu. "Sirius! Wenn die Geschichte aufgeklärt ist, können wir uns immer noch wiedersehen", versprach ich. Widerwillig stieg er auf meinen Feuerblitz, den ich zu Weihnachten bekommen hatte. "Und so kehren Geschenke zu ihrem Käufer zurück", seufzte Nathaniel. Er hatte mir diesen wundervollen Besen geschenkt? Natürlich hatte ich ihn schon in Verdacht gehabt, aber nun wusste ich es. "Ihr schickt ihn mir natürlich zurück!", funkelte ich ihn gespielt böse an. Dann fiel ich den Beiden in die Arme. "Schreibt mir jeden Tag, ok?", schluchzte ich. Wer wusste, wann ich sie wiedersehen würde? Sirius schluckte schwer und antwortete: "Natürlich". Noch einmal drückte ich sie fest und schon schossen sie auf dem Besen davon. Gerade noch rechtzeitig schloss ich das Fenster und wischte meine Tränen weg. Plötzlich flog die Tür auf und ich drehte mich mit undurchschaubarem Gesicht um. In der Tür standen die Professoren McGonagall, Lupin und Snape. "Miss Jackson?", fragte McGonagall verwundert. "Was?", antwortete ich gereizt. "Was machen sie zu so später Stunde noch hier?", richtete Snape eine Frage an mich. Der misstrauische Unterton in seiner Stimme ließ mich kalt. "Das hier war mal mein Zimmer und ich habe noch etwas geholt", gab ich gelangweilt zurück. "Gut, dann gehen sie jetzt bitte zurück in ihren Schlafsaal", befahl McGonagall. "Ist gut. Aber übrigens, mein Nachname ist Black", antwortete ich nebenbei. Mit weit ausholenden federnden Schritten ging ich hinaus und ließ die verdatterten Professoren stehen. Vor der Tür holte ich erst mal tief Luft, bevor ich meine Eulengestalt annahm und durch ein Fenster ins Freie flog. Draußen umkreiste ich im Zuge meines abendlichen Rituals noch ein paar Mal die Spitzen der Türme von Hogwarts, bevor ich durch ein Fenster in den Schlafsaal flog. Ich landete perfekt und lautlos in meinem Bett. Doch dort war schon jemand. Jemand, von dem ich nicht glauben konnte, dass er dort saß. Auf meinem Kopfkissen saß ein wunderschöner rotgoldener Vogel, dessen Gefieder so aussah, wie ein prasselndes wärmendes Feuer. Ich hatte schon mal einen Phönix gesehen, aber noch nie einen so prachtvollen. Dumbledore hatte einen in seinem Büro, aber Fawkes war auch nicht mehr der Jüngste. Doch der Phönix vor mir, schien kraftvoll, voller Energie und betrachtete mich neugierig. Seine klugen Augen sahen mich an. Zutraulich legte er seinen Kopf in meine Hand, als ich anfing, den Flammenvogel zu kraulen. Mein Blick fiel auf die Kristallschale von Sirius. Sie war offen und die Asche war aus ihr verschwunden. Stattdessen lag darin eine rote Rose. Sie fühlte sich warm an. Ich musste lächeln. Sirius hatte mir einen wertvollen Begleiter fürs Leben geschenkt. Phönixe erschienen nicht jedem. Ein Phönix ließ sich nur selten fangen und damit zähmen. Offenbar war es Sirius gelungen. Und er hatte ihn mir geschenkt. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich warf einen Blick auf den Indikator. War er in letzter Zeit fast immer eine Träne gewesen, hatte ich nun neben der Schneeflocke eine kleine Sonne hängen. Mein Phönix knabberte leicht an meinem Ohr. Natürlich! Er brauchte noch einen Namen. Oder war es eine Sie? Naja. Ich würde ihn/sie einfach Ash nennen. Denn selbst wenn er ein Mädchen sein sollte, konnte es als Kurzform von Ashling gelten. Ich wollte ihr gerade eine Sitzstange zaubern, da fiel es mir siedend heiß wieder ein: Mein Zauberstab lag noch draußen im Schnee! Also wollte ich mich wieder in die Lüfte schwingen, als Ash plötzlich an mir vorbeiauschte und durchs Fenster verschwand. Er hinterließ eine Funkenregen in der Luft. Kurze Zeit später kehrte er wieder zurück und brachte mir meinen Zauberstab. Ich strich ihm zur Belohnung über das weiche warme Gefieder. Er erhob sich wieder in die Luft und hockte sich auf mein Bettende, wartete dort, bis ich ihm eine silberne Sitzstange mit einer sich windenden Schlange gezaubert hatte. Ein Meisterwerk! So gut war mir noch nie ein Zauber gelungen. "Gute Nacht, Ash", flüsterte ich noch, bevor ich schon todmüde einschlief.

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt