Immer

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Draco:
Bald bemerkte ich, dass meine anfängliche Nervosität völlig umsonst gewesen war. Meine Mutter hatte ich sogar dabei erwischt, wie sie Melody anlächelte. Selbst mein Vater schien zufrieden zu sein. Er liebte es, wenn Leute sich ihm unterwarfen. Und Melody war die ganze Zeit ruhig geblieben, hatte sich oft verbeugt und sich perfekt angepasst. So perfekt, dass selbst mein Vater sie gemocht hatte. Natürlich zeigte er das nicht. Aber ich wusste, wenn er ihren Namen aussprach, hieß er sie damit in der Familie willkommen. So glücklich wie an diesem Abend war ich schon lange nicht mehr gewesen. Melody lag friedlich schlafend an meine Brust gekuschelt und hatte ein leicht angedeutetes Lächeln auf den Lippen. Ihr ruhiger Atem und das verzauberte Himmelbett mit den Sternen, die sich über uns langsam drehten, bescherten mir einen guten Schlaf. Ein leichtes Klopfen an der Tür ließ uns erwachen. Meine Mutter kam mit einem Tablett zu uns ins Zimmer. Meine Freundin und ich setzten uns auf. Ihre Haare waren vom Schlafen ganz verwuschelt. Das verlieh ihr den Eindruck, als hätte sie ein Vogelnest auf dem Kopf. Ich musste lauthals loslachen, als ich sie so sah. Dafür erntete ich von ihr einen bösen Blick und einen leichten Schlag gegen die Schulter. Als Antwort darauf küsste ich sie kurz. "Guten Morgen, ihr zwei. Ich hab euch das Frühstück gebracht", schaltete sich meine Mutter plötzlich ein. Ich hatte ganz vergessen, dass sie da war. Ist es dir nicht peinlich, vor deinen Eltern mit deiner Freundin rumzumachen? Melody wird mir niemals peinlich sein. Meine Mutter stellte das Tablett vorsichtig auf das Bettende. Darauf dampften zwei Tassen Tee, die, wie ich bemerkte, zwei ihrer besten waren. Sonst nutzten wir nur die anderen Tassen und nicht ihre Zauberporzellangefäße. Melody lächelte meine Mutter freundlich an und dankte ihr. Bei ihrem Lächeln dachte man, die Sonne ginge auf und beleuchte ihr engelsgleiches Gesicht. Heißhungrig machten wir uns über das Omelette und die Pancakes her. Auf einmal hielt mir Melody ihre Gabel unter die Nase. Auf ihr steckte ein Stück Pankake. Sie schob es mir in den Mund. Während ich noch darauf herumkaute, stach sie bereits das nächste Stück auf und fütterte mich damit. Nach dem Frühstück zogen wir uns an. Melody richtete ihre Haare und sah so wunderschön aus wie immer. Ihre weichen Locken kitzelten mich im Gesicht, als sie sich zu mir beugte um mich zu küssen. "Ich liebe Dich, Draco", flüsterte sie. "Ich dich auch, Mel", murmelte ich. Lange Zeit lagen wir nur nebeneinander und hielten uns gegenseitig fest. Sie war mein Leben. Später standen wir auf und ich zeigte Melody den Weg nach unten. Es gab etwas, das ich ihr unbedingt zeigen musste. "Was ist es denn jetzt!", jammerte sie. Ich lachte nur und flötete: "Du wirst es schon noch sehen!", und hielt ihr weiterhin die Augen zu. Vorsichtig führte ich sie in den Garten. Erst dann ließ ich sie in das helle Sonnenlicht blinzeln. Vor Staunen weiteten sich ihre Augen. "Ist das...", fragte sie ungläubig "Ein Quidditchfeld?". Ich nickte stolz. "Unser Quidditchfeld. Wir müssen trainieren, damit wir beide nächstes Schuljahr in die Hausmannschaft kommen", grinste ich und hielt ihr den Feuerblitz hin. Wenige Sekunden später rasten wir über das Feld. Immer wieder warf ich mit sehr gut gezielten Würfen auf Melodys Torringe und siehe da, nur sehr wenige davon landeten in ihrem Tor. Dafür stellte sich heraus, dass ich einen ausgezeichneten Sucher darstellte. Melody und ich verbrachten fast den ganzen Tag hoch über der Wiese des Quidditchfeldes. Immer wieder jagten wir uns gegenseitig, was natürlich unfair war, da Melody eindeutig den besseren Besen besaß. Doch Spaß machte es trotzdem. Abends lagen wir nebeneinander in der Wiese und sahen in den Sternenhimmel. Mir war nie bewusst gewesen, wie wunderschön es draußen sein konnte. "Draco?", fragte sie mich. Ich wandte den Blick meinem liebsten Stern von allen zu: Melody. Sie sah mich an. In ihren Augen spiegelte sich das Sternenlicht. "Du darfst mich nie mehr verlassen", flüsterte sie. Ihre Stimme klang ernst. Ich sah sie an. "Wieso sollte ich dich je verlassen? ", fragte ich geschockt. Ich erkannte Tränen, die in ihren wunderschönen Augen glitzerten. "Wirst du immer bei mir sein und mich beschützen?", flüsterte sie. Ich sah ihr tief in die Augen und nahm ihre Hand. "Immer", antwortete ich aus tiefstem Herzen. Dann verschmolzen unsere Lippen miteinander. Erst, als die Nacht längst ihre Schatten über uns gebreitet hatte, erhoben wir uns aus dem Gras. Hand in Hand schlenderten wir über das Feld, das bei Nacht ganz in Silber zu erstrahlen schien. Ohne ein Wort unser Schweigen brechen zu lassen, hielten wir uns fest. Die wahre Liebe an der Hand schlich ich mit ihr zurück in mein Zimmer. Sie legte sich ins Bett und kuschelte sich unter die Decke. Ich hingegen stand noch am Fenster und dachte nach. Obwohl ich erst vierzehn Jahre alt war, wusste ich tief im Herzen, dass Melody das Mädchen sein sollte, dem ich den Ring an den Finger steckte. Ich wollte sie heiraten. Später, irgendwann würden wir ein gesundes Kind bekommen und gemeinsam am Bahnsteig von Gleis 9 3/4 stehen und unser Kind nach Hogwarts verabschieden. Bei dem Gedanken, wir wir Hand in Hand der scharlachroten Lokomotive nachsahen und unseren Kindern nachwinkten flammte Freude in meiner Brust auf. Gedankenverloren starrte ich nach draußen. "Draco komm ins Bett. Ich kann sonst nicht schlafen", bat mich Melody. Lächelnd legte ich mich neben sie und umfasste ihren Oberkörper. Wenige Minuten später hörte ich bereits ihr ruhiges Atmen. Wie sehr ich sie doch liebte. Kurze Zeit später schlief auch ich ein. Geweckt wurden wir, weil die Sonne hell ins Zimmer fiel und uns an der Nasenspitze kitzelte. Niesend schlug ich die Augen auf. Neben mir setzte sich Melody auf und grinste mich an. "Morgen, Schatz", lachte sie. Ich musste ebenfalls lächeln, als sie mir einen Kuss aufdrückte. "Was möchtest du heute machen?", fragte ich. Sie zuckte nur die Schultern. "Schwimmen gehen?", schlug sie vor. Ich stimmte ihr begeistert zu. Bei der Vorstellung von ihr im Bikini fing meine Fantasie an auf Hochtouren zu arbeiten. Was? Wundert ihr euch, wieso wir Zauberer wie normale Muggel schwimmen gehen? Auch wir machen was aus unserer Freizeit! Und im Grunde sind wir Zauberer ja auch die bessere Version von diesen dummen einfältigen Muggeln. Melody zog ihren Zauberstab aus der Tasche und öffnete mit ihm vom Bett aus ihre magisch vergrößerte Tasche. Alle möglichen Gegenstände flogen aus dem Koffer und dem Zimmer in die Tasche. Grinsend sah ich ihr zu, wie sie neben Handtüchern und einer Picknickdecke auch ein paar Scherzartikel einpackte, um ein paar Muggel zu erschrecken. Zum Beispiel meinen Favoriten, den tragbaren Wespenschwarm, den man mit einem einfachen Zauber freilassen und wieder einfangen konnte. Wir zogen uns um und rutschten über das Treppengeländer zusammen nach unten. In der Küche stellten wir die Tasche ab und ich wies ein paar Hauselfen an, uns etwas Essen einzupacken. Dann zog ich Melody raus. Suchend blickte ich mich nach meinem Vater um. Ich musste ihm immer Bescheid geben, wenn ich das Haus verließ. Doch wir fanden ihn nicht. Nicht im Schlafzimmer meiner Eltern, nicht in der Bibliothek und auch nicht im Wohnzimmer. Als einziges, wo ich mir noch vorstellen konnte, wo er sich aufhielt, blieb nur noch sein Arbeitszimmer. Also klopfte ich höflich an und wartete. Doch niemand antwortete. Eigentlich war es mir verboten, das Zimmer zu betreten. Aber ich musste jetzt einfach wissen, was mein Vater in diesem Zimmer vor mir verbarg. Also zog ich meinen Zauberstab. "Alohomora", zischte ich. Die Tür sprang auf. Vorsichtig setzte ich einen Fuß hinein. Melody presste sich dicht an mich. Ganz langsam betrat ich den verbotenen Raum. Jede Faser meines Körpers wusste, mit welcher Bestrafung ich zu rechnen hatte, wenn mein Vater uns hier erwischte. Wir sahen uns vorsichtig in dem Raum um. Überall an den Wänden hingen Zeitungsausschnitte auch aus Muggelzeitungen. Das ganze hatte ein bisschen das Ambiente von dem Muggelhorrorfilm, den ich einmal unerlaubterweise gesehen hatte. Auch auf dem Schreibtisch meines Vaters stapelten sich Ausschnitte. Ich sah sie mir genauer an. Jeder berichtete in irgendeiner Weise über den dunklen Lord. Erschreckt musste ich auch feststellen, dass viele handgeschriebene Kommentare an den Seiten hatten, die die abartigen Morde von Du-weißt-schon-wem für gut hießen. Aber etwas anderes fesselte meine Aufmerksamkeit noch mehr als diese Entdeckung: Neben den Ausschnitten lag ein Bild von Melody. Darunter das Kussfoto von ihr und mir. Ich nahm Melodys Bild in die Hand. Am Rand erkannte ich auch eine kleine Schrift. Ich ging mit dem Gesicht näher ran, um die kleinen Buchstaben besser entziffern zu können. "Muss eliminiert werden", las ich. Plötzlich fiel ein Schatten auf uns. Voller Entsetzen erkannte ich meinen Vater in der Tür stehen. In ohnmächtiger Wut richtete er den Zauberstab auf uns. "CRUCIO!", schrie er.

Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt