Der andere Black

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Dieses Kapitel geht mit freundlicher Widmung an aimeeeule, die immer die erste ist, die die neuen Teile liest. Danke für deine Treue gegenüber dieser Geschichte :)


Melody:

"LASST IHN IN RUHE!", brüllte ich. Erstaunen auf beiden Seiten. Einerseits Draco, der wahrscheinlich nicht wusste, was hier vorging, und auf der anderen Seite die Sechstklässler, die mich noch nie so wütend gesehen hatten. Doch wenn es um Draco ging, dann kannte ich kein Erbarmen. Ich zog meinen Zauberstab. Ein unausgesprochener Zauber ließ den Schnee neben den Sechstklässlern explodieren. Als sich das feine Gestöber wieder gelegt hatte, standen plötzlich nur noch zwei gryffindors vor mir. Wo die anderen vier waren merkte ich, als mir die Arme schmerzhaft auf den Rücken gedreht und der Zauberstab meiner Hand entwunden und achtlos in den Schnee geworfen wurde. Neben den zweien, die mich festhielten, standen zwei Andere, die Draco die Hände auf den Rücken hielten. "Das könnt ihr nicht mit einem Malfoy machen!", schrie er. "Mein Vater wird davon erfahren! ". Doch die Gryffindors lachten nur. "Dein Vater wird von gar nichts erfahren, wenn du nichts mehr sagen kannst", sagte einer. Seine Stimme war leise aber bedrohlich. Dann schlug er Draco ins Gesicht. So heftig, dass Blut von seiner Nase auf den weißen Schnee tropfte. Ich schrie verzweifelt auf und wand mich in den Armen der Sechstklässler, doch ihr schraubstockartiger Griff um meine Arme wurde nur noch fester. Was sollte ich nur tun? Sicher, ich hätte mich in eine Eule verwandeln können, aber es hätte mir nichts gebracht außer, dass die ganze Schule von meiner Animagi-Kraft erfahren hätte. Wieder bekam Draco einen Schlag ab. Der sechste von ihnen vergriff sich nun an mir. Es war der, der beim Essen neben mir gesessen hatte. Er gab mir eine so heftige Ohrfeige, dass ich ein heftiges Rauschen im Ohr spürte. Doch ich hatte weiterhin nur Augen für Draco. Wieder ein Schlag. Diesmal bei uns beiden. "Schau mich gefälligst an!", brüllte der Junge der mich schlug. Er packte mich an der silber-grünen Slytherinkrawatte und zog sie mit einem Ruck weg. Langsam begann er damit, den ersten Knopf meiner Bluse zu öffnen. Dann den zweiten. Fassungslos entsetzt starrte ich ihn an. Seine Hände machten sich am dritten Knopf zu schaffen. Wenn er so weiter machte würde ich nur in Unterwäsche im Schnee stehen. "NIMM DEINE DRECKIGEN HÄNDE WEG DU SCHEIß BASTARD!", schrie ich aus Leibeskräften. Bis auf eine schallende Ohrfeige brachte mir das jedoch nichts. Der dritte Knopf war offen. Man sah bereits zu viel von meinem Dekolleté. Und ich tat etwas, was ich mir nie zu träumen gewagt hätte: Ich rief jemanden zu Hilfe. "NATHANIEL! NATHANIEL!", brüllte ich. Keine Antwort. Der vierte Knopf. Noch ein letzter verzweifelter Versuch, meine Würde zu retten kam mir ungewollt über die Lippen: "DAD! HILFE!". Wieder keine Antwort. Wieder nur ein weiterer Schlag. "Sei endlich still du Schlampe!", knurrte er. Dann weiteten sich seine Augen überrascht. Er öffnete den Mund und griff sich an den Hals. Nur ein leises Röcheln entfuhr ihm. "Nenn meine Tochter nie wieder Schlampe!", hörte ich jemanden brüllen. Hinter ihm stand ein hochgewachsener Mann. Er sah abgemagert aus, sein Haar hing ihm wild in die Stirn. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht ging er mit dem Zauberstab hoch erhoben auf uns zu. Die Ähnlichkeit zu seinem Bruder war verblüffend. Das Selbe wunderhübsche Gesicht wie bei Nathaniel nur, dass es bei Sirius durch die Schreckensjahre in Askaban schrecklich entstellt wurde. Die Sechstklässler wichen erschrocken zurück. Natürlich, schließlich hatte die Nachricht vom gefährlichen Massenmörder Sirius Black bereits die Runde gemacht. Der Sechstklässler, den Sirius gewürgt hatte, kroch nun auf allen vieren zu den Anderen. Doch mit einem Schlenker des Zauberstabs holte Sirius ihn wieder zu sich. "Du bleibst hier, Freundchen! Vergreif dich noch ein Mal an meiner Tochter und du hast ein Problem! Und wenn ich noch einmal mitbekomme, wie ihr jemanden wehtut, dann könnt ihr euch alle auf was gefasst machen!", knurrte er und packte dabei den armen Jungen am Kragen. "Verstanden?", rief er den Anderen zu. Ein zittriges "J-j-ja", kam von den sonst so starken Schlägern. Und während die Sechstklässler ins Schloss flüchteten, kam Sirius zu mir gelaufen und nahm mich fest in die Arme. Zum ersten Mal hielt mich mein leiblicher Vater im Arm. Schluchzend lehnte ich mich gegen ihn. Er strich mir tröstend und beruhigend übers Haar. "Shhhhht shhhhht. Alles gut, Melly. Alles gut", sprach er beruhigend auf mich ein. "Warum hast du das damals getan?", schniefte ich. "Ich war das nicht Melly. Ich wurde reingelegt. Ich kann dir alles in Ruhe erklären, aber nicht hier. Wo können wir hin wo wir sicher sind?", fragte er an Draco gewandt. Er hatte wohl sofort gemerkt, dass Draco zu mir gehörte. Doch der wich nur mit angstgeweiteten Augen zurück. "S-si-Sirius B-b-b-black!", stotterte er. Dann rannte er kreischend weg. So ein Feigling. "Draco!", schrie ich ihm nach. Doch er war schon längst im Schneetreiben verschwunden. Hilfesuchend sah ich zu Sirius. Doch er war verschwunden. An seiner Stelle stand da ein großer schwarzer Hund. Main Vater der Animagus? Der Hund sah mich mit treuherzigem Blick an. Etwas schelmisches lag darin. Ich musste lachen und nahm meine Eulenform an. Der Hund schnappte übermütig nach mir, doch ich flog außerhalb seiner Reichweite. Es war, so bemerkte ich, das erste Mal, dass ich mit jemanden aus meiner Familie Spaß haben konnte. Sirius saß nun ganz brav da und sah mir zu, wie ich immer weiter um seinen Kopf flatterte. Dann lief er über die verschneite Wiese in den verbotenen Wald. Ich folgte ihm. Erst als wir mehrere hundert Meter tief im Wald verschwunden waren und man uns nicht mehr sehen konnte, verwandelten wir uns zurück. Ich fiel aus der Luft und landete elegant vor Sirius. Ich wusste nicht, ob wir hier wirklich sicher sein würden. Vor allem um meinen Vater war ich besorgt. Schließlich wurde er noch immer gesucht. Wir mussten einen Platz finden, wo wir in aller Ruhe reden konnten. Beziehungsweise sollte er reden und mir einiges erklären. Angestrengt dachte ich nach. Mein altes Zimmer! Aber dort war auch Nathaniel. Ob er Sirius wohl gut gesinnt sein würde? "Dad? Möchtest du Nathaniel auch gerne sehen? Ich glaube, ihm kannst du auch erklären, was damals wirklich passiert ist", schlug ich vor. Du kannst wirklich schnell verzeihen. Warum? Dein "Vater" hat dich zwölf Jahre allein gelassen, weil er ja unbedingt diese Muggel umbringen musste! Er hat gesagt, er war es nicht! Du bist so dumm, dass selbst ein Hufflepuff mehr Hirn hat als du! Sei nicht so gemein! Bitte, es ist deine Entscheidung. Ganz genau. "Okay, Sirius. Verwandele dich besser wieder in einen Hund. Es fällt halt doch ziemlich auf, wenn ich mit einem gesuchten Massenmörder den Raum betrete", wies ich ihn an. Ohne mit der Wimper zu zucken, nahm er die Animagi-Gestalt an. Mit ihm im Schlepptau marschierte ich durch Hogwarts. In meinem Zimmer angekommen, fanden wir Nathaniel auf dem Bett liegend vor, mit einem dicken Wälzer in der Hand und ins Lesen vertieft. "Hey Melody", begrüßte er mich, ohne den Blick vom Buch zu heben. "Hey Nathaniel", antwortete ich. Wie fing man so ein Gespräch am besten an? "Hallo, Nate", hörte ich Sirius leise Stimme hinter mir. Entsetzt sah ich ihn an. Er sollte sich doch erst verwandeln, wenn wir sicher waren, dass mein Onkel nicht gleich auf ihn losstürmen würde. Da endlich hob Nathaniel Black den Blick und sah seinem Bruder ungläubig in die Augen. Die Geschwister schienen sich mit Blicken geradezu zu verschlingen. Doch dann verhärtete sich Nathaniels Gesicht und sein Lächeln, das sich in den Sekunden des Wiedersehens mit seinem Bruder auf seine Lippen gestohlen hatte, erstarb. Mit erhobenem Zauberstab ging er bedrohlich auf Sirius los. Der stand wehrlos an der Wand und bot ein Bild des Jammers. Ich ging zwischen die Beiden. Sah Nathaniel nicht, dass Sirius ihn flehend anstarrte, aber sich nicht wehrte? Die Beiden mussten wirklich dringend ein Gespräch führen. Ich trat zwischen die Brüder. "Nathaniel, es reicht!", warnte ich ihn. Er starrte mich ungläubig an. "Melly, ist schon gut. Er hat allen Grund, mich zu hassen", beruhigte mich Sirius. Nathaniel richtete den Zauberstab erneut auf das Gesicht meines Vaters. Ich riss ihm den Stock aus der Hand und fuhr ihn an: "Lass ihn erst mal erklären! Ihr setzt euch jetzt beide hin und Sirius erklärt dir alles. Und wehe, ihr sprecht irgendeinen Zauber aus! Dann belege ich euch beide mit dem Popelfluch und glaubt mir, den beherrsche ich!", drohte ich und sah beiden fest mit bösem Blick in die Augen. Widerstrebend setzten sich die Brüder nebeneinander auf das Bett. Ich warf ihnen noch einen letzten warnenden Blick zu und marschierte dann aus dem Raum.


Eisprinz sucht Eisprinzessin (Draco Malfoy Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt