Tungliđ
Ich setzte mich auf die Bettkante und schloss die Augen. Normalerweise würde ich an Tagen wie diesen weinen, bis ich keine mehr aus der Reserve locken konnte. So viele Jahre. Unzählige Tage. Lange Minuten, die kein Ende haben mochten. So lebte ich, jahrelang. Wie lange würde ich das noch durchhalten müssen? Jeden Tag bewacht werden, jeden Tag Demütigung. Es war die reinste Folter. Ich fühlte mich wie ein Tier, denn es war kein normaler Raum, wo ich gefangen gehalten wurde. Der Raum bestand aus vier Wänden. Fast, denn statt einer vierten gab es Gitterstäbe. Jeder konnte reinsehen wie er wollte, als ob ich eine Zirkusattraktion wäre. Ich presste die Lippen zusammen, damit ich nicht aufschluchzte als ich an den ganzen Hohn und Spott dachte. Es knarrte, die Gittertür wurde geöffnet und ich riss blitzartig den Kopf hoch, aber es war nur ein Diener, der das widerliche, übrig gebliebende Essen vorbeibrachte. Genauso gut hätten es die Liflons, die an Schweine erinnerten, essen können. Ich würde davon nichts anrühren, solange nicht die Gefahr bestand zu verhungern. Der Angestellte ging, ohne die Miene zu verziehen oder mich zu beachten. Ich legte mich aufs Bett und starrte missmutig die Wand an, die nicht mit Eisenstangen bestückt war. Dann quietschte die Tür wieder, aber dieses Mal war es kein Diener oder Wache, sondern einen, den ich selbst in Gefangenschaft nicht gebeten hätte herzukommen. Es war Nandin, der König Neptuns. Kalt, voller Hass und Finsternis. Oh nein, ich würde mit ihm noch nicht einmal zusammen essen oder sterben!
,,Tungliđ! Bald 10 Jahre Gast, Glückwunsch!“, sagte er spöttisch und sah mich mit gerunzelter Stirn an. Ich reagierte nicht, das war die beste Entscheidung, die man treffen konnte.
Er ging auf mich zu und packte mich rücksichtslos an den Schultern, so dass ich keine andere Wahl hatte, außer ihn anzusehen. Er zog mich hoch, ich musste stehen.
,,Hat es dir die Sprache verschlagen oder was?! Hast du in 10 Jahren das Sprechen verlernt?! Nein, ganz sicher nicht!“, rief Nandin zornig. Dann schubste er mich weg, dass ich hart auf dem Bett aufkam. ,,Das ist so typisch Mondfeen! Immer nett, fröhlich und hilfsbereit. Aber wenn es hart auf hart kommt, sind sie ein Glympho!“, er lachte kurz auf. ,, Da sind ja selbst die Sonnenfeen mit ihrem Hirn für Mode und ihrer Zickerei angenehmer!“
Das war zu viel. Das verletzte mich, das verletzte meine Freunde Und genau darauf hatte er es abgesehen.
,,Wir sind wenigstens nicht so kaltherzig und dumm wie die Neptuaner!», fauchte ich. Meine grauen Augen funkelten vor Zorn. Ein fieses, breites Grinsen breitete sich auf seinem hässlichen Gesicht aus.
,,Oh, kaltherzig... Ja, das ist ein schönes Wort! Und ich bin stolz darauf, so zu sein, aber... dumm passt nicht so. Eher schlau, denn wenn Neptuaner dumm wären, wüssten wir auch nichts von einer gewissen Luna“, sagte Nandin gehässig.
Ich zog scharf die Luft ein. ,,Woher wissen Sie das?!“, flüsterte ich panisch. ,,Ach, hab ich der hochachtigen Königin Tungliđ noch gar nichts von Gedankenlesen erzählt? Ich dachte, ihr könnt das auch!“
Seine Augen blitzten schelmisch. Ich war nur reine Unterhaltung, dass konnte man ihm ansehen. Bestimmt wollte er den Dienern eine Auszeit geben und besuchte dann mich.Bloß keine Schwäche zeigen
Er warf seinen dunkelblauen Mantel zurück und verließ die Zelle. ,,Was man mit deiner Tochter alles spielen könnte!“
Bloß keine Schwäche zeigen
,,Wer ist Luna?“, fragte ich unschuldig. Er wandte sich nochmal um und durchbohrte mich mit eisigem Blick. ,,Tungliđ“, meinte er abwertend. ,,Sie sollten die Zeit ohne mich dazu nutzen, die Schauspielerei zu üben“ Sein Grinsen wurde mit jedem Wort breiter und ich hatte ungeheuere Lust, es ihm aus dem Gesicht zu schlagen, genauso wie alles an ihm. ,,Das können sie nicht machen!“, flüsterte ich panisch.
Er sah mich mit seinen dunkelblauen Augen an. ,,Oh doch, dass kann ich“, flüsterte er zurück. ,,Und ich kann dir garantieren: Meine Spiele, meine Regeln“
,,Und ich bevorzuge es, wenn mich Gefang- Gäste mich duzen!“ Dann ging er endgültig weg.~•~
Luna
Ich blinzelte ins helle Morgenlicht. Nach einer Minute Gewöhnungszeit und wo-bin-ich-nochmal-Denken räkelte ich mich. Eine weitere Minute verstrich, als ich über meine Mutter und den blöden Helfer ohne Namen nachdachte und noch eine weitere, als ich mich fragte, warum ich das alles tat. Plötzlich kam Shiny ohne Vorwarnung hereingeflogen.
,,Morgen Luna!“, rief sie, gähnte und flog zu der Schüssel auf dem silbernen Schreibtisch. ,,Und? Wie war Mister Oberschlau?“ Sie nahm sich eine komisch aussehende Frucht und guckte mich neugierig an.,,Er ist mega kacke! So arrogant wie er sind noch nichtmal die angesagtesten Jungs an meiner Schule!», beschwerte ich mich. Shiny nickte. ,,Hast du Lust auf Essen?“, fragte sie mich. Mir fiel wieder der Beutel ein mit Taschenmesser, Traumkette und vor allem Essen. Ich räusperte mich. ,,Kommt drauf an...“, sagte ich zögernd. Entrüstet guckte mich die kleine Fee an. ,,Jetzt bin ich schonmal in Leffisoon und die Luna will nichts essen!“
,,Naja, mein Vater hat gemeint, dass das Essen hier ein bisschen... gewöhnungsbedürftig sind“
,,Wenn du meinst, du weißt nicht, was dir entgeht!“ Spielerisch verschränkte sie die Arme vor der Brust und schmollte. ,,Nein, kein Problem! Da hast du Recht. Ich will ja nicht, dass du dein Himmelbett vollkotzt!“
Auf diese Antwort bekam sie ein Kissen ins Gesicht. Shiny prallte mit voller Wucht auf das gepolsterte Sofa, denn das Kissen war mindestens doppelt so groß war wie sie. Der kleine Leuchtling sah mich mit vernichtendem Blick an. Kurz darauf prusteten wir los. Ich vernahm ein Klopfen an der Tür und ein Kopf lugte herein, bevor die Person vollständig in den Raum trat.Es war der Helfer ohne Namen. Juhu, hab ihn vermisst! ,,Ich wollte nochmal bei der ungezogenen Prinzessin vorbeischauen“, sagte er verschmitzt. Ich sah ihn entnervt an. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich schon längst auf der ganzen Welt berühmt.
,,Ungezogen kannst du mich gerne nennen, das ist mir egal, aber sag noch einmal Prinzessin, und du bist so gut wie tot!“, zischte ich. ,,Dann hab ich wohl auch noch keck, schlau und fies vergessen“
,,Danke, Autogramme gibts später!“, sagte ich trocken. ,,Ich habe eigentlich angeklopft, weil das Frühstück wartet. An eurer Stelle würde ich das Kleid mit den Rüschen und Monden anziehen“, sagte er und ich wusste, dass er das allerhässlichste meinte, dass ich je gesehen hatte.
,,Ich werde hier nicht essen“, sagte ich hochnäsig. Er grinste. ,,Nein, ich meine es nicht ernst. Aber was willst du sonst essen? Wenn Prinzessin will, bekommt sie es auch aufs Zimmer“, entgegnete er und sprach den letzten Satz zähneknirschend aus.
,,Das wär doch eine Idee!“, sagte ich übertrieben enthusiastisch. ,,Gut!“, rief er laut. ,,Gut!"“ wiederholte ich. ,,Dann kannst du dich ja jetzt von hier weg urinieren“, legte ich fest, stand vom Bett auf, ging auf ihn zu und schob ihm aus dem Zimmer. ,,Auf ein fröhliches Miteinander!“, schrie ich und knallte die Tür zu.____________________________________________________
Alice in the House :D
Das Kapitel widme ich dannberg24 , ich liebe dich Lehrerkind❤
Rechtschreib- und Grammatikfehler inklusive und an alle, die jetzt keine Ferien haben: Ich fühl mit euch, begnüge mich aber mit Endlos-Ausschlafen und 'ner Menge Süßigkeiten
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Die Unsterblichkeit des Universums | MONDREIHE | PAUSIERT
Fantasy»Ein Mädchen wird in eine komplett andere Welten katapultiert - freiwillig und eher unfreiwillig. Denn Vorteile hat diese auf jeden Fall: Eine Krone - mehr oder weniger, eine neue beste Freundin, echt coole Feenflügel. Das Kleingedruckte: Jede Menge...