Jack lag dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Blass, die Augen geschlossen und mit verfilzten Haar. Er musste hier schon länger sein. Ich ließ Shiny und Life eintreten. Letzteren ließ ich nicht aus den Augen, denn seine Reaktion wollte ich nicht verpassen. Er ließ sich nichts anmerken, aber ich hörte, wie sein Atem sich verschnellerte und ich meinte, auch feine Schweißtropfen auf seiner Stirn zu sehen. Er trat näher an das Bett heran und legte seine Hand an eine blau aussehende Ader an Jack's Hals.
Daran hatte ich nicht gedacht.
Life hob seinen Kopf, das Gesicht aschfahl. ,,Er lebt wirklich!", flüsterte er ungläubig. ,,Was du nicht sagst", kommentierte ich und man konnte den Sarkasmus eindeutig heraus hören. Schlechte Laune, oh oh. Ich deutete auf die Schüssel. ,,Außerdem ist der Brei weg" Jetzt trat auch ich an das Bett. ,,Jack? Aufwachen!" Keine Reaktion.
Ich stöhnte genervt auf. ,,Ich weiß, du tust nur so. Damit du deinen Erklärungen und unseren Fragen ausweichen kannst, vermute ich", setzte ich hinzu und stupste den alten Feen-Mann an.
Ich hatte mich nicht getäuscht! ,,Jack!", rief ich mahnend. ,,Ey Jack du altes Haus!", kreischte Shiny. ,,Meine Fee, hast uns ja ganz schön im Stich gelassen. So etwas macht man nicht, immerhin lebst du!"
Jetzt musste Shiny einfach aufwachen, allein schon wegen dem Rumgekreische meiner besten Freundin. ,,Weißt du, Life ubd Luna sind jetzt fest in einer Beziehung. Ich musste die ganze Zeit verkuppeln, war echt anstrengend. Life hat über Luna nachgedacht und Luna über Life. War echt schwierig die beiden zusammen zu kriegen. Ein Glück, dass bei der letzten Frage -" ,,Was soll das denn heißen?!", fragte ich empört. ,,-und dann waren die endgültig ein Paar. Ach weißt du eigentlich-"
,,Stopp! Ich lebe!" Shiny grinste. ,,Geht doch", meinte sie zufrieden. Forschend sah ich Jack an.
,,Nun, du hast uns einiges zu erklären, Jack", sagte Life misstrauisch.
Er seufzte. ,,Ja, das stimmt" Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. ,,Also?", fragte ich ungeduldig. Er seufzte erneut. ,,Holt euch lieber Stühle, es wird wohl länger dauern wenn man eure Fragen beantworten muss. Los, kommt schon!", sagte er.
Life und ich verließen das Zimmer und machten uns auf den Weg zur Küche, der einzige Raum, in dem Stühle standen. ,,Was glaubst du, wird er uns erzählen?", fragte Life neben mir auf einmal. Ich hielt für einen kurzen Moment inne. Es überraschte mich, diese Frage ausgerechnet von Life gestellt zu bekommen. Schließlich war er Life, der immer eine Erklärung parat hatte. Aber jetzt sah er gar nicht so aus, eher wie ein kleines Kind, dass verloren und still nach seiner Mutter suchte. ,,Lass dich einfach überraschen und, bitte, bring ihn nicht gleich um", bat ich, lächelte und nahm den erstbesten Holzstuhl zur Hand. Dann schleppte ich ihn in das Gästezimmer, ohne auf Life große Rücksicht zu nehmen. ,,Und?", fragte Life mürrisch, als er neben mir Platz nahm und sah Jack fordernd an. ,,Bringt mir doch bitte vorher einen Tee, dann kann ich besser erzählen", bat er.
Ein kurzer Seitenblick zu Jack genügte, um zu wissen, dass er nicht in der Lage war einen Tee zu kochen. Das hieß wohl, dass ich das machen musste. Knurrend stand ich auf und ging mit schnellen Schritten zurück in die Küche. Warum musste Life sich immer so provozieren lassen? Okay, er war Halbneptuaner, es lag ihm im Blut. Warum musste Jack so provozieren? Dann hätte Life nicht die Hände zu Fäusten geballt und mir auf eine indirekte Weise signalisiert, dass er genug damit zu tun hatte, Jack nicht an die Gurgel zu springen. ,,Warum muss er sich so provozieren lassen?", sprach ich meine Gedanken leise aus und setzte Old-School-mäßig einen Messingkochtopf auf den Herd. Er ähnelte einem Gasherd, denn hier gab es keine Wasserkocher oder sonstiges elektronisches Zeug.
Währenddessen suchte ich nach der Dose mit den Teekräutern, die ich erst fand, als das Wasser überlief. Mit einer heißen Teetasse und ein paar Verbrennungen an den Armen kehrte ich also leise fluchend zurück zu den anderen.
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Die Unsterblichkeit des Universums | MONDREIHE | PAUSIERT
Fantasi»Ein Mädchen wird in eine komplett andere Welten katapultiert - freiwillig und eher unfreiwillig. Denn Vorteile hat diese auf jeden Fall: Eine Krone - mehr oder weniger, eine neue beste Freundin, echt coole Feenflügel. Das Kleingedruckte: Jede Menge...