,,Shiny!", brüllte ich genervt und raufte mir die Haare. ,,Was?", fragte die kleine Fee trotzig. ,,Hast du meine Kette gesehen?" Sie schüttelte den Kopf.
Ganz toll.
Empört schnappte ich nach Luft. ,,Du sitzt drauf du Genie!", rief ich und schubste Shiny eiskalt von dem kleinen Nachttischchen. Sie schrie kurz überrascht auf und flatterte mit ihren kleinen Flügeln, um sich selbst vor einem harten Aufprall zu bewahren. ,,Das war gemein!", meinte Shiny beleidigt. ,,Ach, aber du bist das sozialste Wesen der Welt oder was?", fragte ich sarkastisch und schnappte mir die Kette.
Letzte Nacht hatte meine Mutter mich nochmal besucht, nicht nur um meine Entscheidung zu erfahren, sondern sie sagte mir auch, dass sie etwas wichtiges vergessen hatte: Der kleine Anhänger der Kette beinhaltete unfassbar starke Magie, die jeden töten, aber auch jeden heilen konnte. Beides aber nur einmal und genau das machte mir Angst. Was war, wenn ich es möglicherweise falsch machte oder unnötig einsetzte?
★⭐︎
Mein Beutel war gefüllt mit Schokolade, der Kette, meinem Taschenmesser und mit einem kleinen Taschenbuch von Shiny: Mond- und Sternenmagie für Glymphos, was nicht dazu führte, dass ich mich besser fühlte. Die kleine Mondfee hatte sich seit einer Stunde in der Küche eingeschlossen und plünderte den Kühlschrank. Es wunderte mich, dass sie noch durch die Luft fliegen konnte und nicht abstürzte.
,,Willst du das wirklich machen?", fragte Dad plötzlich neben mir. ,,Ich kann das doch auch machen", fügte er etwas hilflos hinzu. ,,Dad", sagte ich lächelnd und seufzte. ,,Ich werd das schon hinkriegen"
Dann nahm er mich in den Arm. ,,Ich bin stolz auf dich Luna" Ich nickte langsam und löste mich aus der Umarmung.
,,Ja, dann lass uns mal loslegen!", rief ich übertrieben enthusiastisch und blickte auf den schimmernden See. Er würde mich angeblich auf den Mond ,beamen', da - so Shiny - alle Krater Tore zu Leffisoon waren, der Hauptstadt des Mondes. Wir standen auf einem großen Felsen, da ich herunterspringen musste, wobei ich echt Panik hatte. Ich hoffte einfach, dass das Wasser tief genug war.
Punkt Mitternacht würde ich aufbrechen, wobei mir das alles ein bisschen zu klischeehaft war.
Andere Welt, Punkt Mitternacht, abgefahrene Tante und ein gefangenes Familienmitglied, machte das doch ziemlich klischeehaft, oder?
Nur noch ein paar Sekunden bis ich eine andere Welt betrat. Dad steckte sein Handy in die Tasche. ,,Es ist Punkt Mitternacht" Dad schien kurz vor den Tränen.
Ich war keine Person, die oft weinte, aber ich war total unsicher und das vor allem jetzt. Wollte ich das überhaupt? War es richtig, was ich da tat?
,,Luna!", quengelte Shiny und zog das A lang. ,,Ja, ja, ich komm ja schon!" Der Mond spiegelte sich geheimnisvoll auf der Wasseroberfläche des Sees und die großen Steinwände des Kraters warfen dunkle Schatten auf das Wasser. ,,Dann los"
Ich sprang.
Dann merkte ich, wie meine Kleidung immer schwerer wurde.
Das Letzte was ich sah und... spürte war der Mond.
★⭐︎
Wie verzaubert starrte ich auf den blauen Planeten mit den Wolken, die wie Watte um die Erde kreisten. ,,Komm jetzt!", rief Shiny ungeduldig und zerrte erfolglos an meiner Kleidung. ,,Ja...", sagte ich gedankenverloren und folgte ihr widerwillig zu einem kleineren, unscheinbaren Krater.
,,Du musst dich jetzt verwandeln", sagte sie plötzlich und sah mich erwartungsvoll an. Wahrscheinlich war ihr nicht im Klaren, dass ich das nicht konnte.
Doch, fiel mir ein. Im Traum, aber das passierte eher... unbewusst.
,,Sonst können wir uns nicht zu Leffisoon beamen", fügte sie hinzu. Etwas überfordert starrte ich sie an. Shiny seufzte.
,,Schließ die Augen und denke an Mond, Sterne, deine Vater oder alles, was dir sehr lieb ist und dir -so komisch das jetzt klingen mag- Kraft schenkt", riet mir Shiny.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich mit aller Kraft auf Dad, Erdbeereis und auch ein bisschen an meine Mutter und an Shiny. Eine Gänsehaut überzog meine Arme und ein bemerkbares Kribbeln machte sich auf meinem Rücken breit.
,,Krass", murmelte Shiny und ihre Augen waren so groß wie Ping-Pong-Bälle. Verwirrt sah ich an mir herunter und zog kurz darauf scharf die kühle Luft ein. Wallender Stoff fiel an mir herab und endete kurz vor meinen Knien. Die Farben des Kleides waren überwiegend in dunkelblau, weiß und grau gehalten und das gesamte Kleid funkelte, als hätte es eine leichte Glitzerdusche abbekommen. Es passte perfekt zu meinen wasserstoffblonden Haaren und das dunkle Blau betonte meine hellblauen Augen und die blasse Haut. Unter meinen nackten Füßen spürte ich den kalten Boden des Mondes und aus meinem Rücken ragten die riesigen Flügel aus, so als wären sie festgeklebt.
,,Okay meine Schönheit, dann lass uns mal losbeamen", rief die kleine Fee enthusiastisch zum Aufbruch auf, als sie sich wieder gefasst hatte. Sie murmelte ein paar unverständliche, fremde Worte. Plötzlich waren wir umgeben von nebelartiger Luft mit kleinen Glitzerpimenten. Es rauschte und ich hielt dem Bedürfnis, mich zu übergeben heldenhaft stand, ich verlor jegliche Orientierung und ich hatte das Gefühl, dass ich bereits den Boden unter meinen Füßen verlor. Ich schloss die Augen und dann war da nur noch... Schwärze.
★⭐︎
Ich wachte in einem Pavilion auf, nur das er mit bläulichen Gläsern und funkelnden Kristallen geschmückt war. Der Nachthimmel leuchtete wie immer über mir, allerdings fehlte mir der Mond, auch wenn ich mich gerade auf ihm befand.
Neben mir räkelte und streckte sich Shiny. ,,Warst du auch... ohnmächtig?", fragte ich sie. Shiny schüttelte grinsend den Kopf.
,,Nein, ich habe nur geschlafen. Das tat gut, nachdem ich bei dir tagsüber die ganze Zeit wach war"
Fragend blickte ich sie an.
,,Ach, bei Mo, kennst du dich nicht wenigstens ein klein bisschen aus? Auch nicht schlimm, dann erklär ich es dir eben. Bei uns ist man nachts wach, nicht tagsüber. Am hellichten Tag schläft eigentlich jeder, außer es ist Mondtagsfest, wenn bei euch der Mond auch tagsüber leuchtet. Das kann manchmal Tage dauern. Da musst du mal mitkommen und wir füllen uns zusammen mit Kuchen und Kleinfeensekt ab" Shiny kicherte leise bei der Vorstellung, was ich einfach umkommentiert ließ.
Während sie erzählte gingen wir durch edle Straßen und enge Gassen und ich wunderte mich trotz Shinys Erläuterung über die wenigen Mondfeen auf der Straße, die mich freundlich ansahen und sich mit einem Lächeln bei mir vorbeischoben. Die Stadt war wunderschön.
Mit außergewöhnlichen Blumen am Wegesrand und Häusern in Mond und Sternenform. Andere Häuser glichen aber auch denen aus der Menschenwelt. Immer wieder musste ich stehen bleiben, um einzelne Gebäude zu bewundern oder mir eine der mir fremdartigen Blumen zu pflücken. Die meisten Häuser waren nachtblau gestrichen mit nahezu echten Sternen, die mich allerdings ein wenig an billige LED's erinnerten.
Aber ein ,Haus' hob sich von allen anderen ab, denn es war viel größer, edler, magischer und um einiges schöner als alle anderen: Der Palast.
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Die Unsterblichkeit des Universums | MONDREIHE | PAUSIERT
Fantasia»Ein Mädchen wird in eine komplett andere Welten katapultiert - freiwillig und eher unfreiwillig. Denn Vorteile hat diese auf jeden Fall: Eine Krone - mehr oder weniger, eine neue beste Freundin, echt coole Feenflügel. Das Kleingedruckte: Jede Menge...