~•~Mitternachtsromanze und Komplikationen~•~

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Überall zierten Monde und Sterne den nachtschwarzen Himmel. In den nächsten hundert Jahren würde das hier mit Garantie keine Menschenseele sehen, außer ich. Aber ich war ja auch nur halb Mensch. ,,Die Sonne erreicht nicht jeden Mond mit ihren Strahlen, deswegen leuchten sie mit Magie", erklärte Life. Immer noch völlig fasziniert versuchte ich mir jedes Detail des Mond- und Sternenübersäten Himmel einzuprägen.

Wie sie leuchteten, wo sie lagen, wie groß sie waren.

,,Es ist wunderschön", flüsterte ich. Immer und immer wieder, weil ich es einfach nicht glauben konnte. ,,Es ist mehr als das", fügte ich nach einer Weile hinzu. Ich wandte mich vom Nachthimmel ab und blickte Life an. Ich schaute ihm direkt in die Augen. Etwas erschrocken über die kurze Entfernung schnappte ich nach Luft. ,,Es gibt drei Überraschungen", sagte er nach einer Ewigkeit, in der wir uns einfach nur in die Augen gestarrt hatten. ,,Aber es waren doch nur zwei", meinte ich. ,,Richtig", antwortete er leise. ,,Ist die dritte Überraschung auch ein Moment?", fragte ich. Mein Blick huschte zu seinen Lippen und wieder zurück zu seinen Augen. Seine Pupillen waren so groß und das Blau von seinen Augen leuchteten. ,,Ja", flüsterte er. Ich rückte näher zu ihm und als hätte er den gleichen Gedanken gehabt, kam auch er mir näher. ,,Du weißt nicht wie unfassbar nervös ich gerade bin", lachte er leise. ,,Dann lass es uns ändern", riet ich ihm.

Er beugte sich vor und seine Lippen berührten meine.

Life nahm mein Gesicht in seine Hände und ich spürte, wie sein Daumen sanft über meine Wange strich. Ich schloss die Augen und genoss den Moment, der sich hinterher viel zu kurz anfühlte.

 Ich legte meine Hände um seinen Nacken, als ich merkte, wie seine Zunge um Einlass bat und wagte es meinen Mund leicht zu öffnen. Das war mein erster Kuss und unter einem Kuss hatte ich mir immer vorgestellt, wie mich der Junge meiner Träume küsste – klar, aber nicht mit Zunge, mit weniger Leidenschaft, aber in diesem Moment war der lang erträumte Moment mehr als nur perfekt und ich merkte, wie Life in den Kuss hineinlächelte als er bemerkte dass ich ihm keine scheuerte. 

Ich lächelte auch. Und wie. Andere würden es glaube ich als ,Schmetterlinge im Bauch'  bezeichnen, aber ich fühlte mich so als ob ich kotzen müsste, nichts für Ungut. Aber es wirkte sich nicht auf den Kuss aus, was sehr gut war. Lifes Hände wanderten zu meiner Taille. Langsam entfernten sich unsere Gesichter wieder voneinander, aber seine Hände umschlangen weiterhin meine Hüfte.

 In seinen Augen spiegelte sich leicht der Sternenhimmel und ich bildete mir ein, wie ich eine ganz schnelle und helle Bewegung in meinen Augenwinkel wahr nahm. Ich lächelte leicht. ,,Das war die beste Überraschung und der beste Kuss, den ich wohl jemals gehabt hatte", flüsterte ich.

 Er grinste leicht und ein paar Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Seelig lächelnd spielte ich mit einer von ihnen und zwirbelte sie zwischen meinen Fingern. ,,Du küsst auch nicht schlecht", meinte er. ,,Idiot", murmelte ich nach einer Weile. Seine Mundwinkel zuckten. ,,Dein Idiot, wenn ich bitten darf" Ich ließ von seinen Haaren ab. ,,Ich habe vorhin eine Sternschnuppe gesehen", sagte ich. ,,Dann wünsch dir was, Luna", wisperte er, während er mir meine Haare, die mir etwas ins Gesicht fielen, zurückstrich. ,,Weißt du, wenn man nicht auf der Erde ist, gehen die meisten Wünsche in Erfüllung. Auf deinem Planeten wurden die Wünsche seit Mitte des Mittelalters nicht mehr so wert geschätzt, wie sie es sollten und das hatte seine Folgen. Nur noch wahre Herzenswünsche werden erhört. Aber sag es laut, sonst bringt es nichts, ich weiß das klingt komisch, weil es bei euch das Gegenteil ist, aber bitte glaub mir"

 Ich vertraute ihm. ,,Verlass mich nie. Bitte" Er lächelte. ,,Werde ich nie", versprach er.



Ich wachte auf, als irgendetwas auf mir rumkrabbelte. Das war nicht so schlimm, sondern eher Lifes Gekreische. Von wegen, dass dieses Etwas von mir runtergehen und es den Giftstachel nicht benutzen sollte. Also döste ich noch ein wenig vor mich hin.

Warte, was? Giftstachel?!

Zaghaft öffnete ich die Augen. Was für ein Tier krabbelte gerade auf mir rum?! Ich räusperte mich, bevor ich meine Stimme wieder fand. ,,Life? Erzähl mir doch bitte ein bisschen mehr von dem Tier mit dem Giftstachel", bat ich. Mein Freund machte einen überraschten Gesichtsausdruck und konzentrierte sich dann allerdings wieder auf das Krabbeltier auf meinem Arm. 

,,Okay, wenn du willst. Ist aber nicht wirklich die beste Idee, ich warne dich vor. Es ist... braun mit drei Punkten auf dem Rücken. Das Fiepen kann bei einem ausgewachsenen Tier so hoch sein, dass es Feen im Alter von zwanzig Sonnen taub macht. Der Giftstachel ist für fast jedes Geschöpf in unserem Sonnensystem tödlich", fing er an, seinen Wikipedia-Beitrag runterzuleiern. ,,Feen aus anderen Sonnensystemen sind eigentlich komplett immun gegen das Gift und das Fiepen. Die Gwenwyn benutzen es überwiegend, um sich zu verteidigen oder um Beute zu erlegen"

,,Wirklich sehr aufbauend, Life", grummelte ich dazwischen. ,,Ich kann ja nichts dafür dass das neunbeinige Vieh dich zum Anbeißen toll findet-wortwörtlich", entgegnete Life und lachte über seinen schlechten Witz. ,,Life!", warnte ich ihn. ,,Ja, okay. Aber jetzt sei bitte still, damit ich mich konzentrieren kann und das Gwenwyn von dir runterholen kann, ohne dass ich dabei selbst draufgehe"

Also hielt ich den Mund und bemerkte mit langsam aufsteigender Panik, dass dieses Gwyn-Teil immer näher meinem Hals kam.

,,Beeil dich mal mit deinem guten Zureden oder geh jetzt zu Plan B über", beschwerte ich mich. ,,Sei ruhig, bitte! Ich hab keine Ahnung wie die Viecher auf laute Beschwerden reagieren" Ich knurrte. Das erste Bein hatte wohl meinen Hals erreicht. Ich wusste nicht, wie sehr man das Verlangen nach panischem Rumgerenne beschreiben konnte.

Ich spürte das zweite Bein.

Sonderlich groß war es ja nicht wirklich...

Ich sah, wie Life seine Lippen zusammenpresste. ,,Ich schaff das", murmelte er immer wieder. ,,Nicht bewegen, Luna!", wies er mich nach dem bestimmt fünfzigsten Mal an. ,,Was hab ich denn in der letzten viertel Stunde gemacht?!", zischte ich.

Life erwiderte nichts, er war anscheinend zu besorgt um mich. Süß.

,,Okay, kannst du das Gwenwyn-Teil jetzt vielleicht von mir runternehmen?", fragte ich und pustete mir ein paar Haarstählen aus dem Gesicht. Versuchte es zumindest. ,,Luna, du hast den Tod wirklich auf dem Bauch-okay, Hals und sagst, dass ich ihn so langsam loswerden soll?", fragte er ungläubig.

,,So könnte man es eventuell auch bezeichnen", gab ich zu. ,,Sorry, not sorry. Tut mir leid. Verdammt! Sorry" Ich seufzte genervt. ,,Das waren ganz schön viele Entschuldigungen", stellte Life fest. ,,Ich entschuldige mich nicht oft, heißt also, dass du in den nächsten Jahren so etwas nicht oft zu hören bekommen wirst", sagte ich. Ich verzog leicht das Gesicht, als ich ein Krabbeln auf meiner rechten Wange spürte. 

,,Ich komm drauf zurück", entgegnete mein Freund und holte tief Luft. ,,Luna, nicht bewegen, nichts sagen. Sei... wie auf dem Weg der Wahrheit zur Statue erstarrt, okay?" Ich presste die Lippen aufeinander und mir wurde plötzlich -endlich- der Ernst dieser Lage bewusst. Der Tod krabbelte auf meinem Gesicht herum und wenn ich mich jetzt bewegte, war ich tot und noch nicht einmal ansatzweise einem Neptuaner begegnet. Ich wollte doch noch so unendlich viel machen!

,,Nicht.bewegen", flüsterte Life. Ich merkte, wie eiskalter Angstschweiß auf meinem Rücken herunter rann. Ich atmete tief durch. ,,Nicht.bewegen", wiederholte Life. Ein Kribbeln in meiner Nase. ,,Wenn sie jetzt Angst krieg – Mo behüte uns!" Ich verzog meine Nase. Es ließ sich nicht aufhalten. ,,Luna, nein!" Dann nieste ich.


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Scheiß Ende, ich weiß😂 #sorrynotsorrytutmirleidverdammtsorry

Uuuund, wie fandet ihr den ersten Kuss?😏

xxAlice

Die Unsterblichkeit des Universums | MONDREIHE | PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt