Nein, nein, nein, nein!
Wachmann, wir haben uns doch gerade so gut verstanden.
,,Plir. Aber passt bei ihr auf. Sie und ihre beiden Freunde haben zwei meiner besten Männer ausgeknockt – man beachte ihr großes Mundwerk", warnte der Wachmann.
Okay, vergiss es. Ich hasse dich, Hauptmann. Das stimmt gar nicht!
Ich musterte den legendären Nandin genauer, was schwer war, da er eine schwarze Kutte trug. Ich konnte sein Gesicht gerade so erahnen. ,,Der Wachmann ist Ihnen ja ziemlich untergeben. Mit was haben Sie ihn bestochen? Mit Schokolade? Die würde glaube ich jeder hungernde Neptuaner annehmen – und davon gibt's hier viele", rutschte es mir plötzlich heraus. Nandin lachte leise. ,,Ups", murmelte ich. ,,Nigfùr hat wohl nicht untertrieben, als er sagte dass du eine große Klappe hättest"
,,Ähm? Ich habe Sie gerade auf eine indirekte Weise beleidigt" Und das war's dann mit meinem schönen Leben. Bye, bye. Wieso denn ausgerechnet jetzt?!
Erneut lachte er. ,,Gut, genug Chaos. Ich habe mehrere Sachen, die du willst und du hast etwas, das ich um jeden Preis haben muss" Er klatschte enthusiastisch in die Hände, doch durch die Handschuhe wurde daraus nur ein dumpfes Klopfen.
,,Was an mir besonders ist, weiß ich jetzt auch nicht wirklich", murmelte ich. ,,Oh, kleine, naive Luna" Nandin tippte mit dem Zeigefinger nachdenklich sein Kinn an, bis er sich umdrehte und zu einem Steintisch ging, um sich ein Glas Wein einzuschenken. ,,Das dachte ich auch für eine lange Zeit. Jahrelang habe ich dich beobachten lassen und selbst deine engste Freundin Vanessa ist für ein bisschen lächerliches Geld sofort angesprungen. Weißt du, sie ist eine sehr zuverlässige Informationslieferantin"
Mein Herz setzte für einen Moment aus und meine Hände fingen an zu zittern. ,,Ja, ja, was macht man für ein bisschen Geld und Ruhm nicht alles macht", schmunzelte er. Nandin fand das wohl unheimlich witzig, aber ich wusste nicht, was mich mehr ausfüllte: Hass, Enttäuschung oder Trauer.
,,Was wollen Sie?", fragte ich mit bebender Stimme. ,,Hm, stimmt ja: Da war ja was. Wie sagt man bei euch Menschen nochmal? Ach ja! Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß. So ist es doch, oder?" Er trank einen Schluck aus dem Kelch. ,,Luna Moonlight... ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden mehr hassen könnte, als meinen Vater. Abee nun sieh mich an. Ich tue es. Und zwar abgrundtief. Ich hasse dich, Moonlight! Alles und jeden, was mit dir zu tun hat!", zischte er. Der Kelch aus Glas zersprang vor Wut und der Wein tropfte auf den Boden, doch Nandin machte es wohl nichts aus. ,,Seit es dich gibt, hasse ich Prophezeiungen. ICH HASSE SIE!", brüllte er. ,,Ein weiterer Stern am Nachthimmel, das ich nicht lache!" Ich zuckte zusammen. ,,Ich meine, guck dich ab! Du sollst besondere Kräfte haben? Die mich - Nandin - besiegen können?! Pff"
,,Was will ich denn noch, außer meine Mutter?"
Ich versuchte mehr von den Geischtszügen unter der Kapuze zu sehen, aber ich konnte nichts entdecken. ,,Na deinen Vater", sagte er, als sei es das Selbstverständlichste der Welt.
Mir gefror das Blut in den Adern. ,,Und natürlich deine anderen Freunde. Armes, kleines Ding. Wundert es dich etwa nicht, dass dein Vater gar nicht um dich dich gekämpft hat? Denn glaub mir, das hätte er. Dein Vater, Paps, Papa, Dad – oder wie auch immer, ich blick da nicht durch – hätte was gefaselt von wegen: Ich kann dich nicht wie deine Mutter verlieren und so weiter. Nun, er bedeutete Gefahr. Gefahr für meinen Plan, dich hier her zu geleiten und dich deiner Kräfte zu berauben. Das wäre allerdings schmerzvoller als der Tod. Vielleicht morde ich auch, nach Lust und Laune. Dafür würde ich deine Freunde und Eltern die Freiheit gewähren. Ich hasse Prophezeiungen seit deiner Geburt! Aber das wird jetzt kein Problem mehr, denn du bist hier. Um vor deinem Tod alles aufzuklären: Ich habe deinen Vater durch einen Gestaltenwandler ersetzt – einen meiner besten, um ehrlich zu sein. Dein Dad, wie du ihn nennst, befindet sich hier in meinem Palast. Keks?" Er deutete auf einen weiteren Teller, doch ich ging gar nicht erst darauf ein.
,,Sie lügen", sagte ich.
Wie sollte so etwas auch gehen?
Es gab doch keine Gestaltenwandler!
,,Luna, du machst den Eindruck, dass du mir nicht glaubst", bemerkte Nandin und schüttelte bekümmert den Kopf.
Er beugte sich zu mir herunter, sodass ich sein Gesicht sehen konnte. Schmale dunkelblaue Augen, harte Gesichtszüge und nirgends konnte man Falten erkennen. Nandin lachte wohl nicht oft. Blaue Haut und buschige Augenbrauen.
,,Warum sollte ich lügen, Liebes?", fragte er. ,,Ich habe keinen Grund dazu, da ich dich sowieso schon in der Hand habe. Warum sollte man lügen, wenn man weiß dass man gewonnen hat"
Mit jedem Wort, das seinen Mund verließ, kochte meine Wut in mir auf und auch mein Mut wuchs. ,,Nein. Man hat erst gewonnen, wenn man den Gegner am Boden sieht", sagte ich ohne jegliche Emotionen in meiner Stimme, drehte mich um und stieß die Tür so kraftvoll wie es ging auf.
,,Nein! Lasst sie nicht entkommen!", hörte ich Nandin wütend brüllen. ,,Ich brauche sie! Lebend"
Ich hetzte durch die Gänge, versuchte keine Spuren zu hinterlassen und vertraute meinem Gedächtnis, hoffte inständig, dass ich Recht hatte, wann immer ich in einen der dunklen Gänge bog. Rechts, links, gerade aus, links und dann die Mitte der drei Abzweigungen nehmen. Dieser Palast war zum Verirren wie gemacht. Mehr als einmal musste ich zurück kehren, weil der Weg doch falsch war. Mein Knopf schnellte nach links, dann nach rechts. Immer mehr Truppen näherten sich mir aus allen Richtungen.
Ich muss einen kühlen Kopf bewahren, erinnerte ich mich, auch wenn ich am liebsten irgendwo hin gerannt wäre und einsam in einer Ecke gestorben wäre. Jetzt ist logisches Denken nötig Mein Blick schweifte durch den Gang auf der Suche nach einem Ort, an dem ich mich verstecken könnte. Doch in diesem Gang war nichts. Es sei denn...
Ich lief so schnell und leise wie möglich nach rechts und sah hinter eine der Statuen. Heute hatte ich endlich auch mal Glück! Die Statue war am Sockel hohl! Schnell kroch ich hinein und kauerte mich eng zusammen.
,,Wo ist sie?!", brüllte der Hauptmann, mit dem ich schon gestern das Vergnügen hatte. ,,Ich weiß es nicht", gab ein anderer ängstlich zu. ,,Wirklich! Ich und meine Truppen haben jeden Winkel des Palastes abgesucht!" Von meinem Versteck aus sah ich, wie der Hauptmann einen großen Schritt mit seinen schweren Stiefeln machte.
,,Hyquar* ich habe als Verantwortlicher natürlich die Verpflichtung dazu, a-aber... ich h-habe eine Familie, um die ich mich sorgen muss, m-meine Frau... s-sie hat keine Arbeit u-und meine Kind–"
,,Schweig!", unterbrach ihn der Hauptmann ruhig, aber bestimmend und so angsteinflößend, sodass der Mann gegenüber von ihm erschrocken zusammenzuckte. ,,Soldat, Sie haben mit dem Wissen, was geschehen würde wenn Sie versagen, die Stelle angenommen und nun haben Sie nun einmal versagt. Auf nimmer Wiedersehen, vielleicht meint es Nis* ja gut mit Ihnen, du Livcarz*", sagte er gleichgültig. Plötzlich hoben sich die Füße des Soldaten vom Boden ab und ein Stöhnen und Ächzen hallte im langen Korridor wider. Unwillkürlich schloss ich die Augen und versuchte mich kein Stück zu bewegen.
Wer wusste schon, was sie mit mir taten, wenn sie mich entdeckten?! Ich nahm nur noch das wahr, was meine Ohren wahr nahmen. Ein dumpfer Laut verriet mir, dass der Soldat soeben seinen letzten Atemzug getan hatte. Ich hielt still und widerstand dem Drang zu weinen und mich noch mehr unter dem Sockel der Steinstatue zusammenzukauern. Schritte ertönten. Mein Herz raste und mein Hirn arbeitete. Was hatte der Hauptmann bloß mit Livcarsz gemeint? Etwas mit leben oder lieben? Life hatte so etwas doch einmal erwähnt...
,,Ich hab eine Familie"
Mir gefror das Blut in den Adern. Dieser Satz konnte nur eines bedeuten: Vor meinen Augen wurde gerade ein Neptuaner getötet, der keine Maschine war. Dieser Neptuaner musste sein gesamtes Leben seine Emotionen verstecken.
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*Hyquar – Boss
*Livcarz – Liebender - eher Schimpfwort als Kompliment, haha
*Nis – ist so wie Mo (Erschaffer/in von einem Planeten –> siehe irgendeine Stelle beim Weg der Wahrheit oder Jack, lol) nur für Neptun
Bald fertig, uff
xxAlice
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Die Unsterblichkeit des Universums | MONDREIHE | PAUSIERT
Fantasy»Ein Mädchen wird in eine komplett andere Welten katapultiert - freiwillig und eher unfreiwillig. Denn Vorteile hat diese auf jeden Fall: Eine Krone - mehr oder weniger, eine neue beste Freundin, echt coole Feenflügel. Das Kleingedruckte: Jede Menge...