Kapitel 11

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Er meldete sich den Rest des Tages nicht bei mir. Am nächsten Tag in der schule wollte ich ihn zur Rede stellen, doch er tauchte nicht auf. Also beschloss ich zu ihm zu gehen.

Nach der Schule lief ich also zu ihm, das ging schneller als mit dem Bus zu fahren. In seinem Haus schien kein Licht, aber ich konnte riechen, dass er da war. Und es war jemand bei ihm. Er hat mir erzählt, dass er alleine lebt, weil seine Eltern gestorben waren, als er noch klein war. Wer war also noch in diesem Haus.

Ich ging zur Tür, blieb davor stehen und lauschte. Ich konnte die Stimme einer Frau oder eines Mädchens erkennen. Es war die Selbe wie gestern, am Telefon.

"Du kannst nicht mehr mit ihr zusammen sein, du musst sie gehen lassen!" sagte sie.

"Warum interessiert es dich überhaupt, was ich mache?" fragte er wütend.

"Weil ich dich liebe und nur das Beste für dich will" sagte sie sanft.

"Ich liebe dich auch, aber ich kann schon auf mich aufpassen."

Ich erstarrte augenblicklich. Er liebte eine Andere und war trotzdem mit mir zusammen?!

"Sie ist hier" sagte das Mädchen plötzlich "ich lass euch allein und vertraue darauf, dass du das Richtige tust." Ich hörte, wie sie die Treppe herunter lief und zur Tür ging. Sie öffnete und ich starrte sie mit feuchten Augen an. Sie war wirklich wunderschön. Blond, blauäugig und einfach nur perfekt.

Sie lächelte mich mit einem falschen Lächeln an. "David ist oben" sagte sie und ging an mir vorbei nach draußen. Ich blieb noch ein paar Sekunden stehen, um mich zu beruhigen, dann ging ich hoch.

"Emily, was machst du hier?" Seine Stimme klang gefühlskalt, als er das fragte.

"Ich hab mir Sorgen gemacht, weil du dich nicht gemeldet hast und heute nicht in der Schule warst. Ich glaube diese Sorgen waren unbegründet" Mein Mund lächelte, aber meine Augen waren gefüllt mit Tränen.

"du hast gelauscht" stellte er fest. Ich ging nicht darauf ein.

"Du liebst sie also? Ok. Warum zum Teufel spielst du so mit meinen Gefühlen? Ich dachte du wärst ein netter Junge und jetzt sehe ich, dass du ein Arsch bist!" schrie ich ihn an.

Er sah mich verdutzt an "Emily, ich glaube wir haben ein kleines Missverständnis" sagte er ruhig. Ich schüttelte den Kopf "Du bist ein Missverständnis!" schrie ich und rannte aus seinem Zimmer, ohne zu Hören, was er zu sagen hatte. Es war mir egal. Er hatte mich verarscht, die ganze Zeit lang und ich war auch noch drauf rein gefallen.

Ich knallte die Haustür zu und lief, anfangs in menschlicher Geschwindigkeit, später, als ich weit genug von seinem Haus entfernt war, dann so schnell ich konnte. Ich hatte wieder solche Aggressionen in mir und rannte in den Wald und suchte nach irgenetwas, was ich kaputt machen konnte.

Als ich abends zu Hause ankam, ging ich an den Pc und loggte mich bei Facebook ein. Ich musste einfach Mary schreiben, auch wenn sie nichts mehr von mir wissen wollte. Wir waren beste Freunde und hatten uns geschworen immer füreinander da zu sein. Ich ging auf die letzten Nachrichten, doch ihr Name war schwarz.

SIE HATTE MICH BLOCKIERT!

Wieder schossen die Tränen aus mir heraus. Warum verlor ich aufeinmal alles?! Ich schrieb ihr eine SMS, aber sie antwortete nicht. Sie hatte mich wirklich abgeharkt. Heulend warf ich mich aufs Bett und ballte die Hände zu Fäusten.

Fünf Minuten später vibrierte mein Handy. Ich schaute sofort drauf, in der Hoffnung, Mary hätte mir geschrieben, aber sie war von David.

Mach mir die Tür auf, bitte.

Ich blieb liegen. 30 Sekunden später kam wieder eine SMS

Ich weiß, dass du zu Hause bist, bitte mach mir die Tür auf, ich muss mit dir reden.

Wieder blieb ich liegen und schmiss das Handy auf den Boden.

Es war ein Nokia, also konnte es sowieso nicht kaputt gehen.

30 Sekunden später klopfte jemand an mein Fenster. Erschrocken drehte ich mich um und starrte fassungslos auf David, der draußen, auf meiner sich in 10 Meter Höhe befindenden Fensterbank saß.

Wie hatte er das geschafft???

"ich habe viel Zeit und ich werde auch nicht gehen, bevor ich nicht mit dir geredet habe" rief er mir durchs Fenster zu.

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und stand auf.

The hunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt