Kapitel 18

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[Emily]

Mary saß in einem dunklen Raum, gefesselt und geknebelt. Es war kalt dort, auch wenn ich es nicht spürte, wusste ich es. Wie in einem Traum. Sie versuchte durch die Binde um ihren Mund hindurch zu schreien, aber es kamen nur schrille Geräusche raus.  

In dem Raum war keine Beleuchtung und das einzige Licht kam durch den kleinen Spalt eines vor das Fenster gezogenen Rollos. Neben ihr tauchte plötzlich ein Mann mit einer dunklen Kaputze über dem Kopf auf. Ich erkannte sein Gesicht nicht, aber ich wusste wer es war. Das war der Mann, der mich verwandelt hatte.

Ich blinzelte einmal und befand mich wieder in der Realität. Oder war das überhaupt die Realität? Um mich herum lagen ein Haufen Blätter und Äste von draußen und wieso waren die Fenster und alle Spinde auf? Bin ich das etwa gewesen?!

Ich wandt den Blick davon ab und schaute Dave an, der mich entsetzt und gleichzeitig besorgt anschaute.  

"Mary" flüsterte ich mit brüchiger Stimme. Er zog mich sofort weg von hier und verschwand mit mir aufs Mädchenklo. 

"Was war das gerade?" fragte er ernst, als die Tür hinter uns zugefallen war. Er hielt mich fest und ich versuchte nicht zu weinen. "Ich hatte eine Vision von Mary, wie sie in einem dunklen Raum saß! Sie wird von einem Vampir gefangen gehalten, von dem der mich verwandelt hat" schluchzte ich.  

"ich fasse es nicht" sagte er ganz leise zu sich selbst und drehte sich um. "Du bist eine Hexe?!" fragte er mich dann aufgebracht. 

"Nein" widersprach ich kopfschüttelnd. "Meine Mutter ist sowas in der Art, aber ich doch nicht!" Das konnte nicht sein. Ich war ein Vampir und Vampire konnten keine Hexen sein. Sie waren Priester der Natur und Vampire waren alles andere als das. 

"Du hast gerade den ganzen Schulflur auf den Kopf gestellt, bist du dir sicher, dass du dir das nicht doch noch mal überlegen solltest?!" Er hielt mich wieder fest. 

Jetzt wurde mir alles klar. Die Manipulation, die Schmerzen, die ich Marys Exfreund zufügen konnte und das eben. Ich war nicht nur ein Vampir, sondern auch noch eine Hexe!

"Vielleicht ist es möglich, dass die Fähigkeiten meiner Mutter an mich weitergegeben wurden und wie alles andere auch viel stärker geworden sind, seit ich ein Vampir bin." überlegte ich laut.

"Aber du -" sagte ich ernst "Wenn du wirklich ein Vampirjäger bist, dann musst du mir helfen Mary da raus zu holen!" Ich zitterte vor Sorge um sie. Wir hatten uns zwar gestritten, aber sie war für mich immer noch wie eine Schwester. Und, dass ich sie gesehen hatte, konnte nur bedeuten, dass sie an mich dachte. Ich habe schon früher immer gespürt, wenn etwas nicht in Ordnung war und wenn sie mich brauchte, auch wenn ich gar nicht in ihrer Nähe war. Wir hatten eine besondere Verbindung zueinander.

"Beruhig dich erstmal" warf David ein "Prüf erstmal nach, ob sie wirklich nicht einfach nur zu Hause ist"

Ich nickte "ja du hast recht. Das ist wohl besser" murmelte ich.

Ich unterdrückte meine Handynummer, damit sie mich nicht ignorierte und rief sie zu Hause an. Nach 7 mal tuten ging ihre Mutter dran.

"Hallo, ist Mary zu Hause, hier ist Emily. Es ist wichtig"

"Nein, sie ist für ein paar Tage verreist. Ich weiß nicht wohin."

"Ok, dann Tschüss"

Ich legte auf. Ihre Mutter würde sie niemals einfach so verreisen lassen, ohne zu wissen wohin. Sie musste bedroht oder manipuliert wurden sein.

The hunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt