Kapitel 9.2

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"Mama?!" rief ich erschrocken und konnte gerade noch rechtzeitig ihren Kopf halten, bevor er auf den Boden prallte.

Ihr Herz schlug noch und sie atmete schwach, doch ihre Augen waren geschlossen.

Nein! Nein! Neeeiiiiin!!! Nicht sie! Nein!

"Mama, wach auf, bitte" flüsterte ich unter Tränen. Sie hatte sich zu sehr angestrengt, das hat ihr nicht gut getan. Aber sie durfte nicht sterben!

Ich hörte, wie er Herzschlag langsamer wurde.

Jetzt musste ich handeln. Ich legte ihren Kopf auf den Boden und meine Hände auf ihr Gesicht.

"Bitte bitte bleib, bitte" flüsterte ich immer wieder, während ich versuchte ihr Lebensenergie zu übergeben. Ich hatte sowas noch nie gemacht und hatte auch keine Ahnung, wie das funktionierte, aber irgendwas musste ich doch machen.

Lebe, dachte ich. Du musst leben.

Ich versuchte alles, doch es nützte nichts. Nach einer Weile verstummte ihr Herzschlag und auch ihre Atmung.

"Neeeiiin" brachte ich unter Tränen hervor, während ich ihren Oberkörper hochnahm und sie umarmte.

Ich saß Minutenlang nur da und weinte ihren Rücken voll.

"Emily" hörte ich plötzlich eine heisere Stimme.

Sofort lehnte ich mich zurück und sah meiner Mutter in die Augen.

Sie lächelte mich an und wischte meine Tränen weg.

Wir beide lächelten.

"Oh Gott Mama, ich dachte du..du wärst..."

Ihr Lächeln wurde breiter. "Das war ich mein Kind. Die Geister haben mich zurück geschickt, weil meine Seele spürte, dass ihr Platz hier unten ist."

Ich schaute sie mit großen Augen an. Dann schloss ich sie einfach wieder in die Arme, weil ich nicht in der Lage war zu sprechen.

Meine Mutter erholte sich schnell wieder. Über Nacht nahm ich sie mit zu mir und erzählte David, sie wäre krank. Er empfing sie mit offenen Armen, da die beiden sich sehr gut verstanden.

Ich blieb wach und passte auf sie auf, damit ich ihr helfen konnte, wenn wieder etwas passierte, aber zum Glück geschah ihr nichts mehr.

Am nächsten Tag brachte ich sie wieder nach Hause, weil es ihr inzwischen wieder gut ging.

Die nächsten Tage verliefen dann ohne weitere Zwischenfälle.

Ich stellte mir jeden Tag vor, wie ich ein Baby im Arm trug und träumte sogar Nachts davon.

Ich war fest davon überzeugt, dass es klappen würde.

Eines Morgens klingelte das Telefon, als ich unter der Dusche war und David ging ran. Ich konnte ihn von der Dusche aus hören.

„Hallo?...Nein Emily ist grad unter der Dusche, soll ich ihr was ausrichten? Aha... Ja... Das ist ja interessant... Ist gut, ich werde es ihr sagen” dann legte er auf.

„Wer war das, Schatz?” rief ich ihm von der Dusche aus zu.

„Deine Mutter” rief er mit einem Hauch von gereiztheit in der Stimme.

Augenblicklich drehte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche.

Ich band mir schnell ein Handtuch um und verließ dann das Bad und ging zu ihm.

„Was wollte sie denn?” fragte ich ganz beiläufig. Ich hatte ihr nicht gesagt, dass David von der Sache mit dem Zauber nichts wusste und hatte ein wenig Angst, dass sie es ausgeplaudert hat.

„Ach” sagte er schulterzuckend und zappte im Tv herum. „Nichts wichtiges. Nur etwas von eimem FRUCHTBARKEITSZAUBER” er betonte das letzte Wort extra scharf und drehte dann sein Gesicht langsam zu mir. Ich starrte ihn nur entgeistert an.

„Schatz, gibt es irgendetwas, worüber du mit mir reden möchtest?” fragte er dann sarkastisch.

„Ist ja gut, ich bin zu meiner Mutter gegangen und habe sie gebeten einen Zauber mit mir zu machen, weil ich unbedingt ein Kind haben wollte” gestand ich jetzt endlich.

Sein Blick schwankte zwischen wütend und verwirrt.

„Emily du bist ein Vampir, du kannst keine Kinder kriegen” sagte er scharf.

Ich schluckte. So direkt hatte er mir das noch nie gesagt. Er hat es sonst immer so verpackt, dass es nicht mehr allzu schlimm klang.

„Du hast selbst gesagt, ich kann alles erreichen, was ich will. Und das will ich!” schrie ich den Tränen nahe.

„Du kannst nichts zaubern, was Unmöglich ist!” schrie er mich an.

Ich zuckte zurück.

„Das ist das gleiche, als würdest du einen Stein dazu bringen zu sprechen!” fügte er wütend hinzu. Warum rastete er denn jetzt so aus?

Unwillkührlich holte ich aus und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.

Es knackte laut und das einzige was ich noch wahrnahm, war das Blut, das aus seiner gebrochenen Nase strömte.

Erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund. Was hatte ich getan?! Ich hatte meinen Mann blutig geschlagen. Wahrscheinlich konnte ich von Glück sagen, dass nichts schlimmeres passiert war, wenn man bedachte, dass ich mit bloßen Händen einen riesigen Stein zertrümmern konnte.

„David ich...” setzte ich an, doch er schüttelte den Kopf, während er versuchte mit seinen Händen das Blut abzuhalten.

„Ist ok, geh einfach”

Ich wollte ihn irgendwie trösten oder mich entschuldigen, aber ich konnte nicht länger hier bleiben. Wir beide wussten, was für eine starke Wirkung sein Blut auf mich hatte.

Roch ich gewöhnliches Blut, hatte ich mich gut unter Kontrolle, aber bei ihm war es fast unmöglich.

Ich stürmte raus aus dem Zimmer und auch gleich aus dem Haus. Da klingelte mein Handy.

Es war Mary.

„Oh mein Gott Emily, du glaubst nicht wie glücklich ich grad bin. J-J hat mir einen Antrag gemacht. Du weißt, was das heißt, oder? Du darfst endlich meinen Junggesellinnenabschied planen!” rief sie ohne Punkt und Komma durch den Hörer.

Ich freute mich natürlich für sie, aber ich hatte gerade andere Sorgen.

„Wow Mary, das ist ja super” sagte ich und versuchte glücklich zu klingen, aber sie merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.

„Was ist los?” fragte sie besorgt.

Ich überlegte kurz, ob ich es ihr erzählen sollte, entschied mich aber sofort dafür. Sie war schließlich meine beste Freundin.

„Kann ich vielleicht zu dir kommen?”

„Na klar” sagte sie und damit legte ich auch auf.

Sollte ich David sagen, wo ich hin ging? Aber nein, bestimmt hatte er es mit gehört. Also stieg ich in meine Wagen und fuhr zu Mary.

Sicher hätte ich auch laufen können und das wäre sogar wesentlich schneller gegangen, aber mir war mehr nach Auto fahren zu Mute.

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