Kapitel 17

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Von jetzt an nahm ich mir vor, meiner Mutter alles zu erzählen und dadurch fühlte ich mich viel besser. Ich konnte wieder lachen, obwohl es zwischen mir und Dave vorbei war und obwohl ich ein Vampir war. Ich war auch nicht mehr ständig wütend und musste irgendetwas kaputt machen. Immer wenn mich etwas bedrückte erzählte ich es ihr und sie war für mich da und half mir.  

In der Schule konnte ich mich jetzt besser konzentrieren und niemand sah mir mehr an, dass ich innerlich zerbrach. Es war auch nicht mehr so.

Eines Tages sollten wir in Geschichte Gruppenarbeit machen. Als der Lehrer die Namen meiner Gruppenmitglieder vorlas erstarrte ich. David war in meiner Gruppe. Na toll. Als könnten wir zusammen arbeiten, wo wir uns noch nicht mal Hallo sagten. Ich hätte meinen Lehrer natürlich problemlos dazu bringen können, mich in eine andere Gruppe zu stecken, aber meine Mutter hat gesagt, Leute zu manipulieren ist schwarze Magie und sie muss es ja wissen.  

Sie ist so etwas wie eine Hexe, was ich früher nie geglaubt habe, aber jetzt waren Hexen die wohl am wenigsten übernatürlichen Wesen in meinem Leben. 

Also ging ich mit Dave, Lucy und einem anderen Klassenkameraden namens Chris nach draußen auf den Flur, wo wir als Gruppe die Aufgaben lösten, die herr Müller uns aufgegeben hat.  

Dabei schien es als würden David und ich uns trotz allem recht gut verstehen. 

Wir arbeiteten eigentlich eher als Partner, weil Lucy und Chris damit beschäftigt waren, über die Lehrer zu lästern.

[Davids Sicht]

Ich war nicht gerade begeistert, dass ich mit Emily zusammen arbeiten musste, aber ich tat so, als wäre es mir egal.  

Ich dachte ich wäre über sie hinweg, aber als ich ihr gegenüber saß und in ihre wunderschönen blauen Augen schaute, wusste ich, dass es nicht so war. Ich weiß, sie ist ein Vampir und eigentlich dürfte ich nichts als Abscheu ihr gegenüber empfinden, aber ich liebte sie.  

Wir arbeiteten an der Aufgabe und immer wenn sie nicht hinsah, beobachtete ich sie heimlich. Ich hatte das Gefühl, sie tat dasselbe. 

"Was hast du über Napoleon rausgefunden?" fragte ich sie und schaute zu ihr auf. Sie saß steif auf ihrem Stuhl und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Luft. Plötzlich packte sie meinen Arm so fest, dass sie ihn beinahe zerquetschte.  

Alle Fenster schlugen mit einem Mal auf und von draußen wehten Äste und Blätter herein. Die Spindtüren gegenüber von den Fenstern klappten allesamt auf, sogar die abgeschlossenen, und alle Blätter flogen heraus und wirbelten umher. Chris und Lucy schauten sich erschrocken um und versteckten sich unter dem Tisch. Emily klammerte sich immer noch an meinen Arm und ihr Griff wurde sogar noch stärker und ihre Augen weiteten sich noch mehr. Es sah aus, als würden ihre Lider gleich reißen. 

"Emily!" rief ich immer wieder und rüttelte an ihrem Arm, doch sie reagierte nicht. Sie war wie in Trance versetzt und es schien, als würde sie das alles hier verursachen.  

Draußen zogen plötzlich dunkle Wolken auf und es fing an zu regnen. Durch den Wind wurde der Regen zu uns herein geweht. Chris und Lucy liefen in die Klasse.  

Plötzlich hörte alles auf. Emily blinzelte einmal und sah sich dann verwirrt im Raum um. Sie warf einen Blick auf die offenen Fenster und das Chaos aus Papier, Blättern, Ästen und allem was sonst noch hier rein geflogen ist. Dann fand ihr Blick mich und sie flüsterte nur ein einziges Wort. 

"Mary"

The hunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt