Kapitel 12

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Ich öffnete das Fenster einen Spalt und funkelte ihn an "Was willst du hier?" fragte ich trocken.

"Möchtest du mich nicht herein lassen?"

Ich riss das Fenster weit auf und ging ihm aus dem Weg. Mit verschränkten Armen stellte ich mich vor ihn. "Okay" sagte ich streng "erstens, wie hast du es geschafft hier hoch zu kommen und zweitens, was willst du hier?!"

"Das Mädchen, was vorhin bei mir war, war nicht meine Freundin" sagte er ruhig. "Das war meine Schwester."

Ich starrte ihn ungläubig an. "deine Schwester?!" wiederholte ich ihn. Er nickte. Okay, das war jetzt unangenehm. Aber das erklärte immer noch nicht, weshalb er, laut ihr, nicht mehr mit mir zusammen sein konnte. Dazu kam er jetzt.

"Es gibt etwas, was ich dir über mich erzählen muss." begann er und zog mich zum Bett, damit ich mich hinsetzen konnte. Er zögerte einen Moment und atmete durch. Dann fragte er "Was weißt du über Vampire?"

Ich schluckte. Was sollte ich darauf nur antworten.

"Sie sind übernatürliche Fabelwesen, die sich von Blut ernähren." sagte ich in einem Ton, als würde ich das lächerlich finden.

"okay" sagte er ganz leise zu sich selbst und überlegte. "Was wäre, wenn ich dir erzählen würde, dass es sie wirklich gibt."

Mir lief ein Schauer über den Rücken. "dann würde ich dich in eine Psychatrie einweisen lassen" sagte ich scherzhaft. Er lächelte.

"ernsthaft" sagte er. Ich zuckte die Schultern. "Ich weiß es nicht. Willst du mir sagen, dass du ein Vampir bist oder sowas?" Ich tat so, als würde ich das amüsant finden, in Wirklichkeit war ich total angespannt.

"nein!" widersprach er sofort.

"Dave, ich habe echt keinen Nerv für solche Spielchen, jetzt komm bitte einfach auf den Punkt."

"Mein Name ist David gregor Junior und ich bin ein Vampirjäger"

Die Worte trafen mich wie ein Schlag, aber er war noch nicht fertig.

"Ich bin 1908 geboren und werde nicht mehr älter, seit ich angefangen habe meiner Bestimmung nachzugehen. Meine Schwester ist auch ein Jäger - wir selbst bezeichnen uns als Hunter - und deshalb möchte sie nicht, dass ich mit dir zusammen bin, weil ich einfach keine Zeit in meinem Leben für beziehungen zu Menschen habe."

ich schwieg, ich hatte keinen Schimmer, was ich dazu sagen sollte.

"Aber hab mich in dich verliebt" fügte er nach einigen Sekunden hinzu "Und ich möchte dich nicht verlieren. Wenn du von dir aus sagst, dass du nicht mit mir zusammen sein willst, weil du mit diesem ganzen übernatürlichen Zeug nichts zu tun haben möchtest, würde ich das verstehen. Ich würde es zwar nicht verkraften, aber ich würde es akzeptieren."

Wortlos schaute ich in seine flehenden Augen. Ich glaubte ihm, dass er mit mir zusammen sein wollte und dass er mich liebte und ich liebte ihn auch, aber wie sollte das funktionieren? Ein Vampir und ein Vampirjäger, der mich töten würde, sobald er herausfinden würde, was ich war? Keine gute Idee.

Ohne wirklich darüber nachzudenken und aus reinem Instinkt heraus drückte ich plötzlich meine Lippen auf seine. Warum zur Hölle tat ich das?!

Ohne die Lippen von seinen zu lösen setzte ich mich breitbeinig auf seinen Schoß und küsste ihn weiter. Er war im ersten Moment etwas überrascht, dann jedoch erwiderte er meinen Kuss sofort und drückte mich enger an sich. Ich drückte ihn sanft runter, sodass ich auf ihm lag und er drehte sich sofort um, sodass er auf mir lag. Anscheinend wollte er hier die Oberhand haben. Na gut, dachte ich, schlang meine Beine um ihn und presste meine Mitte enger an seine.

Warum tat ich das?!?! fragte ich mich wieder, konnte aber nicht wirklich aufhören, mich an ihn zu schmiegen. Ich spürte, wie seine Hände langsam unter mein Shirt glitten und es gefiel mir, seine Hände an meinem Körper zu spüren. So sehr, dass ich für einen kurzen Moment vergaß, mich zu kontrollieren und wieder Durst bekam. Augenblicklich verkrampfte ich und löste meine Lippen von seinen. Ich schubste ihn von mir und setzte mich auf. Er sah mich verwirrt an.

"Deine Schwester hat recht" sagte ich ein bisschen aus der Puste und mit trauriger Stimme "wir können nicht zusammen sein"

In dieser Nacht schlief ich wenig. Ich hatte zu viele Gedanken im Kopf. Mein Freund war ein Vampirjäger und ich war ein Vampir. Dass es für uns keine gemeinsame Zukunft gab, war offensichtlich. Dennoch war der Gedanke, nicht mit ihm zusammen sein zu können, für mich unerträglich. Ich liebte ihn mehr, als ich je einen Menschen geliebt habe. Und ich wusste, dass er mich liebte. Alles wäre so einfach, wenn ich kein Vampir wäre. Wenn ich nicht an jenem Abend, den dunklen Weg entlang gegangen wäre und stattdessen die Straße genommen hätte. Dann würde ich wahrscheinlich grad friedlich neben Dave einschlafen und mein größtes problem wäre, wie ich Mary erzählen sollte, dass ich schon nach 5 Tagen Beziehung, mit ihm geschlafen habe. Falls ich das als Mensch überhaupt getan hätte. Ich weiß nicht, ob mein Verlangen nur so stark war, weil ich ein Vampir war. Jedenfalls wäre mein Leben um so vieles leichter gewesen. Erst, als ich wirklich darüber nachdachte, wurde mir klar, wie schrecklich es war ein Vampir zu sein. Ich wollte immer Kinder haben und eine Familie gründen, daraus würde jetzt nichts werden. In ein paar Jahren musste ich meine Mutter verlassen und konnte niemanden aus meiner Familie jemals wieder sehen, außer ich erzählte ihnen mein Geheimnis.

Ich musste für immer eine Oberstufenschülerin sein und tausend mal meinen Abschluss machen, weil ich für einen Job noch viel zu jung war! Und ich musste ein Leben voller Lügen führen und konnte mich niemals verlieben, weil alle Menschen für mich irgendwann zu alt waren und starben. Ich hasste mein Leben als Vampir und ich hasste den, der mir das angetan hatte. Ich hatte nur noch einen Wunsch: Denjenigen zu töten, egal wie.

The hunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt